Post-Chef verteidigt jüngste Preiserhöhungen

Von Ulrike Rubasch   12.Juli 2018

Die jüngste Preiserhöhung bei der Briefzustellung – 80 statt 68 Cent für Zustellung am nächsten Tag und Verlangsamung trotz Preiserhöhung beim Eco-Brief – hat Kunden erzürnt. Ist das nicht eine Marketing-Pflanzerei?

Pölzl: Wir dürfen per Gesetz seit zwei Jahren die Geschwindigkeiten in der Zustellung variieren und machen das jetzt zum ersten Mal. Ein Priority-Brief ist sehr wichtig; doch es ist weniger wichtig, dass der Strafzettel oder die neuen Geschäftsbedingungen der Versicherung am nächsten Tag zugestellt werden. Wir können jetzt – auch preislich – den Service-Level an das Bedürfnis der Kunden anpassen. Es ist für uns eine Riesenherausforderung, bei steigenden Kosten die Qualität aufrecht zu halten.

Sie sagen, sie wollen die Servicequalität aufrecht erhalten – und dann kann man Eco-Briefe nicht mehr selbst frankieren und ins Postkasterl werfen, sondern muss am Schalter bezahlen oder speziell gestempelte Kuverts kaufen?

Der Durchschnittsösterreicher verschickt Postsendungen von durchschnittlich zwölf Euro im Jahr. Bei allem Verständnis für Kritik, aber das ist eine moderate Anpassung. Wir versuchen, unsere Zusteller gleichmäßiger auszulasten und setzen dafür solche Effizienzmaßnahmen.

Beschleunigen Sie mit solchen Maßnahmen nicht noch den von Ihnen beklagten Rückgang des Briefgeschäfts?

Ganz im Gegenteil! Durch die Abstufung können wir beim Eco-Brief jetzt preislich eher konstant bleiben. Firmen wie Banken und Versicherungen bekommen jetzt das, was sie brauchen. Die, die es schneller brauchen, zahlen gern einen erhöhten Tarif. Wir haben übrigens nur extrem moderate Reaktionen auf die neue Tarifgestaltung von den Kunden bekommen.

Sie haben 2017 die Dividende leicht auf 135 Millionen Euro (bei zwei Mrd. Euro Umsatz) erhöht. Machen Sie eher Politik für die Aktionäre als für die Kunden?

Das ist Unsinn. Wir sind stolz darauf, dass die Post ein gesundes Unternehmen ist, das sich 500 Millionen Euro Investitionen in den nächsten drei, vier Jahren in eine moderne Paketinfrastruktur leisten kann. Wir handeln täglich 400.000 Pakete, haben da zweistellige Zuwachsraten im Jahr und einen Marktanteil im Paketmarkt von 47 Prozent. Und wir gewinnen trotz wachsender Konkurrenz Marktanteile – wegen unserer Qualität auch bei der Selbstbedienung. Diesen Bereich wollen wir verdoppeln, von 27.000 auf 50.000 Empfangsboxen zum Beispiel.

Der Bank-Partner Bawag ist Ihnen ja per 2019 abhanden gekommen. Die zuletzt genannten Volksbanken arbeiten auch nicht mit der Post zusammen. Gibt es überhaupt noch eine Bank, die das will?

Wir sind in Verhandlungen und werden in den nächsten Wochen Klarheit haben. Wir suchen jedenfalls einen Partner für zeitgemäßes Bankgeschäft, so wie es die Kunden wollen. Ob wir mit einem in- oder ausländischen Partner verhandeln, kann ich nicht sagen. Die Kunden sollen jedenfalls in allen Poststellen, auch bei den Postpartnern, Überweisungen tätigen können.