Manner: Seit mehr als 100 Jahren „Chocolade für alle“

Von Von Josef Lehner   08.Jänner 2011

Eigentlich ist diese Farbe ja schrecklich. Die deutsche ob ihrer Schrulligkeit bekannte Komikerin Hella von Sinnen ist auf Sat1 wiederholt im rosa Manner-Overall aufgetreten. Als Arnold Schwarzenegger 2003 in „Terminator III“ die klassische Manner-Schnitte in die Kamera hielt, wurde eine neuer Verkaufsrekord von zehn Millionen Packungen in einem Jahr erzielt.

Auch dass österreichische und deutsche Skispringer seit 2003 mit rosa Helmen zu Rekorden hüpfen und anschließend den Aufriss praktizieren – natürlich an einer Manner-Packung – passt zu dieser Marketing-Linie, einer der ältesten und erfolgreichsten österreichischen Marken Pepp zu geben.

Waffeln aus Perg

Sonst ist Manner stock-konservativ: Seit Produktionsstart im Jahr 1898 hat die „Original Neapolitaner- Schnitte“ das Format 49 mal 17 mal 17 Millimeter. Sie hat fünf Waffellagen und ist mit Haselnusscreme gefüllt. Die Packung ist seither rosa und trägt das Stephansdom-Wappen.

Erzeugt wird der Süßwaren-Klassiker seit 50 Jahren im Manner-Werk in Perg im unteren Mühlviertel seit 50 Jahren. Der Unternehmensgründer Josef Manner I. verbrachte in Perg seine Lehrjahre bei Verwandten, ehe er in Wien 1890 ein Geschäft für Schokolade und Feigenkaffee gründete.

Weil ihm die Qualität seiner Lieferanten zu mies war, kaufte er sich eine eigene Fertigung und erzeugte künftig Süßigkeiten. Das Motto lautete: „Chocolade für alle“. 1913 wurde Josef Manner & Comp. eine Aktiengesellschaft, nachdem sich der Gründer zuvor die Familie von Johann Riedl als 50-Prozent-Partner geholt hatte. Vor dem Ersten Weltkrieg war Manner die erfolgreichste Süßwarenfabrik der Monarchie mit breiter Produktpalette und 3000 Mitarbeitern. Das Kriegsende ließ den Heimmarkt schrumpfen – von 56 auf sechs Millionen Einwohner. Auch die Rohstoffversorgung war schwierig.

Eine starke süße Gruppe

Ein neuerlicher Aufschwung begann erst mit Enkel Carl Manner, der 1953 eintrat. Das Unternehmen erzeugte 3000 Tonnen Süßwaren. 2008, als Carl an die Spitze des Aufsichtsrats wechselte, waren es 48.000 Tonnen. Nun führt ein vierköpfiger Vorstand, dem mit Josef Manner ein Familienmitglied angehört. 2009 setzten 750 Mitarbeiter 155 Millionen Euro um. Exportquote: 57 Prozent, Schwerpunkte Deutschland und Länder der Ex-Monarchie.

Derzeit leidet das Unternehmen an krisenbedingtem Nachfragerückgang und an hohen Rohstoffpreisen (Haselnüsse, Kakao, Zucker). Doch die Manner AG fußt heute auf vielen starken Marken, denn 1970 wurde mit Napoli fusioniert, 1996 Walde, 2000 Victor Schmidt übernommen. Damit sind weitere Erfolgsmarken im Portfolio: Ildefonso und Mozartkugeln, Casalis Rum-Kokos und Schoko-Bananen.

Kultfaktor

Packung, Farbe, Logo: Manner widersteht jedem Relaunch. Die Marke steht für österreichische Süßwarentradition, ihr ungewöhnliches Rosa für süße Verführung. Dazu einprägsame Slogans: „Manner mag man eben“, „Abheben mit Manner“ (Skispringer-Sponsoring), Aufreißer.

Meilensteine

1898 kamen die „Neapolitaner“ auf den Markt, die klassische Manner-Schnitte. Sie existiert noch heute im Urformat und seit dem 100-Jahr-Jubiläum wieder in alter Aufmachung. Ein Meilenstein war 1960 die Einführung der aromasicheren Alupackung mit Aufreißfaden.

Markenmacher

Josef Manner I. war eigentlich Kaufmann, ärgerte sich aber über schlechte, teure Schokolade. Deshalb kaufte er sich in Wien eine eigene Schokofabrik. Den Stephansdom machte er zu seiner Schutzmarke. Enkel Carl Manner formte ab 1953 den Konzern.