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Die widersprüchliche Welt der Metallerverhandlungen

Von (sib), 18. Oktober 2018, 00:04 Uhr
Die widersprüchliche Welt der Metallerverhandlungen
130.000 Beschäftigte in 1200 Firmen der metalltechnischen Industrie Bild: (FMTI)

WIEN. Heute Info in Betrieben – morgen vierte Kollektivvertragsrunde.

Die Presseaussendungen nach der dritten Runde der Metaller-Kollektivvertragsverhandlungen von metalltechnischer Industrie und von den Gewerkschaften Pro-Ge und GPA-djp lassen nicht vermuten, dass deren Vertreter bei derselben Veranstaltung waren. Beide kommunizieren, worüber die andere Seite nicht reden wolle – nicht, wo es Ansätze für gemeinsame Lösungen gibt.

So wolle die Gewerkschaft nicht über die Modernisierung des Kollektivvertrags reden. "Das ist bedauerlich", so die Arbeitgeber. Die metalltechnische Industrie habe Vorschläge für einen KV 4.0 präsentiert. Darin gehe es um längere Geltungszeiträume der Entgeltabschlüsse, eine Vereinheitlichung des Beschäftigtenbegriffs (statt Verhandlungen für Arbeiter und Angestellte), die Verständigung auf eine klare Datenbasis und allgemeine Zukunftsfragen.

Auf Gewerkschaftsseite heißt es, man habe aktuell mit den konkreten Lohnerhöhungen Wichtigeres zu verhandeln. Im Übrigen wolle man diese grundsätzlichen Dinge nicht mit nur einem Fachverband verhandelt wissen. Weiters fielen Worte wie "entrümpeln" und "ausmisten" – was die Arbeitnehmerseite als Provokation versteht. Und: Hinter der Modernisierung verstecke sich eine Verschlechterung bei Kündigungsfristen und Freitagen.

Besonders die Vereinheitlichung des Beschäftigtenbegriffs versetzt die Gewerkschaft in Alarmstimmung: Das würde am Ende die Existenz von zwei Betriebsratskörperschaften gefährden, was auch weniger (freigestellte) Betriebsräte bedeuten würde. "Das ist im Arbeitsverfassungsgesetz verankert, darüber ist auf der Ebene nicht zu reden", blocken die Gewerkschafter ab. "Es gibt keinen Grund für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, wenn eine Frau an einer computergesteuerten Anlage in der Werkshalle, ein Mann am Computer im Büro sitzt", so die Arbeitgeberseite.

Streitpunkt Zwölf-Stunden-Tag

Umgekehrt wollen die Vertreter der metalltechnischen Industrie nicht über höhere Zuschläge für die zehnte bis zwölfte Arbeitsstunde reden, die mit dem Arbeitszeitgesetz seit 1. September möglich ist. "Die Novelle hat unmittelbar keinen Einfluss auf den Kollektivvertrag, daher kann es keine Gegenleistungen geben", heißt es im Positionspapier. Außerdem seien in der betrieblichen Praxis noch keine Veränderungen festzustellen. Dazu kontert die Gewerkschaft: "Wenn das stimmt, dann wird das für die Firmen nicht teuer." Für die zehnte Stunde will die Gewerkschaft 75 Prozent, für die elfte und zwölfte Stunde 100 Prozent Zuschlag.

Um die Schichtarbeit erträglicher zu machen, fordert Pro-Ge einen 60-minütigen Zeitausgleich pro acht Stunden Nachtschicht. Das wiederum ist für die Industrie eine Kampfansage: "Es gibt mehrere Arbeitszeitverkürzungsforderungen über die Hintertür. Das ist Gift für den Standort." Heute verteilen Betriebsräte Infomaterial in den Unternehmen. Komme es am Freitag zu keinem Abschluss, lege man "ein Schäuferl zu", so die Gewerkschaft. Trotz der harten Rhetorik könnte es am Freitag einen Abschluss geben. Das wird eine Nachtsitzung, weil wegen des Begräbnisses des früheren Arbeiterkammerpräsidenten Herbert Tumpel der Beginn auf 16 Uhr verlegt wurde. 

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19  Kommentare
19  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Hofstadler (1.359 Kommentare)
am 19.10.2018 15:36

Betriebsrat = Eigenschicksalsverwalter
Eine Betriebsratskörperschaft reicht und ist oft schon zuviel!

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senfdazugeber (743 Kommentare)
am 18.10.2018 11:18

Die vollwertige Anpassung von Arbeiter u. Angestellten wird sicher noch etliche Jahre dauern.
Hier wird es irgendwo Kompromisslösungen geben müssen bei welchen bei einigen Themen die Regelungen der Arbeiter u. bei manchen jener der Angestellten übernommen werden.

Damit ist aber dann auch logisch u. richtig, dass der Begriff Arbeiter u. Angestellte wegfällt u. dann auch nur mehr eine Betriebsratskörperschaft notwendig ist.
Es würde in vielen Betrieben ja auch jetzt schon Sinn machen die Kräfte zu bündeln und einen gemeinsamen Betriebsrat zu haben.
Aber wie so oft im Leben geht es hier vielen Leuten nur um Posten (und womöglich um einen besonderen Kündigungsschutz) u. nicht zwangsläufig um das Beste der Kollegenschaft.

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jago (57.723 Kommentare)
am 18.10.2018 16:23

Für den Chef sind 2 verschiedene Gegner im Betriebsrat mehr Zwickmühle als einer grinsen

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senfdazugeber (743 Kommentare)
am 18.10.2018 11:13

Leider sitzen in diesem Fachbereich wie es scheint auf beiden Seiten die falschen Verhandler.
Wie man schon seit Jahren sieht können diese Herrschaften einfach nicht miteinander.
Grundsätzlich finde ich es auch nicht positiv wenn auf irgendeiner Seite der Verhandlungspartner Abgeordnete von irgendwelchen Parteien am Tisch sitzen.

