ÖBB 2016 mit so vielen Reisenden wie noch nie

Von nachrichten.at/sib   26.Jänner 2017

Steigende Fahrgastzahlen und mehr transportierte Tonnen habe das Jahr 2016 gebracht, sagte ÖBB-Bahnchef Andreas Matthä bei einem seiner bisher raren Auftritte vor Wirtschaftsjournalisten. Am Donnerstag war er im Klub der Wirtschaftspublizisten zu Gast und gab – ohne Zahlen zu nennen – eine erste Indikation auf das abgelaufene Jahr, das einen "Fahrgastrekord" beschert hatte. Der stark unter Druck stehende Güterverkehr würde operativ positive Zahlen auf der Basis Ergebnis vor Steuern liefern. Der Umsatz sei dort rückläufig, weil das Geschäft "unter hohem Margendruck" stehe. Damit stehe die heimische Rail Cargo Austria aber besser da als viele internationale Güterbahnen.

Im Personenverkehr gewinne das System Bahn "die Abstimmung mit den Füßen". Vier Millionen Fahrgäste seien 2016 im Nah- und Fernverkehr dazugekommen. 238 Millionen Passagiere hat die Bahn 2015 auf der Schiene befördert.

Oberösterreich habe als letztes Bundesland seit Dezember 2016 ein S-Bahn-System bekommen. Auf den Hinweis, dass hier "alter Wein in neuen Schläuchen" verkauft werde, antwortete Matthä, dass mit dem Gusto der Appetit komme. "Das ist der Anfang, das Angebot ist in allen anderen S-Bahnen immer besser geworden."
Nebenbahnen bleiben den ÖBB

Die jahrelang von der Staatsbahn angestrebte Abgabe der oberösterreichischen Nebenbahnen an das Land sei "vom Tisch", bestätigte Matthä die Ansage von Verkehrsminister Wolfgang Leichtfried im OÖN-Interview, wonach dies "keine Priorität" habe. Für die Bahn bedeute das, dass sie die erforderlichen Investitionen auf den Strecken nun selbst durchzuführen habe – freilich auf Kosten der öffentlichen Hand.

Den Verkehrsdienstevertrag mit dem Land Oberösterreich, der regelt, welches Pendlerangebot vom Land mitfinanziert wird, läuft 2018 aus. Matthä sagt, die ÖBB strebten zuerst eine kurzfristige Verlängerung bis 2019 an. Dann laufe auch die Vereinbarung mit dem Bund aus. Anschließend gehe es darum, die Verhandlungen mit beiden Zahlern zu führen. Leichtfried hatte gesagt, der Bund sei bereit, mehr Geld in den öffentlichen Verkehr zu stecken – wenn das Land mitziehe.

Als große Herausforderung für den ÖBB-Konzern bezeichnete Matthä die Digitalisierung. Diese werde die Produktivität der Bahn steigern. Instandhaltungsintervalle würden künftig nicht nach Fristen, sondern nach Zustand durchgeführt. Etwa, weil Sensoren beispielsweise an Achsen ihren Zustand direkt an die Instandhaltung melden werden. Auch das Angebot werde digitaler: Schon jetzt werde ein Viertel des Personenverkehrsumsatzes online erzielt, die Kunden kaufen ihre Zugkarte mit ihrem Handy.

Eine zweite Herausforderung sei die Überalterung: 10.000 Eisenbahner – damit jeder vierte – werden das Unternehmen in den nächsten sechs Jahren verlassen. Es gelte, Wissen zu sichern und die Nachbesetzungen "klug zu steuern".

Wieviel Jobs aufgrund der Digitalisierung wegfallen und damit nicht mehr nachbesetzt werden müssen? Da wollte sich Matthä selbst auf mehrmaliges Nachfragen auf keine Zahl festlegen.     (sib)