Spotty verrechnet Strom zu Großhandelspreisen

10.Dezember 2018

Mit einem neuen Konzept will sich ein Stromanbieter mit estnischen Wurzeln auf dem österreichischen Strommarkt etablieren. Spotty Smart Energy bietet Endkunden den gleichen Zugang zu Strompreisen, den sonst Energielieferanten und Großindustrien erhalten.

An der Strombörse in Leipzig wird Strom stündlich gehandelt, wobei die Preise stark schwanken. Diesen Großmarktpreis gibt der Anbieter direkt an Haushalte weiter, wobei die Preise täglich um 14 Uhr für den nächsten Tag festgelegt und auf der Website spottyenergie.at veröffentlicht werden. Für seinen Service hebt Spotty eine monatliche Grundgebühr von drei Euro ein und verrechnet einen Aufschlag auf die Kilowattstunde. "Die Preisreduktion, die sich gegenüber in Österreich herkömmlichen Modellen ergibt, kann bei 40 bis 50 Prozent liegen", sagt Harri Mikk, einer der drei estnischen Firmengründer und Geschäftsführer der Spotty Smart Energy Partner GmbH in Wien.

Nordeuropäisches Konzept

Das Konzept habe sich seit Jahren in Estland, Lettland und Litauen sowie in Skandinavien etabliert. Dort sei Baltic Energy Partners, die Mutter der Österreich-Tochter, gut mit Handel von Energie im Geschäft.

Am besten funktioniere das System mit intelligenten Stromzählern, den Smart Metern, die aber nicht Voraussetzung für das Geschäftsmodell seien. Mit Smart Metern kann der Verbrauch genau berechnet werden. Bis 2020 sollen Smart Meter in der EU flächendeckend eingeführt sein, worüber es aus datenschutzrechtlichen Gründen auch kritische Stimmen gibt.

In Österreich dürften eine Million Kunden bereits einen intelligenten Zähler haben. Mikk: "Oberösterreich ist hier bundesweit Vorreiter. 60 bis 70 Prozent der Haushalte sind auf Smart Meter umgestellt. Daher haben wir dieses Bundesland als Testmarkt auserkoren."

Dass die Österreicher bei Energie als umstiegsfaul gelten, beunruhigt Mikk nicht: "Bis jetzt hat in Österreich eine wirkliche Alternative gefehlt. Die Stromanbieter verkaufen immer dasselbe Produkt – nur jeweils ein wenig anders verpackt."

In Nordeuropa hatte Spotty zuletzt rund 100.000 Kunden beliefert. Heuer verkauften die drei Gründer das Vertriebsgeschäft an einen anderen Energielieferanten. Mikk: "Wir wollen größere Märkte erschließen und uns darauf konzentrieren." Die Wachstumschancen kann Mikk noch nicht abschätzen. "Wir starten in Österreich, um den Markt und die Kunden kennenzulernen. Später wollen wir nach Deutschland expandieren." (sail)