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Davos oder wenn die Eliten plötzlich Kreide fressen

Von Hermann Neumüller, 17. Jänner 2017, 16:37 Uhr
Für die Schweizer Polizei ist das jährliche Treffen eine Herausforderung. Bild: Reuters

Analyse: Gut geschützt von Scharfschützen treffen sich Politiker und Manager zum Weltwirtschaftsforum in den Schweizer Bergen.

Beim Weltwirtschaftsforum in Davos werden jedes Jahr Studien präsentiert, bei denen man das Gefühl hat, es sei ein NGO-Treffen. Auch die rund 3000 Teilnehmer aus Politik und Wirtschaft tun so, als wäre die Reise in das Schweizer Bergdorf eine Art Wallfahrt, bei der sie im Büßergewand antreten müssen.

Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens PwC unter 1379 Managern und Politikern aus 79 Ländern, gaben 44 Prozent an, dass die Globalisierung die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößere. Dann wurde auch noch die jährliche Studie der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam präsentiert, wonach die acht reichsten Männer der Welt mehr besitzen als die halbe Weltbevölkerung. Politische und unternehmerische Fehlentwicklungen seien der Grund dafür.

Das ist zweifellos richtig. Das Problem sind nur die Schlüsse, die daraus gezogen werden. Oxfam fordert höhere Steuern auf Einkommen und Vermögen – so wie jedes Jahr. Das liegt nahe und kommt auch gut an. Aber lösen höhere Steuern in Ländern, in denen die Staatsspitze korrupt ist und ihre Bürger ohnehin schon beraubt, das Problem der sozialen Ungleichheit?

Ginge es dem Durchschnittsbürger in Simbabwe wirklich besser, wenn Bill Gates in den USA Vermögenssteuer zahlen müsste? Wohl kaum. Es geht eher um die wachsende Einkommens- und Vermögensungleichheit in den entwickelten Ländern. Aber ist dafür die Globalisierung verantwortlich?

Nehmen wir eine andere Bezeichnung für die Globalisierung: Freihandel. Der hat vor allem den Entwicklungs- und Schwellenländern viel gebracht. Das lässt sich aus allen Statistiken der Weltbank oder der UNO ablesen. Sämtliche Volkswirtschaften, die daran teilgenommen haben, haben profitiert, nicht aber alle Menschen in den jeweiligen Volkswirtschaften.

Ist also die Globalisierung schlecht oder liegt es daran, wie man die Vorteile daraus auf die einzelnen Menschen verteilt? Offenbar versagen die Regierungen in den jeweiligen Ländern bei dieser Aufgabe. Ist Abschottung, wie es der künftige US-Präsident Donald Trump propagiert, die Lösung? Sicher nicht.

Also Vermögenssteuern und höhere Einkommenssteuern, wie es Oxfam fordert. Das ist natürlich möglich, aber hilft das tatsächlich den ärmeren Schichten in diesen Ländern und reduziert das die soziale Ungleichheit? Wie soll überhaupt die Umverteilung dabei funktionieren? Grundeinkommen für alle?

Es gäbe auch lohnendere Themen, die man in Davos diskutieren könnte. Etwa welche Auswirkungen die Geldpolitik der Notenbanken auf die Verteilungsgerechtigkeit hat. Von dieser Geldflut profitieren vor allem jene, die Aktien und Immobilien besitzen. Das sind eher nicht die unteren Schichten. Man könnte auch darüber diskutieren, warum die Realeinkommen nicht steigen, obwohl die Unternehmer höhere nominelle Löhne zahlen. Aber darüber würden wohl die in Davos anwesenden Politiker und Notenbanker nicht so gerne reden.

 

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5  Kommentare
5  Kommentare
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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 18.01.2017 05:59

Irgendwie steht die Welt Kopf. China hält die Eröffnungsrede in Davos und warnt vor Protektionismus. Der neue US-Präsident brüskiert Merkel, die EU, die Nato, China und hofiert Russland. Die nächsten 4 Jahre werden sicher nicht langweilig.

