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Der Weg herunter vom Schuldenberg

Von Sigrid Brandstätter und Elisabeth Prechtl, 08. Jänner 2019, 00:04 Uhr

LINZ. Warum schlittern Leute in Privatkonkurs? Wie kommen sie heraus? Und wie vermeidet der Onlinehandel eine steigende Zahl an Ausfällen?

1357 Menschen meldeten im Vorjahr in Oberösterreich Privatkonkurs an, aufgrund des leichteren Zugangs zu dieser Form der Entschuldung ein Anstieg um 36,7 Prozent. Aber warum gehen Leute in Privatkonkurs? Wie kommt es dazu? Und wie kommt man aus der Schuldenfalle wieder heraus?

Damit ist Thomas Berghuber, Geschäftsführer der Schuldnerberatung in Oberösterreich, täglich konfrontiert: zu wenig Überblick über die eigenen Ausgaben, Verlockungen wie Null-Prozent-Ratenzahlungen erliegen, dazu Einkommensschwankungen wegen Arbeitslosigkeit oder Karenzen. Meist ist es eine Mischung, die Konsumenten in die Schuldenfalle tappen lässt. Auch eine Selbstständigkeit mündet manchmal in der Firmen- und in der Folge in der privaten Pleite des Unternehmers.

Video: Jeder dritte Oberösterreicher ist mit Schulden ins neue Jahr gestartet. Experten beurteilen den Trend, dass die Hemmschwelle dahingehend sinkt, als gefährlich.

 

Berghuber nennt Beispiele dafür, wie sich Leute sukzessive verschulden: „Man zieht in eine größere Wohnung, kauft vermehrt auf Raten, bestellt im Internet und schaut nicht auf sein Bankkonto.“ Weil der Überziehungsrahmen heute bei Banken „Barzahlungsreserve“ oder „Ihr finanzieller Spielraum“ heißt, fehlt das Bewusstsein dafür, dass es sich dabei schlicht um ein überzogenes Girokonto mit hoher Zinsbelastung handelt. „Man kann weiter beim Versandhandel bestellen und mit Kreditkarte bezahlen“, sagt Berghuber – und rutscht damit immer tiefer in ein Finanzloch.

Diese finanzielle Leichtigkeit und die daraus folgende Unbedachtheit werden zunehmend auch für die kleineren Online-Versandhändler ein Problem. Für diese ist die bei größeren Versandhändlern übliche Bonitätsprüfung mit einem hohen technischen Aufwand verbunden. Kleinere Onlinehändler beklagen eine steigende Rate an Forderungsausfällen.

Alle größeren Anbieter führen im Hintergrund sogenannte Bonitätschecks durch, sobald die Kunden Gegenstände in den virtuellen Warenkorb legen. „Während sich die einzelnen Seiten aufbauen, werden die Kundendaten an Gläubigerschutzverbände geschickt“, sagt Martin Sonntag, Obmann für Versand- und Internethandel in der Wirtschaftskammer Oberösterreich (WKOÖ).

Die Prüfung erfolgt in dem kurzen Zeitraum, bis die Zahlungsmodalitäten auftauchen. Das Ergebnis der Schnellprüfung hat Auswirkungen auf die Zahlungsarten, die dem Kunden angezeigt werden: „Ein Kauf auf Rechnung ist nur bei guter Bonität möglich“, so Sonntag. Auch Unternehmen wie Mobilfunker und Autoleasing-Anbieter würden auf diese Art die Bonität ihrer Kunden überprüfen.

Video: Thomas Berghuber von der Schuldnerberatung spricht über sozialen Druck, betroffene Menschen und die größten Fehler bei Schulden.

Keine Schulden für Alltägliches

Aktuell steht diese Möglichkeit aufgrund der hohen Kosten und des Programmieraufwands nur größeren Unternehmen offen. Laut Sonntag arbeitet die WKOÖ daran, in den kommenden Monaten auch kleinen Betrieben eine Bonitätsprüfung zu ermöglichen.

