Vor zehn Jahren kehrte der Euro in die Geldbörsen der Europäer ein
Am 1. Jänner 2002 war es so weit. Nach drei Jahren als Buchgeld hielt der Euro auch physisch in den Geldbörsen der Österreicher Einzug. Viele Pannen wurden befürchtet, doch der Umstieg verlief zum größten Teil reibungslos.
Der damalige österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (VP) war am Neujahrstag 2002 voller Pathos. „Danke Schilling, willkommen Euro“, sagte Schüssel und fügte an: „Nicht weinen, weil es vorbei ist, sondern lächeln, dass es gewesen ist.“ Getreu dem Motto „der König ist tot, es lebe der König“ ließ es sich der Kanzler nicht nehmen, um Punkt Mitternacht gemeinsam mit EU-Kommissionspräsident Romano Prodi jeweils einen Blumenstrauß für die Gattinnen zu erstehen und dabei die neuen Scheine zu zücken.
Am Silvestertag 2001 wurden ab 16 Uhr die Bankomaten befüllt, ab 19.30 Uhr strömten die neuen Geldscheine aus den Automaten. Bis Mitternacht waren alle Bankomaten umgestellt – was nicht nur von Wolfgang Schüssel, sondern auch von den anderen Bürgern umfangreich genützt wurde. Am 1. Jänner wurde 350.000 Mal abgehoben, 30 Prozent öfter als an anderen Tagen.
Sturm auf die Banken
300 Millionen Europäer feierten in der Nacht mit der neuen Währung und nicht wenige zückten bereits ihre ersten Euros, um Sekt und Silvesterdinner zu bezahlen. Nicht so lange feiern konnten viele Bankmitarbeiter, denn die Geldinstitute öffneten trotz Feiertag bereits um neun Uhr früh ihre Pforten und wurden regelrecht gestürmt. Bei der Sparkasse an der Linzer Promenade etwa bildete sich ein Schlange, die durch den halben Kassenraum reichte – alle wollten die vom Österreicher Robert Kalina entworfenen Geldscheine in Händen halten. Die Münzen kamen bereits zwei Wochen vorher, am 15. Dezember 2001, in Umlauf – obwohl damit noch nicht bezahlt werden konnte. Die Nationalbank gab Startpakete aus, in denen 33 Münzen im Wert von 14,54 Euro (200,07 Schilling) enthalten waren. Der Kaufpreis dafür lag bei 200 Schilling, die Auflage bei sechs Millionen Stück. Die restlichen sieben Groschen pro Sackerl spendierte der Staat. Als Weihnachtsgeschenk landete das Starterpaket unter zahlreichen Christbäumen. Beliebt sind die Startpakete noch heute – auf der Internetplattform eBay können unversehrte Exemplare ersteigert werden.
Da in Schilling-Zeiten der Zwanziger (1,45 Euro) der niederstwertige Geldschein war, danach aber der Fünf-Euro-Schein (68,80 Schilling), fürchteten viele Österreicher eine Münzflut in den Geldbörsen. Politik und Nationalbank kündigten deswegen an, sich für einen Zwei-Euro-Schein einzusetzen. Zu viel versprochen, denn die Idee des Zwei-Euro-Scheins fand europaweit keinen Anklang, heute ist davon keine Rede mehr.
Zwei Monate lang, bis 28. Februar 2002 lief die Parallelphase, durfte sowohl mit Euro als auch mit Schilling bezahlt werden. Seither kann die alte Währung bei der Nationalbank umgetauscht werden. Doch selbst zehn Jahre nach der Währungsumstellung horten viele Österreicher noch ihre Schillinge. Bis heute sind noch Münzen und Banknoten im Wert von 645 Millionen Euro im Umlauf. Offenbar trauert auch jetzt noch so mancher der alten Währung nach. Da halfen auch die rührseligen Worte des Kanzlers wenig.
Eurozone
Neben Österreich ist das Euro-Bargeld 2002 in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Portugal und Spanien eingeführt worden. 2007 kam Slowenien hinzu, 2008 Malta und Zypern, 2009 die Slowakei. Seit 2011 ist Estland das 17. Euro-Mitglied. Der Euro ist außerhalb der EU offizielle Währung in Montenegro, Kosovo, Andorra, San Marino, Monaco und dem Vatikan.
vom baldigen Ende...