Insolvenz Nikis trifft Reiseveranstalter ins Mark

Von Martin Roithner   12.Jänner 2018

Die Pleite der Fluggesellschaft Niki und die Frage, wie es weitergehen wird, wirken sich nicht nur auf viele Kunden aus, sondern auch auf Reiseveranstalter und Reisebüros. Seit Mitte Dezember wurden laut Österreichischem Reiseverband rund 410.000 Buchungen bei Niki storniert, davon waren mehr als die Hälfte Reisebüro-Kunden. In der Branche herrschen Wut, Ratlosigkeit und Verunsicherung. Das ergab ein Rundruf der OÖN.

"Natürlich war die Nachricht von der Insolvenz Nikis ein Schock für uns", sagt Maria Moser. Sie betreibt mit ihrem Ehemann Fritz das Reisebüro Moser Reisen in Linz. Das Unternehmen habe schmerzhafte Einschnitte hinnehmen müssen. "Wir haben viel Geld verloren", sagt Moser. Um welche Summe es sich handelt, will sie nicht verraten. Bisher habe das Reisebüro viele Niki-Flieger selbst gemietet, vor allem auf der Mittelstrecke. Dieses Konzept müsse man nun über den Haufen werfen, sagt Moser. "Allein von April bis Juni fallen uns alle Flieger nach Apulien weg."

Nicht wesentlich besser ergeht es der Raiffeisen Reisewelt in Linz. "Wenn wenige Tage vor Weihnachten eine prominente Airline wegfällt, kommt es zwangsläufig zu Problemen", bestätigt Geschäftsführer Felix König, zugleich Sprecher der Branche in Oberösterreich. Er hält die Insolvenz Nikis für einen "Skandal der Sonderklasse. Die Politiker haben Niki als Spielball benutzt." Der Mutterkonzern Air Berlin habe die Tochter mit in den Abgrund gerissen.

Wer haftet für die Kunden?

Dies gehe nicht nur zu Lasten der Reiseveranstalter, sondern auch der Kunden. König fordert, dass sich Fluglinien gegen Insolvenzen absichern müssen, damit sie im Fall einer Pleite Kundengelder auszahlen können. Die Absicherung soll über den Ticketpreis finanziert werden. Dies würde Flugpreise steigen lassen. Derzeit haften meistens Reisebüros für Kunden, weil Flüge bei Pauschalreisen oft im Paket dabei sind.

Mit seiner Forderung ist Reisewelt-Chef König nicht allein: 30 europäische Reiseverbände verlangen von der EU eine Änderung der bisherigen Regel. Mehr als eine Million geschädigte Passagiere binnen drei Monaten seien genug, hieß es gestern in einer Aussendung. Zu den 410.000 betroffenen Niki-Kunden kämen noch 180.000 bei Air Berlin dazu. Bei der ebenfalls pleite gegangenen britischen Fluglinie Monarch Airlines hatten 750.000 Passagiere für Flüge bezahlt, die sie nie antraten.

Die Folgen der Niki-Pleite bekommt auch Europas größter Reisekonzern Tui zu spüren. "Wir haben im Dezember 7000 Flugplätze binnen eineinhalb Wochen umgebucht", sagt Österreich-Chefin Lisa Weddig. Dass Niki nun als "sehr wichtige Fluglinie" wegfalle, schmerze sehr. Tui versuche, das mit Flugpartnern im In- und Ausland abzufedern, heißt es.

Niki: Zweites Konkursverfahren

Nikis eigene Zukunft ist weiter ungewiss. Gestern, Donnerstag, beantragte die Fluglinie beim Landesgericht Korneuburg ein Konkursverfahren in Österreich. Dieses könnte parallel zur in Deutschland anhängigen Insolvenzcausa abgewickelt werden. Niki will mit dem zweiten Insolvenzverfahren den fixierten Kaufvertrag mit der spanisch-britischen IAG-Gruppe und deren Tochter Vueling absichern. Die Zeit drängt: Ab 28. Februar kann Vueling laut Vertrag vom Kaufangebot zurücktreten.