Weyland: Aus Bauchladen wurde ein Handelsimperium
Ein Hartwarengeschäft gehörte vor ein paar Jahrzehnten noch zu jedem größeren Ort. Die Einkaufs- und Fachmarktzentren haben sie alle hinweggefegt, bis auf einen: Weyland. Die traditionsreiche Kaufmannsfamilie leistet nicht nur Widerstand gegen den Trend, sie hat sich ...
Ein Hartwarengeschäft gehörte vor ein paar Jahrzehnten noch zu jedem größeren Ort. Die Einkaufs- und Fachmarktzentren haben sie alle hinweggefegt, bis auf einen: Weyland. Die traditionsreiche Kaufmannsfamilie leistet nicht nur Widerstand gegen den Trend, sie hat sich zum bundesweiten Spieler im Groß- und Einzelhandel mit Stahl, Eisenwaren, Werkzeug, Holz und Sanitär entwickelt.
Jeder im Land kennt den Schriftzug des Unternehmens, denn eine firmeneigene Lastwagenflotte trägt ihn als Werbebanner tagtäglich durchs Land. Die Fahrer versorgen tausende von Gewerbebetrieben mit Material. Binnen 24 Stunden zu liefern, ist das ehrgeizige Ziel.
Der Irrtum von 1833
Es beginnt alles 1833, als der Welser Conrad Weyland in Budweis um eine Handelsbefugnis ansucht. Er wird abgewiesen und gründet deshalb in Schärding ein Kaufgeschäft. Warum es fortan unter August Weyland firmiert, ist den Erben bis heute ein Rätsel.
Erst ein Jahrhundert später macht das Unternehmen einen Entwicklungssprung: Otto II. nimmt den Großhandel auf und versorgt die vielen kleinen Greißler, von denen es in jeder Gemeinde mehrere gibt, mit Hartwaren. Das sind Werkzeuge ebenso wie Haushaltsgeräte, vom Kochtopf bis zur Wäscheklammer – ein Bauchladen.
Neubau vor den Toren
Der Zweite Weltkrieg bringt zwar schmerzhafte Einschnitte, Otto Weyland baut das Geschäft jedoch beharrlich aus, sodass er 1966 vor den Toren der Stadt, in Haid, Gemeinde St. Florian am Inn, einen Neubau eröffnen muss.
„Zuerst ist der Stahlhandel, dann sind die großen, sperrigen Produkte hinausverlagert worden“, erzählt sein Sohn Otto III., der derzeitige Eigentümer. Später sind alle anderen Bereiche gefolgt. Doch auch heute gibt es am Stadtplatz noch ein Detailgeschäft mit Haushaltswaren.
Die fünfte Generation hat das Zepter erst 1984 übernommen. „Mein Vater ist bis zum Tode mit 78 Jahren Chef geblieben. Er hat zu mir immer gesagt: Gehört eh alles dir, aber ich mag nicht übergeben.“
Unter Otto III. ist das Unternehmen noch einmal in eine viel größere Dimension vorgedrungen: Im Jahr 2000 ist ein Sanitärhändler in Tschechien übernommen worden, 2002 der in die Pleite gerutschte Gmundner Kollege Höller-Eisen, 2004 der Salzburger Großhändler Steiner, dann Stahl Eberhardt in Graz.
Der Sanitärbereich wurde in die Österreichische Haustechnik KG, eine Partnerschaft mit dem deutschen Multi Gienger, ausgegliedert. „Der wollte uns kaufen – wir wollten nicht. Deshalb kooperieren wir“, sagt Otto III.
Er ist 72 und wartet darauf, dass der 21-jährige Sohn, Otto IV., der eben ein Studium der Betriebswirtschaft gestartet hat, übernehmen kann. Tochter Juliane ist nicht im Unternehmen, Christine ist im Personalbereich tätig, derzeit aber in Babypause.
Manager als Brücke
Um die Spanne zur sechsten Generation zu überbrücken, hat Otto Weyland einen Manager ins Haus geholt, der die stürmische Expansion seit 2000 lenkt: Norbert Thumfart. „Wir haben fast ein Vater-Sohn-Verhältnis“, sagt der Eigentümer.
Weitere Expansionen sind vorerst nicht geplant. „Es ist nichts G’scheites zu haben. Wir nehmen nur, was sich spätestens in zehn Jahren rechnet“, sagt der erfolgreiche Kaufmann.