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"Die Menschen interessiert das Auto, nicht das Benzin"

Von Dietmar Mascher, 15. März 2017, 00:04 Uhr
Verbund-Chef: "Die Menschen interessiert das Auto, nicht das Benzin"
Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber über die Chance Wasserstoff: „Dann brauchen wir richtig viel Strom.“ Bild: Reuters

WIEN. Wie geht Österreichs größter Stromerzeuger und -versorger mit den stark schwankenden Strompreisen um? Wie viel Strom brauchen wir für die E-Mobilität? Und was verspricht sich Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber von seiner Kooperation mit der voestalpine und Siemens?

OÖNachrichten: Wie viele Elektroautos fahren in den nächsten Jahren auf Österreichs Straßen?

Anzengruber: Klar ist, die E-Mobilität kommt jetzt wirklich, weil alle Hersteller eigene Modelle auflegen und sich Reichweite und E-Lade-Infrastruktur massiv verbessern. Auch die Anreizsysteme geben einen Schub. Abhängig von den Rahmenbedingungen würde ich sagen, werden in den nächsten vier bis fünf Jahren deutlich mehr als 100.000 Autos auf unseren Straßen unterwegs sein. Die selbstfahrenden Autos sind keine Benziner. Aber es wird sich binnen zehn Jahren auch nicht alles drehen. Vor allem bei den Lkw wird fossiler Treibstoff weiterhin eine Rolle spielen. Dort könnte aber der grüne Wasserstoff eine wichtigere Rolle bekommen.

Im Bereich Wasserstoff haben Sie mit der voestalpine und Siemens in Linz ein Forschungsprojekt laufen. Was versprechen Sie sich davon?

Man kann aus Grünstrom, der volatil und oft in Überkapazitäten am Markt ist, grünen Wasserstoff gewinnen und dies für metallurgische Prozesse verwenden. Wenn man Kohle und Koks durch grünen Wasserstoff bei der Stahlerzeugung ersetzen kann, dann wäre das ein Riesenschritt zur Dekarbonisierung. Und dann brauchen wir richtig viel Strom. Da reden wir in der voestalpine-Stahlproduktion von 30 Terawattstunden, das sind 40 Prozent des gesamten österreichischen Stromverbrauchs. Aber da stehen wir erst am Anfang das ist ein Prozess, der über Jahre und Jahrzehnte geht..

Die Energiebranche erlebt einen massiven Umbruch. Was bedeutet das für den Verbund?

Für uns zählt, dass wir mehr downstream gehen müssen, also neue Themenfelder für die Kunden erschließen müssen. Wer interessiert sich schon für eine Kilowattstunde Strom. Die Leute interessieren sich ja nicht für Benzin, sondern für das Auto. Ein interessanter Bereich werden etwa die Microgrids, also Kleinstnetze zwischen den kleinen Stromerzeugern samt effizienten Verrechnungssystemen.

Die Linz AG will ihre 10,3 Prozent an der Energie AG an das Land zurückverkaufen. Immer wieder ist davon die Rede, dass der Verbund diese Aktien übernehmen und sein Engagement aufstocken könnte.

Ich bin bis jetzt noch nicht gefragt worden. Es hätte wenig Charme, wenn wir einfach als Finanzinvestor aufstockten. Sinnvoll wäre ein stärkeres Engagement nur dann, wenn man Synergien hebt und mehr gemeinsam macht. Das kann ich mir bei der Erzeugung vorstellen, wo wir etwa bei den Ennskraftwerken ohnehin schon zusammenarbeiten, oder bei den Netzen und im Dienstleistungsbereich. Beim Vertrieb dagegen nicht. Da ist Wettbewerb gut.

Die Energiepreise entwickeln sich nicht so, wie man das beim Wirtschaftsstudium lernt. Wie gehen Sie damit um?

Der Marktpreis für Strom ist nicht logisch, sondern durch Förderungen verzerrt. Aber wir können ihn nicht beeinflussen. Also tun wir das, was wir beeinflussen können, wir reduzieren unsere Erzeugungskosten. Wir hedgen auch, das erhöht die Planungssicherheit. Die Planbarkeit hat natürlich ihre Grenzen. Wenn wir ein Kraftwerk bauen, muss das 50 Jahre betrieben werden können. Um den Preis vorher zu sehen, bräuchte man eine Glaskugel. Tatsache ist aber, dass wir künftig mehr Strom brauchen. Wenn es sich aber nicht lohnt, investiert keiner. Dann fördert der Staat. Beste Beispiele sind die Atomkraftwerke wie Hinkley Point. Atomkraftwerke rechnen sich nicht. Aber sie werden eben mit dem Argument der Versorgungssicherheit und CO2-Freiheit gefördert. Das geht offenbar auch EU-rechtlich.

Das heißt, die Politik hat gefördert und ist nun überfordert. Vor allem in Deutschland.

Deutschland produziert mehr Strom, als es braucht. Aber er kann nicht dorthin geliefert werden, wo er gebraucht wird, nämlich nach Süddeutschland. Die Kosten und Garantie für die Lieferung liegt aber bei jenem, der liefern muss. Daher werden anderswo Kraftwerke hochgefahren, die nicht so wirtschaftlich sind. Die profitableren sind ja schon am Netz. Davon profitieren manche Gas- und Kohlekraftwerke. Österreich dafür die Schuld zu geben, wäre aber nicht richtig.

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1  Kommentar
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jago (57.723 Kommentare)
am 15.03.2017 10:33

Die Benzin- und Dieseltanks in den Autos sollen laut "wissenschaftlichen" Studien schon bei den Alten Griechen(tm) in den 80er Jahren die größten Speicher für Mineralöl gewesen sein.

In diesem Sinn könnten die Akkus in den Autos auch einmal die größten Elektroenergiespeicher werden. Wenn sie nicht explodieren. Das Blöde an den Akkus ist allerdings, dass sie immer gleich schwer bleiben. Ns gut, die 50kg haben auch nicht viel ausgemacht.

Ich halte nichts von E-Autos aber das bin ja nur ich. Schade um das edle Öl, das die Leute im Haus verheizen statt im Auto "sinnvoll" verwenden.

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