Berghuber sieht diese Entwicklung positiv: „Einen Kredit nicht zu bekommen ist besser für beide.“ Der Schuldnerberater warnt darüber hinaus: „Keine Schulden für Konsumprodukte machen.“

 

Haus als Schuldenfalle

 Sie wollten zuviel: Ein eigenes Heim, den Kindern alles bieten. Am Ende hatte das Ehepaar 500.000 Euro Schulden bei Banken, Bauunternehmen sowie Versandhändlern. Beide meldeten Privatkonkurs an. Die Ehe ist gescheitert.

Die 59-Jährige aus Linz wollte gemeinsam mit ihrer Familie einen Bauernhof im Burgenland renovieren: „Wir wollten unseren drei Kindern alles bieten, was andere Kinder haben. Mein damaliger Mann hat dann auch noch seinen gut bezahlten Arbeitsplatz verloren“, sagt S. im OÖN-Gespräch.

Der Schritt in die Privatinsolvenz sei für sie „eine Erleichterung“ gewesen: In einem Zahlungsplan verpflichtete sich die Frau, sieben Jahre lang eine Quote von zehn Prozent an ihre Gläubiger zu zahlen. Seit 2016 sind alle Verbindlichkeiten getilgt.

Heute arbeitet Frau S. als Büroangestellte. Sie räumt ein, dass ihr Konkurs vermeidbar gewesen wäre. Die Einkäufe bei den Versandhändlern rechtfertigt sie nach wie vor: „Meine Kinder sind immer im Vordergrund gestanden.“

Allen Betroffenen rät sie, den Kopf nicht in den Sand zu stecken: „Ich schaue heute bewusster, was ich kaufe, und führe ein Haushaltsbuch. So behält man besser den Überblick, was man zur Verfügung hat.“

 

Ein Unfall mit Folgen

Die Pechsträhne von Helmut begann 2001. Der Unternehmer hatte auf einer Baustelle einen schweren Unfall, war einen Monat auf der Intensivstation, und erst nach neun Monaten wieder in seiner Stukkaturfirma zurück.

„Wenn ich angerufen habe, haben mir meine Angestellten versichert, alles laufe gut. In Wahrheit haben sie Material abgeholt, viel auf eigene Rechnung gearbeitet und es laufen lassen“, sagt der heute 70-Jährige rückblickend. So wurden auch keine Abgaben mehr gezahlt. Jahrelang versuchte er, die anschließenden finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen – ohne Erfolg. Auf die Pleite als Unternehmer folgte die Scheidung. Jahrelang wurde die Invaliditätspension auch um Exekutionen gekürzt. „Ich hatte 1100 Euro für Wohnung und Leben. Irgendwann habe ich es nicht mehr geschafft.“

Es folgten mehrere Suizidversuche. Erst im Sommer 2018 ging der Linzer zur Schuldnerberatung. Weil alte Firmenverbindlichkeiten wieder schlagend wurden, hatte er nicht nur 40.000 Euro beim Finanzamt, sondern plötzlich 120.000 Euro Schulden. Jetzt steht er vor einem Abschöpfungsverfahren, das ihm mehr zum Leben lässt als bisher, weil die Exekutionen wegfallen. „Ich habe jetzt wieder die Chance auf ein normales Leben. In fünf Jahren bin ich schuldenfrei.“

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16  Kommentare
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Grufti2016 (433 Kommentare)
am 08.01.2019 11:40

Wirtschaftsaufschwung ist ein Werbeslogan und dennoch verdienen die Menschen die rund um die Uhr ackern nicht viel. Man glaubt diesen Worten und schon beginnt die Abwärtsspirale. Bei Hauskosten von 350000€ ist bei einem Ausfall 1er Arbeitskraft Schluss mit lustig trotz niedriger Raten oder Fixzinsen. Streit ums Geld und dann geht es los. Das Problem ist das sich niemand eingesteht der in so ein Falle läuft das keine Reserven vorhanden sind und wenn ein kleiner Faktor ausfällt kracht es. Die Banken verdienen sehr viel obwohl die Zinsen im Keller sind. Man überlege 500000€ und 2,3-2,7% Zinsen glaub ich sind üblich. Banken haben eine Doppelte Sicherheit. Einen Bewohner der sein Haus hegt und pflegt. und dann die Immobilie die erst dann wegfällt wenn bezahlt worden ist bist dahin ist man Untermieter der Bank. Die Einkommen sind heute so niedrig das die meisten Dinge auf Pump gekauft werden müssen auch hier wird verdient. Jeder weis wie schwierig und langwierig es ist Überziehung abzubauen

