Missbrauchsfälle in Lügde: Weitere Tatverdächtige
LÜGDE. Auch heftige Vorwürfe wegen Behördenversagens.
Im Fall des massenhaften sexuellen Missbrauchs von Kindern auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde hat sich die Zahl der Verdächtigen auf sechs erweitert. Drei Männer sitzen bereits als mutmaßliche Haupttäter in Untersuchungshaft.
Gegen einen weiteren Beschuldigten sei ein Verfahren wegen Verdachts der Strafvereitelung eingeleitet worden, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Innenausschuss des Landtags. Darüber hinaus liege gegen zwei weitere Personen ein Tatverdacht vor.
Wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Verbreitung von Kinderpornografie sitzen als Hauptverdächtige ein 56-Jähriger aus Lügde, ein 33-Jähriger aus Steinheim in Nordrhein-Westfalen und ein 48-Jähriger aus Stade in Niedersachsen in Untersuchungshaft. Bisher sind 31 minderjährige Opfer identifiziert, es geht um insgesamt mehr als 1000 Einzeltaten.
Zudem gibt es heftig Vorwürfe wegen Behördenversagens. Dabei werde gegen zwei Polizisten ermittelt, sagte Reul. Außerdem gibt es Ermittlungen gegen verantwortliche Mitarbeiter der Jugendämter der Kreise Hameln-Pyrmont und Lippe wegen Verletzung der Fürsorgepflicht.
"Selbst Oma hätte es gemerkt"
Die Staatsanwaltschaft prüft, ob die Polizeibeamten nach Hinweisen 2016 Ermittlungen hätten einleiten müssen. Sie hatten zwar die Jugendämter informiert, waren aber sonst nicht tätig geworden. Erst im November 2018 war der Fall aufgeflogen. Reul bekräftigte seinen Vorwurf des Behördenversagens. "Meine Oma hätte gemerkt, dass da was nicht stimmt", sagte er. Gegen beide Beamte seien Disziplinarverfahren eingeleitet worden.