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Kapfenberg: Erstmals seit 40 Jahren wird in Europa ein Stahlwerk gebaut

Von Sigrid Brandstätter, 24. April 2018, 00:04 Uhr
Kapfenberg: Erstmals seit 40 Jahren wird in Europa ein Stahlwerk gebaut
Über dem steirischen Kapfenberg gab es in den vergangenen Jahrzehnten viel Schatten, das voestalpine-Großprojekt gibt aber Perspektive für Jahrzehnte. Bild: (va)

KAPFENBERG. 500-Millionen-Euro-Großinvestition trägt Handschrift des Divisionschefs Franz Rotter

"Jetzt beginnt der Mauerbau." So ließ sich der Chef der Edelstahlsparte der voestalpine AG, Franz Rotter, vor dem heutigen Spatenstich zum neuen Edelstahlwerk zitieren. Heute, Dienstag, startet das 350-Millionen-Euro-Projekt offiziell. Mit Erweiterungen und Modernisierungen werden 500 Millionen Euro investiert. Am Beginn steht der Bau einer mächtigen, 500 Meter langen Stützmauer, die Rotter anspricht.

In dem Projekt steckt viel persönlicher Einsatz des 60-jährigen Steirers. 40 Jahre lang wurde kein Stahlwerk in Europa neu errichtet. Rotter hat mit seinem Team ein digitales Edelstahlwerk konzipiert – und ist sehr stolz darauf.

"Die Herausforderung ist, dass wir in eine Technologie investieren, die die nächsten 50 Jahre wettbewerbsfähig sein muss. Es muss eine digitale Vernetzung der vor- und nachgelagerten Bereiche geben", sagt Rotter. Gesteuert wird von modernen Steuerständen aus, nicht in Hitzeschutz-Anzügen am Werksflur.

Damit die Belegschaft diese Veränderungen auch mitgehen kann, gibt es ein konzernweites Kompetenz-Center zur Digitalisierung, das in Kapfenberg aufgebaut wird. Dort wird auch ausgebildet. Denn künftig brauche es Sensoriker, Mechatroniker, Robotiker, Datenanalytiker und Systemtechniker, um als Industrieunternehmen die Digitalisierung zu bewältigen, ist Rotter überzeugt.

Dieses Gesamtkonzept hat dem Jäger und begeisterten Skifahrer in der Böhler-Stadt den ehrenvollen Titel "Vater der Zukunft" eingebracht. Auch beim Thema 3D-Druck ist Rotters Division innerhalb des Konzerns tonangebend. Aus Metallpulver werden erste Werkzeuge gedruckt. Rotter ist überzeugt, dass damit auch bessere Produkte entstehen werden. 2025 sollen an die zehn Prozent des Divisionsumsatzes aus digitaler Fertigung stammen.

Damit soll das Mürztal den Sprung in die Zukunft schaffen. Seit dem 15. Jahrhundert stehen Hammerwerke in der Gegend. Ab 1894 begründeten die Brüder Albert und Emil Böhler den Ruf Kapfenbergs als Stahlstadt. Jetzt bietet das Edelstahlwerk in einer Region, die lange einen Niedergang erlebte, eine Perspektive für die nachfolgenden Generationen. "Das neue Edelstahlwerk übertrifft alle Projekte der Vergangenheit", heißt es. Von einem Meilenstein sprechen andere.

Eigenes Profil aufgebaut

In den Hoch-Zeiten werden auf der Baustelle bis zu 1000 Arbeitskräfte im Einsatz sein. Die Fertigstellung ist für 2021 geplant.

Die jüngste Erfolgsgeschichte des Edelstahl-Standorts trägt seit 2011 Rotters Handschrift. Der besonnene Manager folgte dem omnipräsenten Claus Raidl. Dieser war selbst nach der Eingliederung in den voestalpine-Konzern als Böhler-Uddeholm-Generaldirektor aufgetreten. Nach dessen Abgang blieb Rotter in der zweiten Reihe. Als Divisionschef der vor kurzem in High Performance Metals umgetauften Edelstahl-Division spricht er über seine Zuständigkeiten und nicht mehr. Konzernchef Wolfgang Eder übernahm die Rolle des "Industrie-Erklärers".

Mit der Amag nach Mondsee

Rotter, verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder, startete nach dem Abschluss des Montanmaschinenwesen-Studiums in Leoben in der voestalpine.

Er begann 1981 als Konstrukteur in Zeltweg. Keine fünf Jahre später übernahm er seine erste Leitungsfunktion. Als 1997 die von ihm geleitete Voest-Alpine-Bergtechnik privatisiert wurde, stieg Rotter aus. Nach Stationen bei Iso-Holding und ATB Austria ging er 2000 nach Oberösterreich.

Er wurde Geschäftsführer im Amag-Walzwerk. Anfang 2007 wechselte Rotter vom Amag- in den Böhler-Vorstand. Eines hat sich Rotter aus seiner Zeit bei der Amag behalten: seinen Wohnsitz in Mondsee. Ob der Bau die Krönung von Rotters Karriere ist, das beantworten Insider zurückhaltend. Wer weiß, was noch kommt.

