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Heuschrecke mit Appetit auf Milan und ThyssenKrupp

Von Dietmar Mascher, 18. Juli 2018, 00:04 Uhr
 Heuschrecke mit  Appetit auf Milan und ThyssenKrupp
Paul Singer ist Seit 1977 Chef des Hedgefonds Elliott mit 35 Milliarden Dollar verwaltetem Vermögen Bild: Reuters

Paul Singer: Mit seinem Hedgefonds Elliott zwingt er seit Jahren Firmen, Staaten und Unternehmensführer in die Knie.

Er gibt sich als Philanthrop, setzt sich für die Rechte von Schwulen und Lesben ein und spendet für Hilfsorganisationen. Der ehemalige Präsident Argentiniens soll ihn dagegen als Finanzterrorist und König der Geier bezeichnet haben. Jetzt macht Paul Singer gleich mehrfach wieder auf sich aufmerksam. Mit seinem Hedgefonds Elliott wirbelt er den deutschen Stahlkonzern ThyssenKrupp durcheinander und übernimmt den italienischen Fußballverein AC Milan. Es werden nicht die letzten Coups dieser gnadenlosen Heuschrecke aus New York gewesen sein.

Paul Singer hat nicht nur Jus in Harvard studiert, sondern auch einen Abschluss in Psychologie an der University of Rochester. Letzteres war offenbar die Grundlage für sein Geschäftsmodell.

Der Hedgefonds Elliott hat seit der Gründung 1977 stets nach ähnlichem Muster agiert. Gekauft wurden zum einen marode bis insolvente Firmen. Bei einer Zerschlagung wurde ein guter Schnitt gemacht. Und falls dieser nicht gelang, wurden Manager und/oder vorherige Eigentümer auf exorbitante Schadenersatzsummen geklagt. Die Rendite ist zum Teil atemberaubend hoch.

Als Argentinien 2001 pleite war, kaufte Elliott die praktisch wertlosen Staatsanleihen auf. Während andere Gläubiger auf einen Großteil ihrer Forderungen verzichteten, holte sich Elliott auf dem Rechtsweg 1,3 Milliarden Dollar. Das entsprach einer Rendite von 1000 Prozent. Auch im Kongo gelang es ihm, aus 30 Millionen 39 Millionen Dollar zu machen.

Elliott verwaltet 35 Milliarden Dollar. Das entspricht etwa dem, was die Österreicher pro Jahr Lohn-, Einkommen- und Körperschaftsteuer zahlen. Die Strategie ist aber nicht, große Firmenanteile zu übernehmen, sondern mit vergleichsweise kleinen Beteiligungen große Wirkung zu erzielen.

Einfluss mit wenig Aktien

Beim weltgrößten Bergbaukonzern BHP Billiton erreichte Elliott, dass die Schieferölgesellschaft veräußert wurde. Bei Hyundai Motors wurde die Kritik an einer geplanten Sanierung so vehement geäußert, dass diese schließlich verschoben wurde. Bei Kabel Deutschland kaufte sich Elliott ein, als Vodafone 2013 ein Übernahmeangebot legte. Die Vorgangsweise – ob Kritik oder die Forderung nach zusätzlichen Maßnahmen im Management – wird so formuliert, dass letztlich ein guter Schnitt für den Hedgefonds herausschaut. So etwa auch beim hessischen Pharmakonzern Stada. Als sich dessen Übernahme durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven abzeichnete, sicherte sich Elliott schnell 15 Prozent an Stada und machte Ärger. So lange, bis deutlich teurer wieder verkauft werden konnte. Beim US-Konzern Arconic wurde erreicht, das Vorstandschef Klaus Kleinfeld (ehemals Siemens) seinen Sessel räumen musste, nachdem er sich süffisant über Singer geäußert hatte.

So ähnlich könnte es jetzt auch bei ThyssenKrupp funktionieren. Gemeinsam mit dem schwedischen Finanzinvestor Cevian hat Drei-Prozent-Aktionär Elliott beim deutschen Stahlkonzern Staub aufgewirbelt. Sie hatten die Umbaubemühungen des börsenotierten Konzerns als zu wenig weitreichend bezeichnet und sich auf Vorstandschef Heinrich Hiesinger eingeschossen, woraufhin dieser entnervt das Handtuch warf. Überraschend ist nun auch Aufsichtsratschef Ulrich Lehner zurückgetreten. Er sprach laut deutschen Medienberichten von Psychoterror durch einzelne Aktionäre. Die Streitfrage: Bleibt ThyssenKrupp ein Konzern mit unterschiedlichen Geschäftsfeldern oder trennt man sich von Einzelteilen?

Die Börse wettete gestern, Dienstag, offenbar auf Zerschlagung. Die Aktie legte acht Prozent zu. Ein Verkauf der ertragreichen Aufzugsparte des 160.000-Mitarbeiter-Konzerns steht im Raum. Was mit den Sparten Autoteile, U-Boote oder Stahl passiert, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Fraglich ist auch, wie lang das Engagement des fußballbegeisterten Paul Singer beim AC Milan währen wird. Nachdem Elliott dem Langzeit-Präsidenten Silvio Berlusconi beim Verkauf des Vereins an den chinesischen Investor Li Yonghong geholfen hatte, blieb Li Elliott einen Betrag von 32 Millionen Euro schuldig. Weshalb Singer, der auf ein Privatvermögen von 2,9 Milliarden Euro taxiert wird, mit Elliott selbst den Verein übernahm und versprach, 50 Millionen Euro zuzuschießen. Eine Zerschlagung ist hier eher auszuschließen.

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6  Kommentare
6  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
diegedankensindfrei (1.700 Kommentare)
am 18.07.2018 21:45

Das sind mir schöne Philanthropen. Genau so wie George Soros.
Das sind die wahren Bösen auf der Welt. Und Leute wie VdB biedern sich bei denen noch an. Pfui Teufel.

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Digitalis (3.621 Kommentare)
am 18.07.2018 18:18

Weit hat es die einstens so stolze deutsche Stahlindustrie der Thyssens, Krupps, Klöckners, Pönsgens, Hoesch, Dortmunder, Wittener und Krefelder gebracht: Weg ist sie - und die Scherben gehören Indern!

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pepone (60.622 Kommentare)
am 18.07.2018 14:52

DAS sind die ECHTEN Finanzverbrecher und nicht die kleinen Investoren !

aber der Gesetzgeber schaut zu weil sie zu deppet sind zu AGIEREN !
Härteren Gesetze würden diese Manipulationen unterbinden .

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gerhardaschauer (8 Kommentare)
am 18.07.2018 09:20

Arme miese Ratte = verachtenswertes Gesindel.
Reiche miese Ratte = Philanthrop.
Aha.

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alterego (858 Kommentare)
am 18.07.2018 07:11

Solche Menschen sind Schuld am Niedergang jeglicher Moral und Menschlichkeit.
Ich bin ein dezidierter Gegner der Todesstrafe.
Aber hier muss ich mich fragen ob nicht zum Wohle der Menschheit....?

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simi47777 (2.012 Kommentare)
am 18.07.2018 09:20

es genügt schon Superreiche ordentlich zu besteuern!

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