Mit Brexit, Strache, AfD und LePen beweisen die Europäer gerade, dass sie ALLES falsch machen. Das ist aber nicht die Schuld der EU, sondern jenes Wählersegments, das die oben genannte wählt.

Als Gartenzwergstaat wie AT kann man dann gar nix mehr beeinflussen, obwohl "unsere" Volksvertreter so tun als könnten sie inmitten der Welt Entscheidungen treffen.
Was jetzt mit dem UK geschieht, das wirtschaftlich seit Jahrzehnten wenig bis gar nichts produziert, sehn'ma dann eh demnächst.

Der Egoismus hat weltweit über Solidarität gesiegt und daher passiert es auch, dass die Normalsterblichen immer ärmer werden und somit auch als Konsumenten ausfallen um die Wirtschaft "wachsen zu lassen".

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funfunfun (1.907 Kommentare)
am 17.01.2017 21:12

Kotzbrockentreff - darf Österreich auch am Nebentisch sitzen?

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Selten (13.716 Kommentare)
am 17.01.2017 20:40

Natürlich werden Google, Weltbank, Microsoft, Facebook, Yahoo, Vodafone, ABB, Energiekonzerne, IWF, (chinesische) Banken, Soros, Religionsvertreter (Vatikan), NGOs wie OXFAM und internationale Politiker in Davos nicht besprechen, warum Löhne real sinken - wie die Bilderberger, beschützt durch Scharfschützen, Tausende Polizisten und Soldaten, seit 2010 auch durch ö Luftstreitkräfte und Flugverbotszone über Vlbg und Tirol.

Die informellen Themen dieser Versammlung von Geld, Macht und Politik, eingeladen von dieser „gemeinnützigen“ Stiftung, die sich durch ihre 1000 Mitgliedsunternehmen - typischerweise global agierend mit einem Umsatz von über 5 Mrd Dollar und Einfluss auf Branche und Region – finanziert und die wenig über sich bekanntgibt, sind vermutlich ausschließlich börsenrelevant und Weltbevölkerung und Globalisierungsopfern nicht nützlich.

Solange sich Politiker von Multis zum Rapport pfeifen lassen, muss ich vermuten, dass sie ihre Strohmannfunktion gut bezahlt wird.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 17.01.2017 20:51

Übrigens:
Seit Dezember 2011 hat Google das US-Patent für die Technik zum Betrieb von autonomen Fahrzeugen.

Vielleicht arbeitet man in Davos auch an der Weltherrschaft von Google.

Die vielen Gutmenschengrüppchen sollte ihre Kräfte bündeln und mal die Mammutaufgabe angehen, die Verflechtungen und Beteiligungen der Konzerne untereinander in deren Verbindungen zur Politik zu Recherchieren und der Finanzwirtschaft ordentlich auf die Finger zu klopfen.

Ich bin überzeugt, dass ungeheure Machtkonzentrationen zu Tage treten würden, die auch Lebensgrundlagen wie Boden, Wasser etc betreffen.

Das wäre auch Aufgabe für einen Redakteur, der sich gerne der Wirtschaftsthemen in den OÖN annimmt.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 17.01.2017 17:03

Lösen höhere Steuern das Problem ihrer Bürger, wenn die Regierungen korrupt sind...
Und wie schaut es nun aus mit unserer Regierung? Ich denke, Sie sind nicht so weit korrupt, dass sie nicht dem Bürger dafür Rechenschaft ablegen müssen. Meist spät, aber doch.

Da wird weltweit von Vermögenssteuern gesprochen, nur bei uns sollte es ein Tabuthema bleiben, ganz so als ob bei uns die Schere nicht auch immer weiter aufginge.

Und Herrn Neumüller würde ich ersuchen, seine Ausführungen im letzten Absatz weiter zu kommentieren.

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