Bruderzwist im E-Bike-Stall
MATTIGHOFEN. Erzeugern von Elektrorädern scheint seit Jahren die Sonne. Schon vor Start der Saison sind sie weitgehend ausverkauft. Nur der Streit der Mattighofner Erzeuger wirft Schatten.
Der Bruderkrieg ist jetzt im Fahrradfachhandel offensichtlich: In vielen Verkaufsräumen stehen die Elektro-Bikes der Firma KTM gleich neben denen von Husqvarna. KTM-Motorrad-Chef Stefan Pierer hat seine schwedische Motorradmarke Husqvarna aufgeboten, um wie sein Nachbar in Mattighofen ins lukrative Geschäft mit Elektrofahrrädern einzusteigen. Ein Rechtsstreit zwischen Rad- und Motorradfirma um die Marke KTM ist anhängig.
"Ich verkaufe beide Marken extrem gut", sagt der Mühlviertler Sporthändler Andreas Haderer. KTM habe die deutlich breitere Palette. Angebot belebe das Geschäft, und es unterscheide sich hier zudem klar: KTM habe Bosch- und Husqvarna Shimano-Antriebe. "Da differenzieren viele Kunden klar", sagt Haderer.
KTM-Rad verdreifacht
Eigentlich müsste den KTM-Fahrrad-Geschäftsführer Stefan Limbrunner diese Konkurrenz, die nur rund 30.000 Räder verkauft hat, nicht ärgern: "Wir werden die Verkaufszahlen unserer E-Bikes in drei Jahren verdoppeln. Die neue Produktion ist schon zu 90 Prozent verkauft." Dabei werden statt ursprünglich geplanter 110.000 Stück heuer gleich 130.000 Elektroräder erzeugt und ausgeliefert.
Vom traditionellen Zweirad wird es heuer auch stattliche 100.000 Stück geben, aber es trägt nur noch 30 Prozent zum Jahresumsatz von 280 Millionen Euro bei. Sportgeräte mit elektrischem Antrieb sind international begehrt. "Wir stellen fest, dass die Käufer immer jünger werden", sagt Limbrunner, der im Vorjahr mit Johanna Urkauf deren Mutter Carola Urkauf-Chen und den langjährigen Geschäftsführer Franz Leingartner abgelöst hat.
Zweiter freundlicher Trend: Die Kunden werden immer anspruchsvoller und wählen Produkte mit einem Durchschnittspreis von 3000 Euro.
Der Trick mit Husqvarna
Carol Urkauf-Chen argumentiert, das Exklusivrecht, Fahrräder unter dem Namen KTM zu erzeugen und zu vertreiben, sei seit Anbeginn bei ihrem Unternehmen. Sie hat ein Kaufangebot Pierers abgewiesen. Das Markenrecht wird nun vor Gericht ausgefochten, mittlerweile in zweiter Instanz. Dass Pierer mit Husqvarna vor zwei Jahren den Start in den E-Bike-Markt forcierte, ärgert die Nachbarn. Sie haben geklagt, weil Pierers Partnerfirma Pexco im deutschen Schweinfurt die neuen Sportgeräte vertreibt und dabei auch mitunter den Namen KTM fallen ließ. Ganz ohne ging es aber nicht, denn die Firma gehört zu 49,9 Prozent der KTM Industries von Pierer.
Außerdem wollte der Industrielle keine Zeit verlieren, denn immer stärker zeigt sich das E-Bike als logische Erweiterung der Motorradpalette. KTM Industries gab bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme ab. Sie ist der deutlich Stärkere: knapp 6000 Beschäftigte, 1,5 Milliarden Umsatz. Die Radler bringen es aber auch bereits auf ein knappes Fünftel. Sie haben 600 Beschäftigte (500 Mattighofen, 100 Tschechien).
Carol Urkauf-Chen und Stefan Pierer werden wohl keine dicken Freunde mehr
1991 dürfte Stefan Pierer, nachdem er sich die Motorradsparte der zahlungsunfähigen Firma KTM in Mattighofen gesichert hatte, der entscheidende Fehler passiert sein.
Fahrräder waren damals völlig uncool. Auch Puch in Graz ging die Luft aus. Pierer konzentrierte sich mit seinem Partner Rudolf Knünz auf die KTM-Motorräder. Die Sanierung dieses Unternehmens war schon schwierig genug. So erhielt der Salzburger Kaufmann Hermann Urkauf den Zuschlag für die maroden Fahrräder. Erst seine Frau Carol Urkauf-Chen schaffte die nachhaltige Sanierung. Der große Erfolgslauf begann dann mit den Elektrorädern.
Da musste Pierer dann feststellen, dass die Fahrräder die logische Fortsetzung seiner Produktpalette sind. Er selbst muss aus Umweltgründen für seine Maschinen auch E-Motoren anbieten. Mit seinen Kaufplänen wies ihm Urkauf-Chen jedoch die Tür. Der Konflikt brach 2017 offen aus. Die beiden werden wohl keine Freunde mehr werden.
Video: KTM-Chef Stefan Pierer lässt unterdessen in der aktuellen Diskussion um eine Steuerreform aufhorchen. Pierer findet, wichtiger als die Senkung der Körperschaftssteuer sei eine steuerliche Entlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
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Wo ist eigentlich Hermann Urkauf, der Geschiedene von Carol und Vater der jetzigen Geschäftsführerin ?
Wenn man von diesen Fall keine Vorkenntnis hat, finde ich den Bericht irgendwie verwirrend. Andreas!
So wie sich hier auch in den Postings zeigt: ALLES IST PERSÖNLICH ORDINÄR
Der Herr Pierer kann halt nicht verlieren.
Muss er auch nicht. Wer gewinnt und wer verliert, zeigt sich erst später.
Kauf der Marke, alles eine Frage des Preises.
...und Herr Pierer ist nicht dafür bekannt, irgendwo zu viel zu bezahlen.
So wie bei den Wahlspenden wird eine ordentliche Rentabilität erwartet.
.. und im Kriesenfall hilft der LH und Pierer bringt dabei seine Schäfchen ins Trockene.
Herr Pierer wird kein Krisenfall. Eher seine Geschäftspartner.
Praktisch wenn auch der Finanzvorstand der Bub vom Landesrat ist.
Ist ja grundvernünftig, findet er nicht!?