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Erntewarnung treibt Nahrungspreise - Finanzinvestoren verstärken den Effekt

Von Josef Lehner, 26. Mai 2012, 00:04 Uhr
Erntewarnung treibt Nahrungspreise Finanzinvestoren verstärken den Effekt
Immer größer, schneller, teurer: Die wachsende Nachfrage nach Lebensmitteln kurbelt die Agrarindustrie an und lockt Finanzinvestoren. Bild: Claas

CHICAGO, WIEN. Um 17 Prozent sind die Weizennotierungen an der Warenbörse von Chicago in der vorvergangenen Woche gestiegen. Grund: Dürremeldungen aus den wichtigsten Getreideanbaugebieten der Welt, den USA, Russland und Australien.

Zuvor hatten sich Mais und Soja, die wichtigsten Futterpflanzen der Weltgemeinschaft, massiv verteuert. Die Sojabohne stieg auf einen Vierjahres-Rekord. „Das ist eine Katastrophe. Die Notierungen sind zwar etwas gesunken seither, ich rechne aber nicht damit, dass das Hoch schon erreicht ist“, sagt Agrarhändler Karl III. Pilstl aus Raab, der halb Mitteleuropa mit gentechnikfreiem Soja aus Südamerika versorgt.

Sojaschrot notierte Ende April ab Rotterdam mit 529 US-Dollar, gegenüber 358 vor sechs Monaten (plus 48 Prozent). Das muss mit Zeitverzögerung auf die Fleischpreise durchschlagen.

Mehr Preisabsicherung

Preisschwankungen führen außerdem dazu, dass sich Erzeuger, Händler und Verarbeiter verstärkt an den Warenbörsen mit Terminkontrakten absichern, um die Kosten ihrer Betriebsprozesse unter Kontrolle zu haben. „Mit der Volatilität steigen aber die Kosten der Absicherung“, sagt Rohstoffexperte Friedrich Glechner von der Volksbank AG Wien.

An den Warenbörsen treiben sich jedoch neben der Realwirtschaft mehr denn je Finanzinvestoren herum. Der Sonderbotschafter der Vereinten Nationen (UNO) für Ernährung, Olivier de Schutter, hat erst im April die Deutsche Bank massiv angegriffen, weil Finanzspekulanten auf den Rohstoffbörsen die Märkte destabilisieren und damit Nahrung für die Ärmsten der Welt unerschwinglich machen würden. „Die Deutsche Bank ist in diesem Markt führend, aber sie verhält sich verantwortungslos“, sagte der Menschenrechtsaktivist. Das Institut hat Anlageprodukte geschaffen, mit denen ihre Kunden auf Agrarrohstoffe und Agrar-preisindizes spekulieren können. Die Bank reagierte, dass es die Meinung der G-20-Staaten teile: Derivate auf Agrarrohstoffe gehörten transparenter gestaltet und strenger kontrolliert.

Finanzkonzerne am Pranger

Die Hilfsorganisation Oxfam hat jüngst Europas größten Finanzkonzern, Allianz, massiv angegriffen, weil er „ein Sechstel der weltweiten Anlagevolumina in Agrarrohstoffen“ halte. 11,4 Milliarden Euro von Allianz-Kunden sollen solcherart investiert sein.

Der deutsche Agrarwissenschafter Wilfried Bommert sieht ein Generalproblem: Seit der weltweiten Finanzkrise 2008/09 habe das globale Finanzkapital eine neue Spielwiese entdeckt, „um sagenhafte Gewinne zu machen“. In seinem neuen Buch „Bodenrausch – Die globale Jagd nach den Äckern der Welt“ (Verlag Eichborn) listet er auf, wie nicht bloß Länder wie China oder Saudi-Arabien auf anderen Kontinenten riesige Ländereien aufkaufen, um sich Nahrungsmittel zu sichern. Fachbegriff: Landgrabbing.

Anleger kaufen Äcker

Dabei mischen auch Finanz-, Rohstoff- und Agrarkonzerne mit. Ab 2008 hätten sie binnen 24 Monaten weltweit landwirtschaftlichen Boden von der Größe Frankreichs an sich gebracht – ein beispielloser neuer Kolonialismus. Allein 13 deutsche Fonds hätten 1,5 Millionen Hektar Ackerland in Afrika und Lateinamerika gekauft – um zehn Prozent mehr als die gesamte österreichische Ackerfläche. Gleichzeitig bilden sich im Handel und der Verarbeitung von Agrarrohstoffen Riesenkonzerne.

 

Kritik an den Preistreibern am Rohstoffmarkt:

"Indiens Agrarholding Karuturi wirbt neue Anleger mit 30 Prozent Rendite beim Kauf von Agrarland. Das ist ein schrilles Signal für weltweit knapp werdende Böden.“ (Wilfried Bommert, Buchautor „Bodenrausch“)

„Die Deutsche Bank ist in diesem Markt führend, aber sie verhält sich verantwortungslos. Sie tut so, als hätte sie keinen Einfluss auf die Preise.“ (Olivier de Schutter, UNO-Sonderbotschafter für Nahrung)

 

Wissenswert: 220 Millionen Hektar Agrarland sollen seit 2000 den Besitzer gewechselt haben, das Doppelte der gesamten EU-Ackerfläche. 2009 haben 1200 Firmen gekauft, im Schnitt 65.000 Hektar pro Fall. In Österreich hat ein Bauernhof im Schnitt 25 Hektar.




