US-Hilfe und sozialer Frieden machten uns zu einem der reichsten Staaten

Von Ulrike Rubasch   03.Jänner 2018

So eine steile Wirtschaftsentwicklung wie Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg hat kein anderes Land Europas hinbekommen. Das zeigt der Rückblick auf 100 Jahre Wirtschaftsentwicklung, den das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo anlässlich des Gedenkjahres 100 Jahre Republik Österreich gestern anstellte.

Die Ausgangssituation nach dem Ersten Weltkrieg war fatal. Mit dem Zerfall des Habsburgerreiches waren die gewohnten Märkte weggebrochen, ein anhaltender Aufschwung gelang nicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg "hat sich unser Wirtschaftswachstum steiler nach oben entwickelt als im Rest Europas", sagt Wirtschaftsforscher Marcus Scheiblecker im Gespräch mit den OÖNachrichten.

Und es dürfte so weitergehen, denn nach einer Wachstumsdelle 2013/14 segelt Österreich wieder mit stärkerem Konjunktur-Wind als Deutschland und der Euroraum. Auch der Historiker Roman Sandgruber erkennt diese "Erfolgsstory der letzten 50 Jahre". Er warnt aber davor, sich auf den Lorbeeren und der saturierten "Uns-kann-eh-nichts-passieren-Mentalität" auszuruhen, auch wenn die aktuelle BIP-Prognose für 2018 bei plus 3,0 Prozent liegt.

Doch was waren eigentlich die Gründe für das Wirtschaftswunder nach 1950, das dem zerstörten Österreich gelang? Das waren der gute Bildungsstandard und das Schulsystem, die duale Ausbildung (Lehre), der harte Schilling. Eine maßgebliche Rolle spielte der große soziale Frieden durch die Sozialpartnerschaft, die etwa die Gewerkschaften zur Zurückhaltung bei Lohnabschlüssen anhielt und so die erzeugten Produkte auf den Weltmärkten preislich konkurrenzfähiger machte, so Scheiblecker.

Eine entscheidende Hilfe war auch die Unterstützung der USA 1948 durch den Marshall-Plan. "Österreich hat pro Kopf die höchste Hilfe von den 16 Staaten bekommen", sagt Sandgruber. Noch dazu als Geschenk, nicht wie Norwegen als Kredit. Die pro-westliche, wirtschaftsliberale Ausrichtung durch die ersten Wahlen habe Österreich eine Einbindung in das westliche Wirtschaftssystem und dessen allgemeinen Aufschwung ermöglicht.

Und es wäre noch steiler bergauf gegangen, hätte nicht zum Beispiel die Verstaatlichtenkrise in den 1980er-Jahren wegen der viel zu langen Verschleppung durch die Politik so viel Steuergeld verschlungen. Schlussendlich habe man dennoch ganze Wirtschaftszweige wie die Stahlproduktion "gerade noch rechtzeitig vor dem Tod gerettet", sagt Scheiblecker. Heute sind gerade in Oberösterreich Unternehmen wie die voest- alpine, KTM oder die Amag, die aus ehemaligen staatlichen Industrien hervorgegangen sind, Weltmarktführer, die der heimischen Wirtschaft viel bringen.

Grafik: 100 Jahre Republik

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