Bei Plastik drückt der Schuh

Von Ulrike Rubasch   13.Juni 2018

An sich ist Österreich ja so etwas wie Europameister im Sammeln und Verwerten von Verpackungen. 2017 sammelten die österreichischen Haushalte 1,07 Millionen Tonnen Verpackungen und Altpapier, was einer Steigerung von 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, teilte der Marktführer Altstoff Recycling Austria (ARA) gestern mit. Die Vorgaben, die die EU bis zum Jahr 2025 macht, werden schon jetzt erfüllt – außer bei einer Kategorie: Kunststoff.

„Das ist unsere große Herausforderung“, sagte ARA-Vorstand Christoph Scharff zu den OÖNachrichten. 50 Prozent des verwendeten Kunststoffes müssen bis zum Jahr 2025 in der EU wiederverwertet werden. Derzeit schafft Österreich nur 34 Prozent. Mit den herkömmlichen Methoden, sprich mehr sammeln und sortieren, werde man das Problem nicht lösen, meint Scharff. „Wir müssen vor allem einen sinnvollen Einsatz für Kunststoff-Recyclate etwa am Bau, in Elektrogeräten oder im Autobau finden“, sagt er angesichts der dann zehn Millionen Tonnen recycelten Kunststoffes, die ab 2025 in der EU jährlich anfallen werden (so alle Länder die Quote erfüllen). Das ist drei Mal so viel wie heute.

Paradigmenwechsel notwendig

Die ARA entwickelt derzeit mit Unternehmen und Forschung Verpackungen und Produkte weiter, in denen möglichst viel wiederverwertetes Material eingesetzt werden kann. Besonders aus Oberösterreich komme starkes Interesse, so Scharff. Firmen wie Greiner, Borealis und Spitz seien sehr engagiert. „Die Unternehmen wachen langsam auf, das Thema zieht.“

„Der recycelte Rohstoff muss das ,neue Normal‘ sein. Ein Paradigmenwechsel ist notwendig. Die öffentliche Hand soll bei der Beschaffung beginnen“, so Scharff.

Scharff fordert einen Paradigmenwechsel, besonders in der Vergabe öffentlicher Aufträge. Den Auftrag sollte die Firma bekommen, deren Kunststoff-Produkte aus recyceltem Material gefertigt werden. „Warum sollte man etwa am Bau für Platten, an die geringe Anforderungen gestellt werden, teures Rohöl aufbereiten? Eine Sünde!“ In der Schweiz werde das bereits so gehandhabt.