Jobs in Fürstenfeld weg

Während es an den meisten Konzernstandorten der voest-alpine Vollauslastung gibt, werden in Fürstenfeld Stellen gestrichen. In dem Werk werden feinste Drähte gewalzt und gezogen – unter anderem für Photovoltaik-Anlagenbauer. Diese Industrie ist allerdings weitgehend nach Asien abgewandert. Laut „Kleine Zeitung“ gibt es seit Februar einen Sozialplan. 25 von 80 Arbeitern wurden gekündigt. Bis Ende Juli sollen weitere zehn Stellen gestrichen werden. Den Betroffenen werde ein Angebot gemacht, in andere Konzernfirmen zu wechseln, heißt es. Spezialprodukte sollen den Standort absichern.

 

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13  Kommentare
13  Kommentare
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weinberg93 (16.330 Kommentare)
am 24.04.2018 13:58

Und wo wurde vor 40 Jahren in Europa ein Stahlwerk gebaut?
Vielleicht in Eisenhüttenstadt, DDR?

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Ottokarr (1.722 Kommentare)
am 25.04.2018 17:06

Weissrussland - glaub Smolensk VAI + Habau - hab ein paar Freunde die dort waren ( gibt super Geschichten )- haben daals 40-60OOO Schilling verdient - das war Geld 😂😂

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decordoba (3.803 Kommentare)
am 24.04.2018 09:38

Ich freue mich für die Arbeitskräfte in der Steiermark, dass sie ein neues Stahlwerk bekommen.

Dieser Standort muss einen Vorzug haben, welcher den Nachteil in der ungünstigen Verkehrslage aufwiegt. Das erschließt sich mir als Laien nicht. Vielleicht fällt einem anderen Foristen eine Antwort dazu ein.

Normalerweise wird ein Stahlwerk nahe der Meeresküste errichtet, wo über einen Hafen die Rohstoffe und Energieträger herangeschafft werden.

Eine Anekdote:
Während der Römerzeit waren die Speerspitzen aus Noricum berühmt. Derartige Qualität wurde sonst_nirgendwo im Römischen Imperium hergestellt. Ich schätze, damals waren das besondere Legierungsbestandteile, die den Stahl hart und zäh gemacht haben. Das Eisenerz aus der Steiermark und Kärnten hatte zwar wenig Gehalt aber sonstige nützliche Metalle enthalten.

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mcgyver (347 Kommentare)
am 24.04.2018 11:16

MountanUni, Know How vom Personal z.B

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mcgyver (347 Kommentare)
am 24.04.2018 11:18

Eisenerz hat mit Stahl noch recht wenig in Bezug zu Endqualität zu tun. Hart und Zah wird der Stahl durch Legieren und durch z.B.: schmieden, glühen, abkühlen,usw.

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reibungslos (14.481 Kommentare)
am 24.04.2018 12:31

Der Siderit der Ostalpen kommt zusammen mit Ankerit vor, welcher Mangan enthält. Mangan macht das Endprodukt fest und gut schmiedbar. Zudem ist kaum Schwefel und Phosphor vorhanden, welche zu Versprödung führen würden. Störende Elemente werden durch die natürlichen Kalkbeimengungen gebunden. In der Antike, als man die chemischen Prozesse noch nicht kannte, war der Spateisenstein das ideale Eisenerz.

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reibungslos (14.481 Kommentare)
am 24.04.2018 12:33

Siderit = Spateisenstein

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netmitmir (12.413 Kommentare)
am 24.04.2018 18:10

Das "Norische Eisen" kam aus Hüttenberg/Ktn (siderit) und nicht aus der Steiermark.(sideroplesit)
Der geringe Anteil von Phosphor im Siderit war Grund für die legendäre Qualität. Die durch zahlreiche Umschmiedevorgänge noch erhöht wurde. Legiert wurde zT. mit Blut (nitrieren) und anderen Tricks...

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spoe (13.502 Kommentare)
am 24.04.2018 12:40

Der Standort profitiert (neben dem Erzabbau) von der langen Tradition und Vorteilen für Arbeitskräfte aus dem Bergbau- und Hüttenbereich, von vom Arbeiter bis hin zur der Uni in Leoben.

Ein weiterer Standortvorteil ist die nahe Brauerei. grinsen

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netmitmir (12.413 Kommentare)
am 24.04.2018 17:47

IUnfug bei der Edelstahlherstellung brauchen´s kein Erz

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weinberg93 (16.330 Kommentare)
am 25.04.2018 17:30

Unfug!
Aber vielleicht flüssiges Roheisen. Das muss ja auch von irgendwo her kommen. Kann man natürlich im E-Ofen auch wieder aufschmelzen.

Merke: Die besten Rostfreistähle (Cr, Ni, sonstige Legierungen) haben immern noch 70 % Eisen. - z. B. hochwertiges Kochgeschirr und Besteck, meditzinisches Besteck ...

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mcgyver (347 Kommentare)
am 24.04.2018 07:01

Glück Auf.
One Step Ahead.

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Berkeley_1972 (2.275 Kommentare)
am 24.04.2018 06:58

Tolle Nachricht für Kapfenberg! Glück auf!

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