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jago (57.723 Kommentare)
am 08.01.2019 09:21

> Die Einkäufe bei den Versandhändlern rechtfertigt sie nach wie
> vor: „Meine Kinder sind immer im Vordergrund gestanden.“


Der Mann hat nichts davon gewusst. Der ist nicht im Vordergrund gestanden und den hat sie abgeschüttelt.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 08.01.2019 07:42

zu 90% Leben in Saus und Braus über die Verhältnisse. So schauts aus.

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 08.01.2019 09:08

Oder nur 45%;

Denken vorm Schreiben: wenn die Sache schlecht wäre, würden Wirtschaftstreibende NIE zustimmen. Und letzten Endes ist der Grund für das Prozedere unwichtig.

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jago (57.723 Kommentare)
am 08.01.2019 09:32

Wenn die Banken nicht so gut an den Überziehungszinsen verdienen würden*) , dann gäbe es viel, viel weniger solche Privatkonkurse.

*) "wenn ist nicht mehr würdelos"

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Rufi (4.739 Kommentare)
am 09.01.2019 16:51

Tschego, wir brauchens manchmal, weils einfacher ist

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jago (57.723 Kommentare)
am 08.01.2019 09:27

Das erinnert mich an die Zeit, als ich noch rauchte. Die Zigarettenschnorrer haben die wenigen Zigaretten, die sie geschenkt haben 10 mal wertvoller gerechnet als die, die sie geschnorrt haben.

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 08.01.2019 06:01

Privatkonkurs ist Betrug an freien Marktwirtschaft.

Konsumierte Güter müssen bezahlt werden.

Problem ist Staat bei Vereinen und öffentlichen Instituionen für Schulden haftet. Jedoch bei Bevölkerung die exekutierte Forderungen haben und Betrug/Diebstahl ausgesetzt sind, zuschaut.

Diese sogar massakriert bzw. Verbrecher laufen lässt.

Dazu kommt WK OÖ nichts tut und kann.

Jede Institution hat hundert Ausreden.
Wer Anderer ist dafür zuständig.

Dazu kommen Schuldnerberatungen die unfähig sind.
Weils Forderungen auch wenns exekutiert sind nicht anerkennen.

Der Staat muss endlich für seine Mitarbeiter Verfehlungen, weils Recht und Gesetz nicht durchsetzen übernehmen.

Dazu kommt das viele Frauen nur auf Schein aus sind. Einen Unternehmer zu heiraten oder zu bekommen. Und für Firma nichts tun. Und sobald es Problem gibt der Mensch sein wahrens Gesicht zeigt.

Warum wird Betrug in Institutionen nicht erwähnt die für Sicherheit Sorgen Verantwortung tragen.

Warum versagt Justiz?

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Grufti2016 (433 Kommentare)
am 08.01.2019 11:46

Hätten die im Privatkonkus geratenen Menschen nicht konsumiert gäbe es sehr viel weniger Marktwirtschaft. Die meisten hätten gar keine Wohnung denn nicht wie gesagt 30% sind Wohnungskosten sonder 70-80% da braucht es 2 Personen dies zu stemmen fällt einer weg ist es vorbei. Billige Wohnungen gibt es einfach nicht mehr oder sind belegt. Der Kaufrausch ist ein Weg den Wirtschaftsmotor am laufen zu halten.

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vonWolkenstein (5.562 Kommentare)
am 08.01.2019 05:37

Das ist in der Regel ein Erziehungsproblem. Wenn Eltern sich das Geld nicht einteilen können und am Monatsende blank sind, dann übernehmen in der Regel die Kinder diese schlechte Gewohnheit, weil für das ein Normalzustand ist, wenn keine Reserven vorhanden sind. Ob man mit dem Geld richtig umgeht oder nicht ist auch eine Charakterfrage.

