Hat die IG Milch „Pakt mit dem Teufel“?

Von Josef Lehner   11.Juni 2011

Die „Faire Milch“ aus der NÖM-Molkerei: Das ist den Funktionären der IG-Milch sichtlich peinlich. „Das ist doch schon seit Jahren so“, sagt die Obfrau, die oststeirische Bäuerin Erna Feldhofer, den OÖNachrichten.

Richtig ist: Bis vor zwei Monaten kam die „Faire Milch“ von der kleinen Privatmolkerei Seifried in Aspach. Dann entzog die NÖM den Innviertlern den Auftrag über Nacht und füllt nun jene Trinkmilch, die 2006 etabliert worden ist, um den Bauern einen besseren Preis zu bringen, selbst ab. Hat die IG-Milch einen „Pakt mit dem Teufel“, fragt jetzt das Agrarportal „Blick ins Land“.

Leidtragender ist Molkereichef Reinhold Seifried: „Wir verrechnen der NÖM, was unsere vertraglichen Ansprüche sind“, sagt er. Noch sei offen, ob die NÖM zahlen werde. „Ich glaube, das wird ein Fall fürs Gericht“, so Seifried.

Die Geschichte ist kompliziert: Die kleine südburgenländische Mona-Molkerei war Vertragspartner der IG-Milch. Diese gab Seifried einen Vertrag, die „Faire Milch“ abzufüllen. Vor zwei Jahren übernahm die NÖM, eine Tochter der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Mona – inklusive aller Verträge.

NÖM-Chef Alfred Berger sagte „Blick ins Land“, „aus qualitativen Gründen“ sei Seifried eliminiert worden. Was dessen Eigentümer giftet: „Wir sind im Vorjahr für die beste Trinkmilch ausgezeichnet worden.“ Völlig schuldlos gerät die Kleinmolkerei zum zweiten Mal seit 2009 in eine bedrohliche Lage. Damals entzog Hofer Seifried die Produktion der Biomilch, da auf Heumilch von Bergbauern umgestellt wurde. Seifried musste rund 250 Bauern und 20 der 60 Mitarbeiter kündigen. Nun ist es die „Faire Milch“. Sie machte rund 50 Prozent der Verarbeitung aus. Wegen des Vertrages durften die Innviertler außerdem ihre Partner nicht auf dem Markt konkurrieren. Ein Glücksfall sei es, dass gerade ein Grillkäse marktreif geworden sei. Er hoffe, damit die Lücke schließen zu können, sagt Seifried.