Lenzing mit Umsatz- und Ergebnisrückgang
WIEN/LENZING. Ein schwieriges Marktumfeld und ungünstige Währungsentwicklungen haben dem börsenotierten Zellstoff- und Faserkonzern Lenzing mit Zentrale in Oberösterreich im ersten Halbjahr Gegenwind beschert. Dennoch geht die Strategie, sich mehr auf Spezialfasern zu konzentrieren, auf.
Der Umsatzanteil von Spezialfasern, mit denen der Konzern mehr verdient als mit Viskosefasern, ist mittlerweile auf 44 Prozent gestiegen, bis 2020 sollen es 50 Prozent sein. In diesem Bereich entwickeln sich die Geschäfte gut, während der Preisdruck bei Viskose weiter anhalten wird, sagte Doboczky am Mittwoch in Wien. Beim Schlüsselrohstoff Natronlauge hofft er auf sinkende Preise. Insgesamt soll das Gesamtjahr unter den letzten zwei Jahren liegen - 2017 lieferte Rekordergebnisse.
Die Umsätze gingen im ersten Halbjahr vor allem wegen ungünstiger Währungseffekte um 6,4 Prozent auf 1,075 Mrd. Euro zurück. Deutlich größer fiel das Minus beim Gewinn aus: Das Betriebsergebnis (EBIT) sackte um 37 Prozent auf 128,7 Mio. Euro, unterm Strich blieben 91,3 Mio. Euro nach 150,3 Mio. im Vorjahreszeitraum. Die EBIT-Marge sank von 17,8 auf 12 Prozent . Das Ergebnis je Aktie belief sich auf 3,44 Euro, nach 5,55 Euro im ersten Halbjahr 2017. Die Eigenkapitalquote ging von 61,2 auf 59 Prozent zurück.
Im kommenden Jahr soll die Entscheidung für das eine Milliarde Dollar schwere Projekt in Brasilien fallen, an dem Lenzing zu 51 Prozent beteiligt ist. Die restlichen Anteile an dem Joint Venture wird der brasilianische Partner Duratex halten. Das neue Zellstoffwerk soll alle Standorte beliefern können und den Eigenversorgungsgrad an Zellstoff auf 75 Prozent steigern. 2019 soll auch über den Bau des geplanten Lyocellfaser-Werks in Thailand entschieden werden. Die geplante Produktionsanlage nahe Bangkok soll eine Kapazität von bis zu 100.000 Tonnen haben, also rund ein Zehntel der Jahreskapazität aus 2017. In Asien betreibt Lenzing bereits Werke in China und Indonesien.
Weitere Ausbauprojekte gehen gut voran, sagte der Lenzing-Chef. Die Investitionen wurden im ersten Halbjahr 2018 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 60,8 Prozent auf 117,2 Mio. Euro erhöht, vor allem für Kapazitätserweiterungen im burgenländischen Heiligenkreuz und in Mobile, Alabama (USA), sowie den Ausbau des bestehenden Faserzellstoffwerks in Lenzing.
Das ab Herbst geltende neue Arbeitszeitgesetz sieht Doboczky gelassen, man habe ein gutes Einvernehmen mit dem Betriebsrat. Die Zahl der Mitarbeiter stieg im ersten Halbjahr von 6488 zum Jahresende 2017 auf 6640. Sie soll auch in den nächsten Jahren jeweils um rund drei Prozent zulegen. Rund die Hälfte davon ist in Österreich tätig.
An der Börse kamen die Halbjahreszahlen nicht gut an: Die Papiere des Faserherstellers notierten kurz vor Börseschluss bei 100 Euro - das ist ein Minus von mehr als sechs Prozent.
