Ist der Krypto-Hype Geschichte?

Von Martin Roithner   22.Dezember 2018

2018 war für Anleger in Kryptowährungen ein Jahr zum Vergessen. Die Kurse von Bitcoin, Ether und Co. stürzten ab, 700 Milliarden US-Dollar gingen verloren. Die einen sehen die Branche gescheitert, andere haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben.

1. Wie verliefen die Kursentwicklungen von Kryptowährungen in diesem Jahr?

Zu Jahresbeginn übersprang der Bitcoin-Preis die 20.000-Dollar-Marke (rund 17.000 Euro). Auch die meisten anderen der weltweit mehr als 1000 digitalen Währungen verzeichneten starke Kursanstiege. Der Hype erreichte einen Höhepunkt, der viele Kleinanleger anlockte und in diese riskante Anlageform trieb. Finanzexperten schwärmten vom "digitalen Gold". Je länger das Jahr dauerte, desto ernüchternder wurde es für Anleger: Die Kurse fielen, virtuelle Währungen verloren teils bis zu 80 Prozent ihres Wertes.

 

2. Warum brachen die Kurse ein?

Das hat mehrere Gründe. Erstens kauften viele Leute Kryptowährungen, behielten sie und hofften auf eine Wertsteigerung. Weil der Handel ausblieb, überhitzte der Markt. Zweitens galt auch ein Machtkampf in der Branche als Auslöser. Craig White und Roger Ver, Gründer des Bitcoin-Ablegers Bitcoin-Cash, stritten sich über die Zukunft ihres Projektes. Das verunsicherte Anleger. Und drittens versuchen Aufsichtsbehörden, den Handel mit Kryptogeldern verstärkt zu regulieren.

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3. Welche Folgen löste das aus?

Berechnungen des Branchendienstes Coindesk ergaben, dass heuer rund 700 Milliarden US-Dollar an Anlegergeld versandeten. Unternehmen sperrten zu, Arbeitsplätze gingen verloren. Manche Firmen verschrotteten ihre Hardware, weil sich Ausrüstung und Stromkosten zum "Schürfen" von Kryptowährungen nicht mehr lohnten. Ähnlich erging es der Leondinger Firma BitTex. Das 2016 gegründete Start-up hatte sich als Rechenzentrum für Ether, die Einheit von Ethereum, einen Namen gemacht. Seit August stehen die Anlagen still, bestätigt Firmenberater Rudolf Engelsberger den OÖN: "Die Betriebskosten wären höher als die Erträge." Im Vorjahr setzte die Firma noch neun Millionen Euro um, nun sind von 17 Mitarbeitern noch sechs übrig. Die Zukunft der Firma sei "ungewiss", sagt Engelsberger.

4. Was sagen Kritiker dazu?

Der US-Starökonom Nouriel Roubini sagt, mit dem rasanten Kursabsturz sei "die größte Blase der Menschheitsgeschichte" geplatzt. Es sei schlimmer als bei der niederländischen Tulpenmanie im 17. Jahrhundert oder jedem anderen Spekulationscrash, so Roubini. Der Chef der Wiener Börse, Christoph Boschan, sagt über Kryptowährungen: "Derzeit ist das etwas, was wir nicht an unserer Börse möchten."

5. Was entgegnen Befürworter?

"Die Branche hat Zukunft", sagt Engelsberger. Die Grundidee, abgekoppelt vom restlichen Finanzsektor zu agieren, funktioniere aber nicht mehr. Viele Experten stützen sich auch auf die Bitcoin-Basistechnologie Blockchain. In dieser globalen dezentralen Datenbank werden Finanzströme abgewickelt und aufgezeichnet. Projekte in der Auto-, Pharma- und Energie-Industrie laufen. Die Technologie könne im Geschäftsleben so selbstverständlich werden wie E-Mails, heißt es.

6. Wie geht es weiter?

Die junge Branche – 2009 erschien Bitcoin als erste Kryptowährung – stehe "am Beginn des Erwachsenwerdens", sagen Befürworter. Inzwischen sei so viel Geld von Investoren geflossen, dass man nicht einfach "den Stecker ziehen könne". Mit großen Kursschwankungen müssten Anleger aber jederzeit rechnen.