"Wir werden Konkurrenten von Amazon, Microsoft"
WIEN. Der Argentinier Alejandro Plater ist seit 1. August 2015 Vorstandsvorsitzender der börsenotierten Telekom Austria Group mit knapp 17.000 Mitarbeitern, davon 8500 in Österreich. Er spricht im OÖN-Interview über die jüngste Unruhe im Konzern, seinen Führungsstil und seine Pläne.
Ein Sparpaket stehe nicht an. Eine Umstrukturierung des Konzerns sei jedoch nicht vom Tisch, so Plater.
OÖN: Was ist Ihr Resümee nach gut einem Jahr?
Plater: Meine oberste Priorität war, die operative Leistungskraft des Konzerns zu verbessern. Wir haben viel erreicht: Wir sind wieder zurück auf dem Wachstumspfad bei Ertrag und Umsatz. Die Leistungskraft des Konzerns wird nicht mehr in Frage gestellt. Das bringt uns höhere Flexibilität, mehr zu investieren, in Österreich und den anderen Ländern.
Ihr Führungsstil wurde bisweilen als autoritär kritisiert.
Schauen Sie sich um in meinem Büro: sehr offen, einsehbar, jeder kann kommen. Ich sehe mich nicht als hierarchischer Direktor, sondern als demokratischer Team-Leader. Ich setze stark auf Teamwork und Vertrauen. Auf der anderen Seite bin ich sehr zielgerichtet, das könnte manchmal mit autoritär verwechselt werden. Wir müssen den Management-Stil noch modernisieren: Bürokratien abbauen, die Hierarchien verflachen und flexibler gestalten. Wir haben ja schon Veränderungen eingeführt, zum Beispiel Leadership-Teams mit sieben bis acht Managern an der Spitze.
Ihr Umgang mit Österreich-A1-Chefin Margarete Schramböck wurde als konfliktreich dargestellt. Zu Recht?
Margarete gehört zu unserem Leadership-Team. Jeden Monat treffen sich die obersten Führungskräfte für einen Tag. Dort treffen wir die wichtigsten Entscheidungen. Das Team setzt sich aus den unterschiedlichsten Persönlichkeiten zusammen, wo wir uns alle aktiv an Diskussionen beteiligen. Da schafft keiner einem anderen einfach etwas an.
Vor Kurzem erzürnte den TA-Betriebsrat, dass die Konzerntöchter von Aktiengesellschaften in GmbHs umgewandelt werden sollten. Die Töchter würden leichter führbar, der Einfluss des Betriebsrats geringer. Inzwischen ruderte der Eigentümer zurück. Ist das Thema vom Tisch?
Meine Aufgabe ist es, die Konzernstruktur zu überdenken, um unsere Strategie bestmöglich umzusetzen. Dazu gehört, Synergien zu heben oder ein Produkt in allen Märkten gleichzeitig einzuführen. Dazu müssen wir das Tempo im Konzern erhöhen, dieselben IT-Plattformen benutzen. Ich bin nicht sicher, dass unsere derzeitige Organisationsform die beste ist, um das zu erreichen.
Also werden die Umstrukturierungspläne im Sonderaufsichtsrat am 18. Oktober Thema sein?
Es ist keine Entscheidung getroffen. Wir verfolgen unseren Plan weiter, das Unternehmen effizienter zu machen, ob mit GmbHs oder auf einem anderen Weg. Wir wollen alle Beteiligten einbinden. Aber wir haben schon eine international sehr einzigartige Organisationsform.
Sie wollen nächstes Jahr wieder rund 500 Millionen Euro investieren. Brauchen Sie dazu frisches Geld oder ein Sparpaket?
Nein, wir brauchen kein extra Geld dafür, auch kein Sparprogramm. Unsere drei Schwerpunkte sind der Glasfaser-Ausbau, die Vorbereitung auf die nächste Mobilfunkgeneration 5G – wir wollen unter den ersten in Europa sein – und die Rechner-Infrastruktur für die Datendienste (Cloud, Anm.).
Immer wieder wird vom Rückzug der TA von der Wiener Börse gesprochen.
Das ist für die Mehrheitseigentümer América Móvil, glaube ich, keine Option mehr, falls es je eine war. Natürlich muss man Vor- und Nachteile abwägen. Derzeit ist es meines Wissens kein Thema.
Welche Rolle will die TA bei der Digitalisierung spielen?
Mein persönliches Ziel ist es, dass in ein paar Jahren keiner an der TA vorbeikommt, wenn er von digitalem Lifestyle spricht. Ich sehe in diesem Feld die größten Wachstumschancen. Langfristig werden Cloud-Services (Speicher und Software aus der "Daten-Wolke") ein Kerngeschäft sein. Das ist ein gewaltiger Veränderungsprozess, den wir gerade vorantreiben. 2017 starten wir damit in sieben Märkten, sind dann quasi Konkurrenten von Amazon, Microsoft oder T-Systems.
Die geplante Erhöhung der Dividende 2015 von fünf auf 20 Cent wurde kritisiert. Wie erklären Sie die Vervierfachung?
Fünf Cent waren für das vergangene gute Jahr einfach zu wenig. Wir wollten die Aktie attraktiver machen, 20 Cent sind jetzt auch nicht aggressiv und unter dem europäischen Telekom-Schnitt.
Werden wir demnächst wegen der Milliarden-Investitionen in das europäische Breitband-Internet Fusionen sehen?
Wenn wir uns ansehen, wie restriktiv die EU in den vergangenen Jahren Übernahmen behandelt hat, glaube ich das eher nicht. Es wird Kooperationen geben. In Österreich hat die letzte Marktkonsolidierung (Anm.: Drei kaufte Orange) bewirkt, dass die Qualität stieg, Preise und Beschwerden beim Regulator sanken.
Im Normalfall übernehmen die Großen lästige Konkurrenz.
Sorry, aber der gute Mann träumt überspitzt von warmen Eislutschern und kann den beiden Weltkonzernen nicht einmal ans Bein binkeln.
Genau mit ihren irrtümlichen Ansichten wurde Microsoft, Apple, Amazon und Co groß indem sie einfach in die Hände gespuckt haben und loslegten.
Weiss schon Österreich ist anders, doch dankenswerterweise nicht überall. Es gibt sie die Lücken erfolgreich füllen.
Ihre Einstellung in ehren, waren sie jemals in einer Position die man als strategisch bezeichnen könnte?
Ja war ich, aber um einem Großen effektiv ans Bein pinkeln zu können, muss die Kriegskasse sehr gut gefüllt sein, um eine Markt - bestimmende Position zu erreichen und nicht bei Erfolg sofort vom großen Bruder "geschluckt" zu werden. Wer mit den großen Playern mitspielen möchte, sollte auch wissen worauf er sich einläßt
...und Microsoft dabei Apple kräftig finanziell und die Arme griff... weil das in die Hände spucken alleine den Ruin bedeutet hätte.
hmmm....sehr riskant in meinen Augen...Amazon und Microsoft den Kampf ansagen, aber keine eigenen Ideen einbringen, sondern nur das gleiche machen (aber halt irgendwie a bissl anders)
das geht solange gut bis der Markt übersäuert ist...dann geht wieder alles den bach runter...die strategie wird mMn nicht aufgehen.....