"Ich mach’ etwas aus meinem Leben"

Von Ulrike Rubasch   06.Juli 2015

Als der Maurerlehrling Marko Huemer 15 Jahre alt war, verätzte er sich mit einem Beton-Superkleber beide Augen. Die Ärzte prognostizierten, er werde sein Leben lang blind sein. "Nach drei Wochen, als man den Verband abnahm, konnte ich doch sehen. Schärfer als vorher. Da wusste ich: Das Leben ist so wertvoll. Ich mach’ etwas aus meinem Leben."

Und das hat Huemer mit seinen 30 Jahren bereits getan: Sein IT-Unternehmen Datenrettung Austria mit Sitz in Linz und an 13 weiteren Standorten (derzeit 27 Mitarbeiter) floriert und expandiert. Kunden aus aller Welt nutzen die Expertise der Datenretter, um verloren geglaubte Daten auf Computerfestplatten und Servern wieder nutzbar zu machen.

Im Herbst kommen ein Büro in Salzburg und ein Labor in London mit rund zehn Beschäftigten dazu. Der Umsatz, der im unteren einstelligen Millionenbereich liegt, wird sich heuer mehr als verdoppeln. "Das ist ein sehr emotionales Geschäft. Es gibt nichts Schöneres, als wenn ein Firmenchef sagt, wenn wir seine Daten nicht gerettet hätten, hätte er mit 150 Mitarbeitern kurz vor seiner Pensionierung zusperren müssen", erzählt der Autor mehrerer Fachbücher.

In diesem besagten Fall ging es um eine rund 25 Jahre alte Festplatte eines Münchener Tiefkühlunternehmens, die ausgefallen war und wegen der die Produktion stillstand. Jede Stunde kostete 10.000 Euro. Bei den besten Datenrettern der Welt hatte man wegen dieses Festplatten-Relikts angefragt und Absagen bekommen. Schließlich traute sich ein Experte der Datenretter Austria drüber – mit Erfolg. Der Münchener Unternehmer ersparte sich den Kauf einer neuen zwei Millionen Euro teuren Maschine und konnte sein Unternehmen weiterführen.

"Minderjähriger Firmenchef"

Ein Antrieb für Huemers frühe Unternehmertätigkeit – seine Mutter gründete für ihn seine erste Firma, weil er noch nicht volljährig war – dürfte seine Herkunft sein. Er wuchs mit drei Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen in Molln ohne Vater auf. Er erinnert sich, wie er als Kind heimlich seine Winterstiefel zu flicken versuchte, weil er seine Mutter, die ihm keine neuen kaufen hätte können, nicht beschämen wollte. "Da habe ich beschlossen, ich will meinen Kindern einmal mehr bieten."

Neben seiner Arbeit als Maurer machte er die Abend-HTL in Netzwerktechnik. "Als ich gemerkt habe, dass ich mit meiner Computerfirma am Wochenende mehr Geld verdiente als in meinem Wochen-Job, habe ich umgesattelt."

Nicht nur Firmen, Gerichte und die Polizei greifen auf seine Datenrettungsdienste zurück. Ein Drittel der Kunden sind Privatpersonen. Besonders in der heißen Jahreszeit herrscht Hochbetrieb in den Reinraum-Labors in Linz und Amsterdam. Hitze, Sand und Druckveränderung durch Flüge setzen den Festplatten zu.

Weil das Geschäft mit der Datenrettung gut läuft, baut Huemer derzeit vorrangig seine Online-Marketing-Agentur (united-branding.com) aus. Herzstück ist eine selbst geschriebene Software. Mit ihr sollen es seine Kunden einfacher schaffen, ihre Marketing-Aktionen im Internet zielführend zu Geld zu machen. Zu den derzeit sieben Mitarbeitern "werden monatlich ein bis fünf neue kommen, weil wir die Expansion in Europa, den USA und schließlich weltweit vorhaben", sagt Huemer.

Dabei wirkt der 30-Jährige Unternehmer unaufgeregt und so, als ob er genau wüsste, was da auf ihn zukommt.