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jago (57.723 Kommentare)
am 18.10.2018 11:20

"Die Partei, die Partei die hat immer recht"
Unfehlbarkeitsdoktrin der SED

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jago (57.723 Kommentare)
am 18.10.2018 11:05

> "Es gibt mehrere Arbeitszeitverkürzungsforderungen über die Hintertür.
> Das ist Gift für den Standort."


Die "Industrie" blödelt mit Formulierungen herum, die sie selber nicht versteht.

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WernerKraus (938 Kommentare)
am 18.10.2018 06:26

Ich dachte immer, Überstunden wären dann zu zahlen, wenn die wöchentliche Arbeitszeit überschritten wird. Dann soll es auch Zuschläge geben. Aber wenn man jetzt mal wie Arzt, Krankenschwester, Polizist, Kellner 12 h am Tag arbeitet, was ja nicht jeden Tag vorkommen kann, so ist das normale Arbeitszeit. Wie macht man das in Wien, wo für manche gemeidebedienstete der 15h Tag möglich ist, in Kärnten, und ÖBB mit 13h Tagen? Ach ja, das sieht man nicht so eng, denn diese Stunden wurden von den Roten Genossen eingeführt.

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freidenker (435 Kommentare)
am 18.10.2018 06:42

Wenn es blos so einfach wäre Äpfel mit Birnen zu vergleichen....
Überstunden sind dann fällig wenn die NORMALarbeitszeit überschritten wird und die ist sehr individuell und hat gar nichts mit dem von ihnen erähten Farbenspiel zu tun.

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spoe (13.502 Kommentare)
am 18.10.2018 08:09

Die Normalarbeitszeit wird aber auch oft im Willen und im Interesse des Arbeitnehmers überschritten, Stichwort flexible Gleitzeit.

Es wäre unsinnig, Überstunden auszubezahlen, weil sich jemand die Woche anders einteilt, um beispielsweise an einem Tag gar nicht zu arbeiten.

Ich habe einen Mitarbeiter, der fast jeden Freitag bis Sonntag auf Mallorca verbringt, aber dafür von Montag bis Donnerstag länger arbeitet. Wären Überstunden fällig, könnte man so etwas als Arbeitgeber nicht mehr zulassen.

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enoch (567 Kommentare)
am 18.10.2018 09:55

Das mit Mallorca ist fast ein Beispiel wie aus dem WKO Werbevideo grinsen

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spoe (13.502 Kommentare)
am 18.10.2018 10:03

Solche Wochenenden sollten verpflichtend sein, zumindest im Fall von wohlhabenden Schwiegereltern mit Finca und Boot. zwinkern

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 18.10.2018 05:20

Dass es für Nachtschichten Verbesserungen geben soll, das kann ich als Aussenstehende nur voll unterstützen. Es ist harte Arbeit zu Bedingungen, die der Natur des Menschen widersprechen und für die Gesundheit Folgen hat.
Alle Räder stehen still, wenn der Mensch das nicht mehr will.
Und wie sieht es dann mit dem Erfolg für die Industrie aus?

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 18.10.2018 05:30

Und ach ja,
dann möchten wir da auch eine Wohlfahrtskrankenkassa....

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 18.10.2018 05:36

So müsste es lauten, wenn man wirklich klare Basis und ein System haben will.
Die einen werden umsorgt und sind sehr gut abgesichert.
Die anderen müssen Jahr für Jahr um ihre Rechte kämpfen.

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jago (57.723 Kommentare)
am 18.10.2018 11:14

> Die einen werden umsorgt und sind sehr gut abgesichert.
> Die anderen müssen Jahr für Jahr um ihre Rechte kämpfen.

Und wo sind jetzt die, die um Kunden und Aufträge kämfen müssen?

Und die den Kunden die Einbildungen der umsorgten und abgesicherten "Steuerzahler" und die Rechte-Ansprüche der Festgehaltler auch noch erklären müssen?

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 18.10.2018 11:18

@jago: Für diese kämpft doch unermüdlich die WK, hätte ich mir gedacht.

Frau Doris Hummer lächelt sogar stets huldvoll, wenn sie im Schweisse ihres Angesichtes die Interessen ihrer Schutz-Befohlenen vertritt und für sie wie eine Löwin kämpft!

Herr Leitl, der unverbesserliche Optimist lächelt ebenso breit!

Was will der Unternehmer mehr?

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jago (57.723 Kommentare)
am 18.10.2018 12:46

Die WK hat wenigstens Außenhandelsfachleute weit draußen auf der Erdoberfläche.

Die sind nicht parteipolitisch vernagelt, für Österreich eine Rarität.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 18.10.2018 05:09

Vollkommen richtig, wenn sie nicht auf Forderungen eingehen, die in allen KVs großer Veränderungen bedürfen.

Die Politiker haben ja schon Angestellte und Arbeiter gleichgestellt - oder doch nicht? Wo bleibt die notwendige Grundlagenarbeit?

Das kann nicht mit einer Einzelgewerkschaft im Zuge der jährlichen Verhandlungen geklärt werden.
Kennt man nicht auch noch bei den Gemeindebediensteten den Begriff Arbeiter und Angestellte?

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 18.10.2018 04:54

Was stellt sich die metallltechnische Industrie unter Verständigung auf eine klare Basis vor?

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