Minister Hofer verspricht Geld für die Nebenbahnen

Von (sib)   07.März 2018

Infrastrukturminister Norbert Hofer zeigte sich gestern verblüfft über sich selbst: "Wie schnell man zum ÖBBler wird." Tatsächlich präsentierte sich der FP-Minister in seiner ersten großen ÖBB-Pressekonferenz sehr eisenbahnerfreundlich. Für Kunden, Mitarbeiter und Vorstand gab es Dank. Der Vorstand führe das Unternehmen umsichtig.

Die Verkehrsproblematik werde man mit der Straße allein nicht lösen, denn diese sei nicht in der Lage, das steigende Aufkommen aufzunehmen. Gerade im ländlichen Raum sei die Schiene "von größter Bedeutung". 2,3 Milliarden Euro investieren die Bahnen aktuell im Auftrag des Bundes in den Ausbau der Infrastruktur – der Großteil davon fließt heuer in die Ostregion um Wien.

In Zukunft will Hofer auch in Nebenbahnen investieren. Auf Oberösterreich angesprochen, sagte er, er stehe mit Verkehrslandesrat Günther Steinkellner in ständigem Kontakt. Die Anbindungen aus den Ballungsräumen hinaus seien von größter Bedeutung. Es müsse Verkehr auf die Schiene verlagert werden, weil die Zubringerstraßen nicht mehr Verkehr aufnehmen könnten. In Oberösterreich wird seit Jahren über die Zukunft der Hausruck-, der Almtal-, der Aschach- und der Mühlkreisbahn diskutiert.

Hofer attestiert der Bahn goldene Zeiten: Sie erlebe einen Boom wie seit hundert Jahren nicht. Auf den Straßen werde es immer enger, für Frächter der Straßentransport damit schwieriger. Die Bahn werde leistungsfähiger und vielfach schneller als das Auto.

Was die künftigen Ausschreibungspflichten für Bahnstrecken betrifft, kommt Hofer den ÖBB entgegen. Er hält nichts davon, von den Direktvergaben abzugehen: "Wir werden die Direktvergabe so lange praktizieren, wie das rechtlich möglich ist."

ÖBB-Chef Matthä sieht in direkt vergebenen Aufträgen kein Geschenk. Es sei der Nachweis zu führen, dass es sich um die wirtschaftlich beste Lösung für den Auftraggeber handle. In Oberösterreich befindet sich der Verkehrsverbund gerade in der "Markterkundungsphase". 2019 läuft der Verkehrsdienstevertrag mit den ÖBB aus – unter anderem auf den angesprochenen Nebenbahnen. Nur bei Bestellung und Bezahlung durch die öffentliche Hand wird dort gefahren.

Bei der ÖBB-Struktur selbst sieht Hofer keinen Reformbedarf. In einem für die nächsten Jahre erwarteten Bereinigungsprozess in der europäischen Eisenbahnwirtschaft würden vielleicht fünf Unternehmen übrigbleiben. Da würden die ÖBB ganz vorn dabei sein. 

 

Die Projekte der Bahn

Das größte Projekt ist der Semmering-Basistunnel. Dort starten heuer die Tunnelbohrmaschinen. Ab 2026 soll die Fahrzeit Wien – Graz 1:50 h betragen.

In der Ostregion werden 670 Millionen Euro allein heuer investiert. Dort haben die ÖBB 40 Prozent ihres Netzes, die Hälfte aller Bahnhöfe und 3,7 Millionen Einwohner.

Beim größten Neubauprojekt in Oberösterreich erreichten die ÖBB gestern einen Meilenstein: Der positive Umweltverträglichkeitsbescheid ist da.

Bis 2026 soll damit die 16 Kilometer lange Strecke Linz – Marchtrenk viergleisig ausgebaut werden. Investitionskosten: 700 Millionen Euro.