"Marchionne war der beste Chef, den man sich wünschen konnte"
TURIN. Fiat-Präsident John Elkann hat Mike Manley zum neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt, weil Marchionne schwer erkrankt ist.
"Zuerst bei Fiat, dann bei Chrysler und zuletzt bei FCA war Marchionne der beste CEO, den man sich wünschen konnte. Für mich war er ein wahrer Mentor, ein Kollege und ein Freund. Wir haben uns in einer der dunkelsten Phase der Fiat-Geschichte kennengelernt. Dank seiner Intelligenz, seines Durchhaltevermögens und seiner Führungskapazitäten haben wir das Unternehmen retten können."
Das schrieb John Elkann, Verwaltungspräsident von Fiat Chrysler (FCA), an die Mitarbeiter. Am Wochenende war bekannt geworden, dass sich der Gesundheitszustand von Sergio Marchionne dermaßen verschlechtert hat, dass er nicht mehr zurückkehren werde können. Marchionne hatte den Autokonzern 14 Jahre lang geführt. Elkann hat den Briten Mike Manley zum Nachfolger ernannt.
Komplikation nach OP?
Italienische Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, dass sich Marchionne Ende Juni einer Schulteroperation unterzogen hatte. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt am 26. Juni in Italien, als er den Carabinieri ein Modell des von seiner Gruppe Fiat Chrysler produzierten Jeep Wrangler überreicht hatte, war Marchionne müde und mitgenommen erschienen. Medien spekulierten, dass er wegen eines Lungentumors operiert worden sei. Danach seien Komplikationen aufgetreten. Der 66-jährige Topmanager sei bereits im Koma nach Zürich geflogen worden. Der Italo-Kanadier Marchionne hätte eigentlich erst im April kommenden Jahres das Zepter an einen internen Nachfolger übergeben sollen. Er wollte dann Präsident der Tochter Ferrari bleiben.
Marchionne hatte 2004 Fiats Ruder übernommen und den schwer angeschlagenen Konzern gerettet. Unter seiner Führung wurde Fiat 2014 mit Chrysler fusioniert, womit der Turiner Konzern zum siebtgrößten Autobauer der Welt aufgerückt ist.
Anfang Juni hatte Marchionne den Investitionsplan von FCA bis 2022 in Höhe von 45 Milliarden Euro vorgestellt. Gerechnet wird mit einem jährlichen Umsatzwachstum von durchschnittlich sieben Prozent. Die Umsätze der Marken Jeep, Alfa Romeo, Maserati und Fiat Professional sollen zwischen 65 und 80 Prozent wachsen. FCA will allein neun Milliarden Euro investieren, um seine Modelle in der elektrischen Version anzubieten. Bis Ende 2021 will FCA keine Dieselautos mehr herstellen. FCA ist seit Ende Juni schuldenfrei.
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