Tolles Produkt mit Nebenwirkungen: Das schmierige Geschäft mit Palmöl

Von Josef Lehner   17.Mai 2016

Palmöl schmiert seit Jahren die globale Lebensmittelwirtschaft. Doch der Widerstand gegen den vermeintlichen Alleskönner wächst, weil es sowohl in den Erzeugerländern Südostasiens als auch bei den Nutzern in Europa massive negative Folgen gibt. Alarmsignal: Die Produktion soll bis 2030 noch einmal verdoppelt werden.

Die Gefahr ist längst erkannt. Frankreich droht seit 2012 mit einer Palmölsteuer und hat erst in der Vorwoche den Beschluss widerrufen. Afrikanische Politiker haben protestiert, dass Abertausende von Kleinbauern ihre Existenz verlieren würden. Doch es geht eigentlich um Malaysia und Indonesien, wo 90 Prozent des Palmöls produziert werden und wo in den vergangenen Jahren Millionen Hektar Regenwald diesem Ölrausch zum Opfer gefallen sind.

Monokultur statt Vielfalt

Einige wenige Konzerne bestimmen das Geschäft. Dort sind Monokulturen statt ökologischer Vielfalt angesagt. Für die Palmplantagen spricht, dass die Flächenproduktion sehr hoch ist, im Schnitt rund 4000 Kilo Öl pro Hektar. Bei Raps sind es nur 1500, bei Sonnenblume 1300, bei Soja 600, bei Kürbis 250.

Die Welt ist längst abhängig von der Droge Palmöl. Sie steckt in jedem zweiten Supermarktprodukt. Die großen Aufkäufer sind in Europa in der Lebensmittelindustrie (Nestlé, Unilever, Danone), in Chemie und Pharma (z.B. Henkel) und im Lebensmittelhandel. Die Konzerne haben auf die seit 15 Jahren wachsende Kritik reagiert und arbeiten an Projekten für nachhaltig produziertes Palmöl mit. Die Zertifikate sind jedoch umstritten. Die Produktdeklaration ist unzulänglich.

In Österreich ist die Milchwirtschaft Hauptopfer der Palmölschwemme: Die Lebensmittelerzeuger ersetzen tierische Fette mit Pflanzenöl. Auch gegenüber Konsumenten wird getrickst, weil in vielen Fertigprodukten statt Käse aus Milch sogenannter Analogkäse aus billigem Palmöl serviert wird.

In Supermarktregalen sind einige Laufmeter den Pflanzenfetten reserviert. Die Bauern tragen zum Erfolg des Palmöls selbst bei, weil sie ihre Kälber nicht nur mit Kuhmilch füttern, sondern auch mit sogenanntem Milchtauscher, der billiges Pflanzenfett enthält. Die Bauern wollen die maximale Milchmenge verkaufen. Ergebnis: Milchüberschüsse und Preisverfall. Das Sterben der Milchbauern ist ein Teil des Erfolgs von Palmöl.

 

Die Welt ist von der Wunderdroge Palmöl abhängig

- Es gilt als Wundermittel und steckt in beinahe jedem europäischen Konsumprodukt: in Pizzen, Backwerk, Margarine, Schokolade, auch in Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetika, Medikamenten oder Tiernahrung. Als Waffe gegen den Klimawandel ist das Pflanzenöl auch im EU-Biodiesel – Ziel 2020: zehn Prozent Anteil.
- In den vergangenen drei Jahren (2013 – 2015) ist die Weltproduktion um zehn Prozent von 57 auf 63 Millionen Tonnen gestiegen, in zehn Jahren hat sie sich verdoppelt.

- Indonesien hat die Produktion seit 1990 verzehnfacht ist nun mit 33 Millionen Tonnen globaler Marktführer vor Malaysia mit 20 Millionen Tonnen. Die ökologischen und sozialen Folgen werden als katastrophal bezeichnet: mehrere Millionen Hektar Regenwald wurden brandgerodet, ein wichtiger CO2-Speicher und Biodiversität gingen verloren, die indigene Bevölkerung wurde von ihrem Land vertrieben.