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 08.01.2019 06:12

Vollkommener Blödsinn.

Ich habe immer meine ganzen Einnahmen ins Geschäft investiert um alle Abgaben/Steuern bezahlen zu können.

Als ich nach 4 Einbrüchen zusperrte.
Der Letzte Einbruch wurde von Versicherung nicht bezahlt.

Klagte dagegen. Bemerkte ich wieviele Versager es in öffentlichen Institutionen gibt.

Bei uns ist Recht/Gesetz nur auf Papier stehend.
In Realität rührt keiner Finger, wenns um Recht und Gesetz geht oder um Verbrechen aufzuklären.

Auch nicht die die dafür in politischen Institutionen wie WK - Justiz usw. arbeiten oder die dafür Geld bekommen Rechtsanwälte.

Österreich besteht aus einem Sauhaufen von Dilettanten die Menschen in Not ruinieren.

Bevölkerung ist so ungebildet. Das nicht zu durchschauen.
Politik und derer Mitarbeiter Problem sind.

Was nützen mir Recht/Gesetz wenn es nicht von zuständigen Behörden angewandt wird und diese nur blockieren und Ausreden haben Verbrechen vertuscht.

Ich verlor dadurch mein ganzes Leben und Vertrauen in Mensch Staat.

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lancer (3.688 Kommentare)
am 08.01.2019 09:19

ist doch ein gutes Gefühl wenn man sich einreden kann das die Anderen schuld sind.

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penunce (9.674 Kommentare)
am 08.01.2019 05:20

Den Schuldenmachern stehen schwere zeiten bevor:

*Information gemäß VKrG per 07.01.2019*
Sollzinsen: 12,75000 %
Verzugszinsen: 4,75000 %
Eine Änderung der Konditionen kann entsprechend
den in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen enthaltenen
Änderungsklauseln erfolgen.

Die gemachten Schulden, ich schreibe von Urlauben, Autos und Luxusreisen/Gütern, werden so manchen in die Armutund in den Privatkonkurs treiben......

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herzeigbar (5.104 Kommentare)
am 08.01.2019 06:21

Ich habe immer während meiner Selbstständigkeit gespart.

Und mir keine Urlaube gegönnt/teures Auto usw.
Sondern fuhr eines auf Leasing.
Bis ich es abbezahlt hatte.

Gleichzeitig ging ich nie in Urlaub oder sonst irgendwas.
Gedankt hat es mir keiner.

Nach Zusperren nach Burn Out - schlief 100Mal Sekundenschlaf Ware abholen in Passau ein - half mir keiner.

Sondern es wurde noch schlimmer.
3 Jahre trotz Bezahlung aller SVA Abgaben usw. nicht vrsichert.

Und trotz Anzeigen 2014 hat Justiz/Politik OÖ bis HEUTE keinen Finger gerührt.

Sondern die warten nur darauf das ich mich umbringe oder einen Blödsinn anstelle.

Nur das tue ich nicht. Du wirst sogar von Sozialorganisationen diskreminiert und mit Falschaussagen in psychische Zwänge gedrängt.

Einzigen die mir letztes Jahr halfen.
War die Bank. Dafür könnens auch was verdienen.

Auch wenn mir das Geld nachher fehlt.
Problem ist das in Österreich Verbrechen nicht wider gut gemacht werden und der Staat und Mitarbeiter TOTAL VERSAGEN.

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Istehwurst (13.376 Kommentare)
am 08.01.2019 07:32

Naja Burli da hast du was falsch gemacht.... ich war 30 Jahre selbstständig und versuche jetzt das Geld, welches ich durch den Verkauf meiner Firma lukrierte, mit beiden Händen auszugeben 😁😁 was mir aber nicht gelingen wird. Also arbeite was und hör auf zu sudern 💵😴

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 08.01.2019 07:43

wenn Ihnen das Geld ausgeben mit beiden Händen nicht gelingen mag - bitte bei mir melden - ich helfe Ihnen gerne!!

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