Swatch: Plastikuhr eroberte die Welt

Sie war die „günstige Zweit-uhr“ aus Plastik, die sich jeder leisten sollte. Heute ist eine Swatch-Uhr weit mehr als ein simples Zeitmessgerät: In seinem 27-jährigen Bestehen hat der Schweizer Uhrenhersteller Swatch Kultstatus erreicht. Heute ist Swatch in 50 Ländern mit 21.000 Mitarbeitern vertreten.

Zwei Tatsachen spielten für die Entwicklung der ersten Swatch Schicksal: Zum einen wurde 1978 die „flachste Uhr der Welt“ erfunden, die „Delirium Tremens“ mit 1,98 Millimeter Dicke. Sie brachte den technologischen Grundstein der Swatch. Zum anderen brach über die Schweizer Uhrenbranche damals eine große Krise herein. In den 70er-Jahren war die Schweiz eine Uhrenhochburg, dann aber machte die Konkurrenz aus Asien der Branche zu schaffen. Der weltweite Marktanteil schwand von 50 auf 15 Prozent.

Mitten in dieser Krise steckten auch die beiden Uhrenhersteller ASUAG und SSIH. Ein Unternehmensberater namens Nicolas Hayek riet den maroden Firmen 1983 zur Fusion und stieg selbst in die neue Firma mit ein. Unter der Führung von Hayek, dem „Mr. Swatch“, gelang am 1. März 1983 die Einführung der ersten Swatch-Uhr aus Plastik. Sie war dünner und einfacher als die bisherigen Uhren und sollte als „Zweituhr“ (Second Watch) für jeden erschwinglich sein. Aus der „Second Watch“ wurde erst S-Watch und schließlich Swatch.

Nicht nur der günstige Preis zog die Kunden an. Die poppigen und bunten Designs machten die Uhr zu einem modischen Accessoire. Die erste Plastik-Uhr war die „Gent Once Again“. Die typische Swatch ist immer noch erhältlich und bis heute die meistverkaufte Swatch-Uhr weltweit.

Das Konzept kam an: Ein Jahr nach der Einführung produzierte die Firma ihre millionste Uhr. Der Preis einer Swatch betrug damals umgerechnet 33,24 Euro. 1992 wurde die hundertmillionste Uhr produziert, 2006 die 333-millionste. Ziel ist, bis 2033 die 1111-Millionen-Marke zu knacken.

Bald kamen zur Plastik-Swatch auch Uhren aus anderen Materialien hinzu: Edelstahl, Aluminium bis hin zu Kunstfaser, Gummi und Silikon. Zudem gab es bald Uhren mit Funktion, etwa die „Access“, die man in Skigebieten als Liftkarte nutzen kann. Heute gibt es 18 Uhrenmarken der Swatch-Gruppe. Auch Schmuck gehört mittlerweile zur Produktpalette.

Die Swatch AG fördert Kunst und Mode. Immer wieder gestalten bekannte Künstler, Musiker und Designer wie etwa Prada die Uhren, die regelmäßig in Sonder-kollektionen erscheinen. Seit ihren Anfängen unterstützt die Firma auch „Trendsportarten mit Nervenkitzel-Faktor“. Swatch tritt etwa seit Jahren als Sponsor der Beachvolleyball-Grand-Slams auf.

Der „Mr. Swatch“, Nicolas Hayek, ist im Juni 2010 verstorben, seine Kinder Nick und Nayla führen nun die Geschäfte weiter.

Am Freitag lesen Sie über die Kult-Modemarke Louis Vuitton.