Kreuzfahrten auf Hoher See bleiben europaweit ein Milliarden-Geschäft

Von Andreas Kremsner   10.August 2018

Jedes Monat stechen von Europa aus durchschnittlich 1000 Kreuzfahrtschiffe in See. Ob Segelschiff oder Luxuskreuzer, die Auslastung beträgt meist zwischen 90 und 100 Prozent. Für Reedereien, Schiffsbauer und Tourismuswirtschaft ein Milliardengeschäft.

2017 erzielte die Kreuzfahrtindustrie in Europa mit knapp 404.000 Beschäftigten (plus 43.000) eine Wirtschaftsleistung von 47,86 Milliarden Euro. Eine Steigerung von 16,9 Prozent gegenüber dem Jahr davor. "Mehr Europäer denn je gehen auf Kreuzfahrt. Immer mehr Schiffe werden in europäischen Werften gebaut", begründet David Dingle, Chef der Clia (Cruise Line International Association), die Entwicklung.

Auch bei TUI, dem weltgrößten Tourismuskonzern, ist der Kreuzfahrtbereich (TUI Cruises, Marella Cruises, Hapag-Lloyd Cruises) quasi eine Gelddruckmaschine. Das Ergebnis (Ebita) in diesem Segment betrug heuer im ersten Halbjahr 92,4 Millionen Euro (75 Millionen im Vergleichszeitraum 2017). Die Auslastung lag zwischen 76,4 Prozent bei Hapag und 99,6 Prozent bei Marella Cruises. Aufgrund der steigenden Nachfrage plant TUI zusätzliche Neubauten.

Antrieb mit Flüssigerdgas

Heuer stechen weltweit 19 Schiffe zum ersten Mal in See. Eines der nächsten ist die AidaNuova. Sie wird Ende des Monats getauft und ist dann ab November auf allen sieben Weltmeeren unterwegs. Das Besondere an der AidaNuova ist, dass sie weltweit das erste Kreuzfahrtschiff ist, das zu 100 Prozent mit emissionsarmen Flüssigerdgas betrieben wird. Und zwar nicht nur in den Häfen, sondern auch auf Hoher See, wo viele Kreuzfahrtschiffe ihre Motoren aus Kostengründen nach wie vor mit Schweröl antreiben, was Tonnen von Schwefeloxiden, Stickoxiden und Feinstaub freisetzt.

Aida gehört neben Costa und acht weiteren Marken zur amerikanischen Carnival Corporation & Plc Flotte; unter deren Flagge fahren weltweit mehr als als 100 Kreuzfahrtschiffe. Zu Costa, Costa Asia und Aida stoßen bis 2023 sieben neue Schiffe.

"Das erste Costa-Schiff, das ausschließlich mit Flüssigerdgas betrieben wird, wird im Oktober 2019 in Dienst gestellt", sagt Costa-Österreich-Chefin Ulli Soukop.

Viel Potenzial

"Das Potenzial an Passagieren am heimischen Markt ist hoch. Wir gehen davon aus, dass der positive Trend anhält", sagt Soukop. Laut Ruefa-Reisecompass fahren Österreicher heuer "voll auf Kreuzfahrten" ab. Demnach kann sich fast jeder zweite vorstellen, eine Kreuzfahrt zu machen. Konkret waren es im vergangenen Jahr 134.700 (plus zwei Prozent), die auf Kreuzfahrt gingen.

"Großes Geld verdienen wir nicht, aber wir verlieren auch keines", sagt der Linzer FTI-Chef Alexander Gessl. Damit meint er nicht den Kreuzfahrtbereich bei FTI, der entwickelt sich sehr positiv, sondern das FTI-eigene Schiff, die MS Berlin (Baujahr 1981). "Sie ist Liebhaberei und Botschafterin unseres Unternehmens", sagt Gessl. Das Schiff wird jedes Jahr überholt, im November ist "großes Service" fällig.

412 Passagiere finden auf der MS Berlin Platz, betreut von 183 Mitarbeitern. Ihr Vorteil: Sie kann Häfen befahren, wo eine "Harmony of the Seas" (6360 Passagiere, 2100 Besatzungsmitglieder) nicht anlegen kann. Und sie ist auch in jenen Häfen gern gesehener Gast, wo ihre großen Schwestern zu hohe Wellen schlagen.

 

Kreuzfahrtmarkt 2017

300 Kreuzfahrtschiffe gibt es weltweit

6,96 Millionen Passagiere in Europa

134.700 Passagiere aus Österreich (+ zwei Prozent)

1230 Euro geben Österreicher durchschnittlich für eine Kreuzfahrt aus