Bauern bleiben auf ihrer Milch sitzen: Heftige Kritik

Von nachrichten.at/apa   28.April 2017

Berglandmilch "nimmt sie definitiv nicht auf", erklärte Alpenmilch-Logistik Geschäftsführer Johann Furtmüller. Er lasse nun prüfen, ob gegen die Molkerei mit einer einstweiligen Verfügung vorgegangen werden kann.

Jene 19 vertragslosen Bauern befinden sich im Sammelgebiet der größten Milchgenossenschaft Österreichs in Wels. Aufgrund der "marktbeherrschenden Stellung" bliebe für die Landwirte nach dem Ende von Alpenmilch Logistik einzig der Weg zu Berglandmilch. Dieser wurde aber mit der Absage einer Aufnahme verwehrt. Durch eine einstweilige Verfügung könnte die Pflicht der Milchannahme durchgesetzt werden, sieht Furtmüller einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Betroffenen.

Allerdings hatte Berglandmilch-Geschäftsführer Josef Braunshofer bereits in der Vorwoche erklärt, dass es seit Februar einen generellen Aufnahmestopp gebe, da "die Milchmenge der eigenen Bauern so hoch ist wie noch nie und wir an unsere Grenzen stoßen". Für Furtmüller klingt diese Begründung wenig plausibel. So belaufe sich die Jahresmenge der 19 Bauern lediglich auf 5 bis 10 Millionen Kilogramm, Berglandmilch (mit einem Jahresvolumen von 1,3 Milliarden Kilogramm) erhalte täglich Milchlieferungen von rund 3 Millionen Kilogramm. Außerdem wurden jene vertragslosen Frei-Milch-Bauern, die in Gebieten anderer, deutlich kleinerer Molkereien liegen, sehr wohl von diesen aufgenommen. So kamen 12 von ihnen bei der Gmundner Milch unter, 3 bei der Schlierbach-Molkerei und 2 bei der NÖM.

Kein Abnehmer für 19 Milchbauern - Auch der ORF berichtete:

Die Alpenmilch Logistik mit Sitz in Steyr hatte im September 2016 informiert, dass der Betrieb mit Ende März 2017 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wird. Die von "Milchrebellen" rund um die IG-Milch im Jahr 2008 ins Leben gerufene alternative Milchhandelsgesellschaft "Freie Milch Austria" (später Alpenmilch Logistik GmbH) machte der niedrige Milchpreis und die Molkerei-Konzentration in Österreich zu schaffen.

Heftige Kritik an Berglandmilch

Die IG Milch, die Grünen und das Team Stronach kritisieren scharf die Weigerung von Berglandmilch, 19 vertragslose Milchbauern aufzunehmen. Sie sprechen von einer "Strafaktion" seitens der größten österreichischen Molkerei, nur weil Vermarktungswege abseits versucht wurden.

Die IG Milch hat für Sonntag eine erweiterte Vorstandssitzung angekündigt. Darin sollen Hilfsmaßnahmen für die Betroffenen koordiniert werden, erklärte IG-Milch Obmann Ewald Grünzweil: "Wir hoffen auch auf breite Unterstützung aus der ganzen Gesellschaft."

Die "Verweigerungshaltung offenbart auch Defizite des österreichischen Marktordnungsgesetzes sowie die kartellrechtlichen Probleme der marktbeherrschenden Stellung von Österreichs größter Genossenschaftsmolkerei", erklärte der Grüne Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber. Auch die Untätigkeit der gesetzlichen Interessensvertretung, der Landwirtschaftskammern in Ober-und Niederösterreich stößt auf Missfallen. "Die Aufgabe der Kammern wäre in unparteiischer Art und Weise den Konflikt zwischen ihren Mitgliedern zu schlichten", ergänzte Clemens Stammler, Landwirtschaftskammerrat der Grünen Bäuerinnen und Bauern in Oberösterreich.

"Wie hier mit Milchbauern und deren Familien umgegangen wird, wie hier Existenzen und Betriebe leichtfertig gefährdet werden - das ist eine Frechheit und nicht mitanzusehen", ärgert sich Agrarsprecher Leo Steinbichler vom Team Stronach. Die zusätzlichen Milchmengen von den ehemaligen "Freie Milch"-Bauern seien für die Großmolkereien "ohne weiteres zu verkraften".