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"Die Gymnasien produzieren oft am Markt vorbei"

Von Susanne Dickstein und Dietmar Mascher   17.November 2018

Was sie kurz- und mittelfristig gegen den Fachkräftemangel machen will, erklärt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck im OÖN-Gespräch.

 

OÖNachrichten: Laut einer aktuellen Studie fehlen in Oberösterreich 30.000 Fachkräfte. Das kostet die Regionalwirtschaft rund 4,5 Milliarden Euro an Wertschöpfung. Wie kann man diesen Mangel beheben?

Schramböck: Der Fachkräftemangel ist derzeit eines der wichtigsten Themen. Darauf wurde in den vergangenen zehn Jahren zu wenig Augenmerk gelegt. Wir müssen die Lehre für junge Menschen wieder attraktiv gestalten. Mit der dualen Akademie ist Oberösterreich für mich ein Best-Practice-Beispiel. Nach der Matura zwei Jahre verkürzte Lehrzeit, damit sprechen wir neue Zielgruppen an. Ich garantiere einer jungen Frau, die nach der Matura eine technische Lehre macht, dass sie über das Lebenseinkommen mehr verdienen wird als bei vielen Studien. In Deutschland fangen rund 30 Prozent nach der Matura eine Lehre an, in Österreich zwei Prozent. Daher werden die 200 Lehrberufe in Österreich derzeit überarbeitet mit Schwerpunkt auf Digitales.

Das wird mittelfristig greifen. Was lässt sich kurzfristig tun?

Ich statte die Austrian Business Agency mit Mitteln aus, damit sie nicht nur Firmen nach Österreich holt, sondern auch Talente und Fachkräfte innerhalb der Europäischen Union sucht. Programmierer sitzen in Danzig, die gehen aktuell nach München, nicht nach Österreich. Wir müssen den Standort und die offenen Stellen besser verkaufen. Österreich hat bisher nie aufgezeigt. Um aus Drittstaaten Talente zu bekommen, überarbeiten wir die Rot-weiß-rot-Karte und die Regionalisierung der Mangelberufe. Gerade in Oberösterreich gibt es viele Mangelberufe wie etwa Elektromechaniker.

OÖN-TV am 16.11.2018

Die OÖN-TV Sendung von heute beleuchtet die steigenden Spritpreise. Außerdem sprechen wir mit Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, wir berichten über die bald startende E-Medikation und werfen einen Blick auf das OÖN-Politikbarometer.

Wie sieht die neue Rot-weiß-rot-Karte aus?

Was gestrichen werden soll, ist der Nachweis einer ortsüblichen Unterkunft, bevor man überhaupt da ist. Das macht keinen Sinn, auch nicht, dass das Alter ein Qualitätskriterium ist. Dazu kommt, dass das Konstrukt nicht digital und zu bürokratisch ist. Die Firmen brauchen Spezialisten, um eine Rot-weiß-rot-Karte zu beantragen.

Die zitierte Studie sagt auch, dass Österreich überakademisiert ist. Stimmen Sie zu?

Das ist sicher ein Thema. Mit vielen Studienrichtungen fangen die Unternehmen nichts an. Ich glaube auch, dass die Gymnasien oft am Markt vorbei produzieren. Es müsste viel früher aufgezeigt werden, was es in den Betrieben gibt.

Auf Ihrer Agenda steht das umstrittene Standortentwicklungsgesetz. Wann tritt es in Kraft und wo spießt es?

Geplant ist der 1. 1. 2019. Mir ist wichtig, dass künftig Fristen eingehalten werden, vor allem in der ersten Instanz müssen wir beschleunigen. Es kann nicht sein, dass Verfahren wie jenes für Westring und Donaubrücke zehn Jahre dauern. Leidtragende zu langer Verfahren bei Infrastruktur sind die folgenden Generationen.

TTIP ist gestorben. Wie positioniert sich Österreich im Freihandel gegenüber den USA?

Es wird kein neues TTIP geben. Aber es braucht vertragliche Regelungen, um einen Handelskrieg zu verhindern. Den Kritikern muss man sagen: Wir hätten das Problem mit den Schutzzöllen jetzt nicht, wenn es eine Handelsvereinbarung gäbe.

Wie erklären Sie das den Boulevardmedien, die einseitig gegen TTIP geschrieben haben?

Schuld sind ja nicht nur die Boulevardmedien, sondern diejenigen, die es befeuern und falsche Informationen verbreiten. Das gefährdet Standort und Arbeitsplätze. Bei einer Partei, die sich wie die SPÖ in der Europapolitik involvieren will, wundert mich das schon.

 

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29. März 2024