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Als bei Eumig der Film riss - Vor 30 Jahren: Land in der Krise

Von Josef Lehner, 25. November 2011, 00:04 Uhr
Vor 30 Jahren: Eumig-Pleite riss das Land in eine Krise
Bild: OON

Die Pleite des Vorzeigeunternehmens Eumig deckt unglaubliche Misswirtschaft und ignorierte strukturelle Probleme auf. In Oberösterreich ist der Bezirk Kirchdorf schwer betroffen, wo eines der größten Eumig-Werke ist.

Bald liegt die Arbeitslosigkeit bei 8,5 Prozent, doppelt so hoch wie heute. In den Bezirken der steirischen Eumig-Standorte, Fürstenfeld und Deutschlandsberg, sind gar zwölf bzw. 13 Prozent der Menschen ohne Stelle.

Angriff aus Fernost

Im Herbst 1981 verhandelten Politiker und die Manager der finanzierenden Banken beinahe täglich über Wege, die aus der Eumig-Krise führen sollten. Der weltbekannte Erzeuger von Filmkameras und Projektoren hatte nach beinahe drei Jahrzehnten erstaunlicher Erfolge nicht mehr Schritt halten können mit westlichen Innovatoren wie Kodak oder Polaroid einerseits, mit den immer heftiger zu Tiefpreisen angreifenden Japanern und Südkoreanern andererseits. Vergleiche zum heutigen Auftrumpfen Chinas drängen sich auf.

Den einstigen Eumig-Eigentümerfamilien entglitt die Entwicklung. Die Hausbank Länderbank, die auch von der Pleite der Firma Klimatechnik gebeutelt wurde, musste das Elektrotechnikunternehmen schließlich Ende 1980 ins Eigentum übernehmen.

Sanierer Vranitzky

Eumig wurde von 6000 auf 3000 Mitarbeiter geschrumpft. Die Bank musste mit Staatshilfe gerettet werden. Generaldirektor wurde Franz Vranitzky, der 1984 zum Finanzminister und 1986 zum Bundeskanzler aufstieg.

Bei Eumig klaffte ein riesiges finanzielles Loch. 1980 betrug der Umsatz 1,2 Milliarden Schilling, der Verlust 0,5 Milliarden. In zwei Jahren gingen zwei Milliarden Schilling verloren, bei weniger als drei Milliarden Umsatz.

Bremser Kreisky

Erschwerend hinzu kam, dass Bundeskanzler Bruno Kreisky Eumig als seinen rot-weiß-roten Vorzeigebetrieb sah und mit allen Mitteln retten wollte. Außerdem halste er ihm wirtschaftspolitische Aufgaben auf, etwa den Personalabbau im steirischen Bergbau mit neuen Eumig-Werken zu kompensieren. Es fehlte jedoch die nachhaltige Auslastung.

Am 18. August 1981 blieb der Konzernleitung nur noch der Gang zum Konkursrichter. Damit begann die schwierigste Phase, nämlich gesunde Teile des Unternehmens zu retten und den Rest bestmöglich zu verwerten. Weil die internationale Konjunktur gerade in der zweiten Ölkrise steckte, mit einem Preis von mehr als 30 US-Dollar pro Barrel – die Welt sollte ihn erst 25 Jahre später wieder in so lichter Höhe erleben –, will kaum jemand investieren. Im Gegenteil, überall wird die Produktion gedrosselt.

Im Druck- und Gussteilewerk von Eumig in Kirchdorf an der Krems verlieren rund 450 der bis zu 600 Mitarbeiter ihre Stelle. Ein schwerer Schlag für die Region, die industriell noch nicht gut entwickelt ist.

 

Eumig: Pionier der Unterhaltungselektronik

Wenn heute Apple ein neues Wunderding präsentiert, schaut die Welt auf. Vor 40 Jahren hat Eumig fortschrittliche Menschen begeistert, vor allem in der Welt des Schmalfilms.
Das Unternehmen wird 1919 von zwei echten Wirtschaftspionieren gegründet, Karl Vockenhuber (damals 37) und Alois Handler (38). Ihre Elektrizitäts- und Metallwaren Industrie GesmbH (Eumig) baut zuerst aus nicht mehr benötigtem Rüstungsmaterial Feuerzeuge. Ab 1924 spielen die Wiener bei Radiogeräten mit, ab 1928 bei Schmalfilmapparaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg müssen erst lebensnotwendige Dinge wie Kochplatten und Heizstrahler erzeugt werden, schon 1950 kommt wieder ein Fotoapparat, die Eumigette, heraus. 1954 folgt ein Radiogerät. Ab nun spielen die Österreicher groß in der – im Vergleich zu heute bescheidenen – Unterhaltungselektronik mit. 1957 hat die Firma 1800 Mitarbeiter, später bis zu 6000. Sie exportiert in 88 Länder. 1962 kommt ein Tonbandgerät, 1965 als Sensation die erste Super-8-Filmkamera. Nach dem Aus 1981 werden die Rechte verkauft, heute gehören sie einer Elektrotechnikfirma in Anif bei Salzburg. Ein Verein pflegt die Erinnerung. www.eumig.at

Die Serie

• Morgen lesen Sie: Aufstieg und Fall von Eumig im Kremstal.

• Am Montag: Die Krise reißt viele andere mit – in Schärding Baukonzern Kapsreiter pleite.

• Am Dienstag: Zarte Erholung – Deutscher Sportartikelerzeuger F2 übernimmt 1982 das Eumig-Werk Kirchdorf.

