Die Millionäre vom Ausseerland

Von Alexander Zens   05.Juni 2012

Das Ausseerland im steirischen Salzkammergut gilt bei den Wohlhabenden und bei Künstlern als Top-Adresse, vor allem für Zweitwohnsitze. Die Millionärsdichte ist eine der höchsten Österreichs, vergleichbar mit Kitzbühel und Velden. Die aus der Kaiserzeit bekannte „Sommerfrische“ wird von Prominenten aus Politik, Wirtschaft, Kultur heute noch gelebt.

Im 5000-Einwohner-Ort Bad Aussee werden regelmäßig der aus Linz stammende Hongkonger Unternehmer Helmut Sohmen, der deutsche Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und der Schriftsteller Alfred Komarek gesehen. In Altaussee mit 1800 Einwohnern haben die Industriellen Hannes Androsch und Veit Sorger sowie der Schauspieler Klaus Maria Brandauer ihr Domizil. In der Gemeinde Grundlsee (1200 Einwohner) verwurzelt sind die Familien Harnoncourt und Meran, Nachkommen von Erzherzog Johann.

„Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu“, sagt Otto Marl, SPÖ-Bürgermeister von Bad Aussee. Die Beliebtheit der Region begründet er mit der schönen Landschaft und der guten Infrastruktur. Dank der Wohlhabenden werde Wertschöpfung generiert, sagt Marl: „Manche Prominente engagieren sich auch in der Region.“ Als Beispiel nennt er den Chef der international tätigen Grazer Christof-Holding, Johann Christof. Er hat in Altaussee eine Jagd und sponsert den Fußballverein FC Ausseerland.

Von 2005 bis 2011 stieg die Zahl der Nächtigungen in den Gemeinden Bad Aussee, Altaussee, Grundlsee, Pichl-Kainisch, Bad Mitterndorf und Tauplitz von 820.000 auf 940.000. Die Millionenmarke könnte bald überschritten werden, sagt Ernst Kammerer, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Ausseerland. Die Prominenten hätten ihren Teil dazu beigetragen, weil das Image der Region steige. Jene, die im Ausseerland residieren, laden oft Gäste ein. Von der hohen Dichte an finanzkräftigem Publikum profitiert die regionale Wirtschaft wie Gastronomie und Handwerksbetriebe. „In Bad Aussee gibt es noch immer 15 Betriebe, die Trachten erzeugen“, sagt Kammerer. Die Preise in Handel, Hotellerie und Gastronomie seien trotz des hohen Anteils an reichen Kunden völlig normal.

Bei den Immobilienpreisen ist das anders. Sie sind in den vergangenen Jahren wegen der vielen Zweitwohnsitze stark gestiegen. Das Problem, dass sich Einheimische darum Haus und Grund nicht mehr leisten können, ist Marl und Kammerer bewusst. Das sei die Schattenseite der Prominenz.

Bis zu 400 Euro für den Grund

Für einen Quadratmeter Baugrund zahle man in Altaussee je nach Lage bis zu 400 Euro, sagt Gerald Stöckl, Leiter des Büros von Volksbank Immobilien in Bad Aussee: „Das Angebot ist sehr knapp, Neubauprojekte gibt es nur wenige.“ Wenn es am Altausseer See eine neue Wohnung zu kaufen gibt, ist man schnell 6000 Euro pro Quadratmeter los. Im Ortsgebiet sind es immer noch 3500. Eine Möglichkeit für Gemeinden, leistbaren Wohnraum zu schaffen, sind Vorkaufsrechte bei Umwidmungen von mehreren Parzellen.

Was Prominenten und Wohlhabenden besonders gefällt, sind die Einheimischen, von denen sie in Ruhe gelassen werden. „Sie werden von den Ausseern höflich ignoriert“, sagt Kammerer.