Marktführer Meinhart und 211.000 km Kabel

Von Dietmar Mascher   06.Dezember 2014

Was haben die voestalpine, die Pyhrnautobahn und das Linzer Musiktheater gemeinsam? Alle haben ihre Verkabelung vom Marktführer.

Dabei handelt es sich um Meinhart Kabel mit Sitz in Sankt Florian bei Linz, unmittelbar neben der Westautobahn. Das Unternehmen ist schwer zu übersehen. Auf knapp 100.000 Quadratmeter werden dort Kabel in allen Variationen gelagert. Das reicht vom einfachen Haushaltskabel bis zum 110-kV-Kabel für die heimischen Energieversorger.

Meinhart Kabel ist wohl eines der solidesten Unternehmen Österreichs. Die Eigenkapitalquote beträgt 83 Prozent. Die Hilfe von Banken benötigt Firmengründer Walter Meinhart schon lange nicht mehr. Nicht zuletzt deshalb, weil die Gewinne immer im Unternehmen belassen wurden. Das macht krisensicher und erlaubt es auch in schwierigen Zeiten, auf Kündigungen zu verzichten und durchzutauchen (wie zu Beginn der Wirtschaftskrise). 145 Mitarbeiter werden in St. Florian beschäftigt. 270 Mitarbeiter sind es insgesamt. Zuletzt ist Meinhart kräftig gewachsen. In Ungarn (Budapest) und Rumänien (nahe Cluj) wurden Kunden übernommen, in Tschechien wird dies noch im Dezember passieren. Und nahe Nürnberg wurde um 18 Millionen Euro ein Zentrallager errichtet. 160 Millionen Euro wurden im Vorjahr umgesetzt. 211.000 Kilometer wurden verkauft. Heuer werden es mit dem Zuwachs 200 Millionen Euro sein. Organisch wäre dieses Wachstum wohl nicht möglich gewesen. Denn die schwache Konjunktur und der Verdrängungswettbewerb haben die Preise um 20 bis 30 Prozent fallen lassen.

Dennoch hält sich Meinhart gut. Seit 1996 ist das Unternehmen unumstrittener Marktführer in Österreich. Walter Meinhart hat das Unternehmen 1978 als Ein-Mann-Betrieb gegründet, konzentrierte sich auf den Handel mit Kabeln und Leitungen und expandierte kontinuierlich. Als er in den Achtzigerjahren das neue Firmengebäude in Leonding bezog, war es schon wieder zu klein, seit 1989 ist Meinhart in St. Florian.

Die Nichte soll übernehmen

Seit dem Zusammenbruch der Kabelindustrie in Österreich kauft Meinhart im Ausland ein. Die Besonderheit des Handelsunternehmens sind die Flexibilität, die ausgeklügelte Logistik samt Lager und die Erfahrung, wer was wann benötigen könnte. Denn die Meinhart-Kunden können bei den Produzenten selbst nicht einkaufen, weil diese erst ab einer bestimmten Losgröße produzieren und verkaufen. Bei Meinhart kann man aus 7000 verschiedenen Kabelsorten und flexibler Länge wählen.

36 Jahre nach Unternehmensgründung bereitet der 71-jährige Meinhart langsam seinen Rückzug vor. Da seine beiden Söhne die Firma nicht führen wollen, wird seine Nichte Georgia Rohrhofer-Meinhart den Betrieb übernehmen und soll auch Mehrheitsgesellschafterin werden. Die ehemalige Journalistin ist seit Mai 2013 als Prokuristin tätig.

 

 

7000 verschiedene Kabelarten lagern beim größten Kabelhändler des Landes. Das reicht vom Haushaltskabel bis zur mächtigen 110kV-Leitung für die großen Energieversorger des Landes.

83 Prozent beträgt die Eigenkapitalquote von Kabel Meinhart. Gewinne wurden im Unternehmen belassen. Das macht einen Betrieb letztlich solide.

¼ Um rund ein Viertel sind die Preise in der Branche zuletzt gefallen. Es gebe einen massiven Verdrängungswettbewerb. Gleichzeitig würden Aufträge kleinteiliger und für Kabel Meinhart kostspieliger. „Tiefer als jetzt können die Preise aber nicht mehr fallen“, sagt Walter Meinhart.