Wolfgang Kulterer: Der tiefe Fall vom hohen Ross

14.August 2010

Der Überraschungseffekt ist der Soko Hypo nach immerhin rund acht Monaten Ermittlungsarbeit gelungen: Am Freitagvormittag nahm die Sondertruppe der Polizei zur Aufklärung der Affäre um die Kärntner Hypo-Alpe-Adria-Bank deren ehemaligen Chef Wolfgang Kulterer fest – er soll die Bank um Millionen geschädigt haben, indem er etwa Kredite mit zu wenig Besicherung vergeben habe.

Der 56-jährige Manager gilt als zentrale Figur im Netzwerk der Kärntner Landesfinanzen und als Hauptverantwortlicher für die katastrophale Finanzsituation der Landeshypo, die im Dezember 2009 notverstaatlicht wurde. Der als extrem ehrgeizig bekannte Manager hat ein enges Verhältnis zur Landespolitik – der verstorbene Jörg Haider hielt ihm stets den Rücken frei.

In Hörzendorf bei St.Veit an der Glan geboren, in Kärnten aufgewachsen, schloss Kulterer 1979 ein Wirtschaftsstudium an der Wiener Wirtschaftsuniversität ab. Seine Berufslaufbahn startete er bei Waagner-Biro in Wien und schrieb nebenbei seine Doktorarbeit. 1981 schnupperte er erstmals Bankenluft als Trainee bei der Raiffeisen Zentralbank in Wien. Nach nur sieben Jahren und einem Post-Graduate-Studium an der Business School in Lausanne bestellte ihn die RLB Kärnten zum Geschäftsführer. 1992 holte ihn der damalige VP-Landeshauptmann Christof Zernatto in den Vorstand der Kärntner Landeshypothekenbank, die später nach dem Zerfall Jugoslawiens in Hypo-Alpe-Adria-Bank umbenannt wurde. In dieser Umbenennung spiegelte sich die exzessive Expansion des Instituts, bei der Kulterer die treibende Kraft war. In 13 Jahren vervielfachte Kulterer die Bilanzsumme von 1,9 auf 24,2 Milliarden Euro.

Der Höhenflug war abrupt vorbei, als 2006 aufflog, dass Kulterer 328 Millionen Euro an Spekulationsverlusten verschleiert hatte. Er wurde wegen Bilanzfälschung zu einer hohen Geldstrafe verurteilt und nahm den Hut als Vorstand. Das hielt ihn und die Landespolitik aber nicht davon ab, dass er weiter im Hintergrund die Geschicke der Bank lenkte – als Aufsichtsratsvorsitzender. Erst nach dem heute äußerst umstrittenen Verkauf der Mehrheit an die Bayerische Landesbank (rund um Investor Tilo Berlin) legte er sein Aufsichtsratsmandat zurück.

Kulterer verlegte seinen Wohnsitz nach England, machte Geschäfte in Rumänien. Die Justiz nahm ihn wegen dubioser Transaktionen am Balkan und Geldwäsche ins Visier. Der passionierte Reiter wies stets sämtliche Vorwürfe zurück.