 

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15  Kommentare
15  Kommentare
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( Kommentare)
am 29.05.2012 14:30

Jeder kann auf Geldanlagen verzichten, die Mensch und Umwelt schaden! Keiner braucht Finanzprodukte, die auf Kosten der Ärmsten mit Nahrungsmitteln spekulieren!
Dafür setzt sich die Initiative handle-fair.de ein!

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( Kommentare)
am 27.05.2012 13:54

Knapper werdender Ackerboden der hemmungslos zubetoniert wird,unwegsame Steinhalden die als Nationalparks unter Naturschutz gestellt werden, diesen Unsinn werden die steigende Lebensmittelverknappung und -verteuerung eines Tages beenden.
Solange weltweit geschätzte 25% Nahrungsmittel weggeworfen werden, ist die dargestellte Dramatik ziemlich überflüssig und im Hinblick auf das Absinken der Ausgaben für Lebensmittel eines Haushaltes auf bald unter 10% nicht nachvollziehbar.
Die Wegwerf-und Spaßgesellschaft läuft Gefahr, ihre billigsten Sündenböcke, die Bauern zu verlieren. Höchste Zeit, dass alle selbsternannten Besserwisser und Verleumder in Politik und Berufsvertretungen die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln in die Hand nehmen, aber bitte nicht teurer als bisher, sonder weiterso mit Erzeugerpreisen wie vor 3 Jahrzehnten.

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tabatha (2.926 Kommentare)
am 27.05.2012 14:54

Ui, wenn das Pilatus liest! zwinkern

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landschafftleben (455 Kommentare)
am 27.05.2012 15:01

schreibt nicht mehr viel, seit er sich mit der OÖSPÖ überworfen hat. Er wird seitdem auch nicht mehr dafür bezahlt.

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jago (57.723 Kommentare)
am 27.05.2012 15:03

Soylent Green empfehlen.

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tabatha (2.926 Kommentare)
am 27.05.2012 15:03

War er sogar der SPÖ zu linkslink? Eigentlich schade, dass er kaum noch schreibt. Hab mich manchesmal königlich über ihn geärgert.

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jago (57.723 Kommentare)
am 27.05.2012 14:57

läuft Gefahr, ihre billigsten Sündenböcke, die Bauern zu verlieren.

sind großartig!

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landschafftleben (455 Kommentare)
am 27.05.2012 14:59

gehts kaum noch.

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cicero (6.590 Kommentare)
am 27.05.2012 15:11

Bist Du neu hier ?

Dann warte erst einmal, wie die Hyänen über Dich herfallen !
- "Landschaftsgärtner"
- "Hupfpepi Pühringer"

etc. etc.

Wenn Du als Bauer geboren bist, hast Du schon verloren !

Was alle vergessen:
Daß ohne Bauern die Gscheitwaschln nicht einmal etwas zum Fressen haben.

Aber die Zeiten werden sich ändern.
So wie nach dem 2.Weltkrieg werden die Obergscheiten dann zu den Bauern betteln gehen.
Bekommen werden sie gar nichts.
Ein paar schlaue Sprüche werden wir denen mitgeben ....

PS:
Ich, geboren als Bauernbub, bin heute nicht mehr Bauer.
Aber ich kann die Arbeit schätzen, die unsere Bauern leisten, um aus der Scholle wertvolle Lebensmittel zu erzielen.

Und diese Lebensmittel sind für Menschen, nicht für Spekulanten gemacht.
Die Spekulanten sollen bei der leeren Schüssel verhungern ! traurig

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Andrula (818 Kommentare)
am 26.05.2012 16:33

wie recht du hast ..

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Bergbauer (1.771 Kommentare)
am 26.05.2012 15:09

Finanzexperten wissen es mittlerweile: Ackerboden in Gunstlagen gehören zum Wertvollsten was diese Erde zu bieten hat. Warum man dann Grundbesitzer in Europa, die über diese Schätze verfügen, noch mit Euromillionen aus Steuergeld vom Mittelstand überschütten muss, weiß nur eine korrupte Agrarmafia mit ihren Lobbyisten in Brüssel.

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jago (57.723 Kommentare)
am 27.05.2012 14:43

meingottnaa!

Damit sie die Preise der Bauern aus Afrika und Asien und natürlich besonders aus den USA unterbieten können, wenns darum geht, nach Russland zu liefern.
:-(
oder zwinkern
oder grinsen
oder :-o

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Ameise (45.683 Kommentare)
am 26.05.2012 10:57

...

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eulenauge (19.448 Kommentare)
am 27.05.2012 16:08

Das heißt "Investoren" im wirtschaftsnahen Q-Blatt.

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jago (57.723 Kommentare)
am 28.05.2012 10:45

zu sarkastisch-unverständlich formuliert - und weg.

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