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Volkswirtschaftlicher Nutzen aus Naturkatastrophen: Gibt es das?

Von Friedrich Schneider, 29. August 2012, 00:04 Uhr
Hochwasser 2002: Fotos unserer Leser
Hochwasser 2002 in Oberösterreich Bild: FF Hartkirchen

Die Hochwasser-Jahrhundertkatastrophe jährte sich zum zehnten Mal und von Seiten der Politik wurden zur Verhinderung zukünftiger Katastrophen erforderliche Infrastrukturmaßnahmen durchgeführt.

In Oberösterreich wurden 428 Millionen Euro von Land und Bund zur Verhinderung weiterer derartiger Katastrophen investiert. Zusätzlich wurde gezeigt, dass diese Investitionen einen volkswirtschaftlichen Nutzen in Form von zusätzlichem regionalen Bruttoinlandsprodukt, regionalen Masseneinkommen und regionalen Beschäftigten haben.

Diese Wertschöpfungseffekte treten natürlich bei jeder staatlichen Infrastrukturmaßnahme auf und sind entsprechend positiv zu bewerten. Gleichzeitig sei aber festgehalten, dass zunächst durch das Hochwasser ein Schaden von etwa 1086 Milliarden Euro allein in Oberösterreich entstanden ist und dieser den Wohlstand im Bundesland entsprechend gesenkt hat.

Somit entsteht aus derartigen Naturkatastrophen zunächst ein eindeutiger und meistens hoher Schaden. Volkswirtschaftlich extrem schwierig ist nun die Bewertung der Infrastrukturmaßnahmen – insbesondere dann, wenn diese dazu dienen, dass derartige Katastrophen in diesem Ausmaß nicht mehr passieren. Dann müssten entgangene oder nicht erfolgte Katastrophen abgeschätzt und „gut“-geschrieben werden. Ein Umstand, der in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung nicht vorgesehen ist.

Hier zeigt sich die erste Unzulänglichkeit in unserer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, in der jeder potentielle Schaden (wie ein Verkehrsunfall, Blitzschlag, Hagel) auf Grund der durchgeführten Reparaturen als zusätzliche Güter- und Dienstleistungen und damit wohlfahrtssteigernd in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung eingeht.

Der davor erstellte Schaden wird nicht gegengerechnet. Aber ebenso werden potentiell vermiedene Schäden durch staatliche Schutzmaßnahmen nicht gegengerechnet, sodass man vermuten kann, diese beiden gleichen sich aus.

Später Ausgleich der Schäden

Wenn durch derartige Jahrhundertkatastrophen nicht nur der Staat zusätzliches Geld investiert, sondern auch die geschädigte Privatwirtschaft, also Firmen modernere Maschinen kaufen, sich besser positionieren und dadurch wettbewerbsfähiger werden, kann die Katastrophe nach etlichen Jahren auch den Schaden, der in Firmen angerichtet wird, wieder ausgleichen oder sogar übertreffen.

Auch hier erkennt man, dass eine „einfache“ Rechnung nicht möglich ist. Es ist auf keinen Fall so, dass aus derartigen Naturkatastrophen nur ein volkswirtschaftlicher Nutzen entsteht, sondern der Schaden zunächst einmal groß ist und die Schadensverteilung häufig sehr asymmetrisch ist und nicht alle Geschädigten in gleichem Umfang kompensiert werden, oder später daraus einen Nutzen ziehen können.

Aber gerade aus diesem Grund sind verstärkte Infrastrukturmaßnahmen, aber auch eine verstärkte Ordnungspolitik – etwa dass die Bauvorschriften entsprechend geändert werden – sodass in hochwassergefährdeten Gebieten nicht mehr gebaut werden darf, entsprechend zu ändern, denn dies hilft genauso potentielle Schäden zu vermindern.

Fazit: Aus Naturkatastrophen wird immer ein beträchtlicher volkswirtschaftlicher Schaden entstehen. Er kann jedoch begrenzt und kompensiert werden, wenn sich eine entsprechend rasche staatliche Reaktion nicht nur in zusätzlichen Infrastrukturmaßnahmen, sondern auch in einer verbesserten Ordnungs- und Raumpolitik niederschlägt.

Gerade das Letztere ist mindestens so notwendig wie staatliche Infrastruktur, denn es wird unmöglich sein, zukünftige Katastrophen allein durch bessere Schutzbauten zu verhindern. Hier sind insbesondere die Gemeinden gefragt, indem sie Bauland nur in wirklich gesicherten Gebieten ausweisen. Ein Prozess, der noch stark zu wünschen übrig lässt.

Friedrich Schneider, Vorstand des Instituts für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität Linz

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3  Kommentare
3  Kommentare
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hw007 (800 Kommentare)
am 29.08.2012 12:15

Gut, dann bauen wir in Zukunft alle Häusl in gefährdete Gebiete, entschärfen dann um teures Geld. Das BIP steigt, der Wohlstand steigt und Österreich wird wieder um einiges Reicher.

Wo in dieser Rechnung der Fehler liegt, darüber darf und sollte nachgedacht werden.

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( Kommentare)
am 29.08.2012 11:42

aber ja gibts das, was ist das mehr wert wenn ich den Dreck kaufe?

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jago (57.723 Kommentare)
am 29.08.2012 10:54

Wenn verlorene Güter nicht gewertet werden.

Unsere kameralistische Buchführung ist der Prototyp dieses Wahns aber in den Köpfen gibts noch viel mehr von dieser Dummheit.

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