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10  Kommentare
10  Kommentare
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wickerl (2.187 Kommentare)
am 25.11.2011 18:33

@herbertw Das mit der Austria Tabak ist ein ganz anderes Problem, das Herstellermonopol musste im Binnenmarkt aufgegeben werden, die Zeit war abgelaufen, wo man von all den Traditionsherstellern Lizenzen bekam.
Das mit dem Privatisieren ist ein anderes Problem, weil die Schwarzen die privatisierten das mit plündern verwechselten.

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herbertw (14.515 Kommentare)
am 26.11.2011 12:29

... und dem Verkauf der AT besteht nur der von dir angesprochene Zusammenhang: PLÜNDERUNG. Sonst nichts.

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herbertw (14.515 Kommentare)
am 25.11.2011 16:03

Wenn man hier liest, was Politik damals angestellt hat, dann glaubt man, die Radikal-Privatisierer, die dann kommen sollten, verstehen zu können.

Man braucht aber nur die Geschichte der AT, der Austria Tabak, gegenüber stellen, dann haben wir – durch den ebenso falschen Weg - das gleich schlechte Ergebnis:

• Unmengen an verdientem Geld sind uns durch das Verschleudern der AT verloren gegangen

• Übrig blieb eine arbeitslose Belegschaft

Was daran besser gewesen sein soll, kann mir niemand erklären.

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herbertw (14.515 Kommentare)
am 25.11.2011 16:05

Ein kleiner Gauner hat ein ganzes Land mit einem sogenannten Null-Defizit betrogen. traurig

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Wind15 (12 Kommentare)
am 25.11.2011 14:36

Ja GENAU so ist das, alles auf Kosten der Jungen.

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sting (7.357 Kommentare)
am 25.11.2011 13:29

in der aktuellen Budgetpolitik ab, in der man die Realität des internationalen Wettbewerbs ignoriert. Das Ergebnis wird ein ähnliches sein.

Anstatt sich einem internationalen Wettbewerb und notwendigen Veränderungen zu stellen, wird den Österreichern eine heile kleine Welt vorgespielt. Das liebt man anscheinend.
Geld nachschießen, um Veränderungen hinausschieben zu können, um den aktuellen "romantischen" Status aufrechtzuerhalten.
Es noch schnell ohne Neuerungen in die Pension schaffen.

Die Argumente fürs sinnlose Geldverschleudern sind die gleichen geblieben (Wirtschaftswachstum um jeden Preis, Arbeitsplätze sichern, ...)

Das hat nie lange funktioniert.
Aber immer wieder wurde und wird es gespielt.

Derzeit geht es in Österreich ums GANZE. Wem das Wohl der aktuellen und zukünftigen Generationen nicht wichtig ist, der darf ruhig so weitermachen.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 25.11.2011 18:05

lernen, dass die Wirtschaft der Gesellschaft dienen soll und nicht die Menschen den Konzernen.

Und ausserdem müssten wir alle erkennen, dass es nicht ständig um Konkurrenz geht, sondern dass wir gemeisam etwas gutes zuwege bringen sollten. Kooperation anstatt Konkurrenz.

Nehmen wir den Foto/Elektronikhandel. Früher gabe es viele kleine Geschäfte. Dann kamen Hartlauer, Herlango und Niedermayr. Die großen 3 haben zuerst sehr viele kleine umgebracht und dann sich selbt gegenseitig fertig gemacht. Auf der Strecke blieben Herlango und Niedermayr (zumindest wurde die Kette verkauft). Hartlauer ist übrig geblieben. Der ganze brutale Konkurrenzkampf hat viele Opfer gekostet.

IST DAS SINNVOLL UND VERNÜNFTIG? Ich finde nicht!

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sting (7.357 Kommentare)
am 25.11.2011 18:20

Geld auszugeben für etwas, das ohnehin nicht länger zu halten ist? Nur um Wählerstimmen zu kaufen, mit dem Geld das ohnehin wiederum der Allgemeinheit gehört. Um das geht es!

Veränderung kann auch schön sein. Wenn man sich ewig weigert, mit den Veränderungen gut zu leben, wird man immer unzufrieden sein und missgünstig zu anderen blicken. Die Veränderungsfaulheit der Österreicher ist weltweit beispielslos.

Konkurrenz und Wettbewerb sind eigentlich etwas Gutes. Nur DAS hat uns aus der Steinzeit geholt und Innovationen ermöglicht.

Auch hier gilt: jeder will günstige Autos, Flat-TVs, Smartphones, Medizintechnik, Medikamente etc., die nur im harten Wettbewerb entwickelt und erzeugt werden können. Aber selbst will man keinen Wettbewerb.
Die heile Welt am Sofa im Wohnzimmer.

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expertefueralles (18.161 Kommentare)
am 25.11.2011 18:48

die Autos sind nicht billig. Im Vergleich zur Einkommensentwicklung sind sie in den letzten Jahren viel teurer geworden.

Viele andere Produkte wie Flat TVs, Bekleidung usw. wurden tatsächlich viel billiger. Weniger aus echter Konkurrenz. Sondern weil uns Europäer nur geiz ist geil interessiert. Wie das Zeug hergestellt wird (Sozialaspekt, Umwelt, ...) danach fragt keiner.

Wir leben auf höchstem Niveau weil viele andere unter unwürdigen Bedingungen für uns arbeiten.

Richtig ist das definitiv nicht.

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sting (7.357 Kommentare)
am 25.11.2011 19:51

dass jeder mehr oder weniger das für sich günstigste Produkt sucht. Und somit auch ein Teil und eine Ursache des globalen Wettbewerbs ist.

Man kann den Wettbewerb nicht für sich selbst ablehnen, aber bei anderen einfordern (also den Produktherstellern jener Produkte, die man selbst bezieht).

Man muss einfach das Beste daraus machen, selbst gestalten und nicht ewig jammern...

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