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"Die offene Gesellschaft nicht kaputtmachen lassen"

Von Clemens Schuhmann, 25. März 2019, 00:04 Uhr
"Die offene Gesellschaft nicht kaputtmachen lassen"
"Wir sind vereint" steht auf diesem Schild bei einer Gedenkveranstaltung. Bild: AFP

LINZ. Der Neuseeländerin Melissa Kennedy, die im Mühlviertel lebt, geht der Anschlag in ihrer Heimatstadt Christchurch sehr nahe.

"Als ich erfahren habe, was in meiner Heimatstadt passiert ist, war ich fassungslos und schockiert. Meine ehemalige Schule, die Christchurch Girls High School, befindet sich gleich neben einer der angegriffenen Moscheen." Melissa Kennedy hat von dem rassistisch motivierten Massaker, das ein Australier am 15. März in der neuseeländischen Stadt Christchurch verübt hat, beim Frühstück aus den Nachrichten erfahren.

Umgehend hat die 42 Jahre alte Professorin für Englisch, Kultur- und Literaturwissenschaften an der Pädagogischen Hochschule in Linz (PHOÖ) mit ihren Eltern und Freunden in der Stadt telefoniert. "Es war enorme Widerstandskraft bei den Einwohnern zu spüren, um zu zeigen, dass man sich die offene Gesellschaft nicht kaputtmachen lässt", sagt Kennedy den OÖN.

Innerhalb kürzester Zeit habe es Mahnwachen und Friedensgebete gegeben, "Blumen wurden niedergelegt." Und im Internet habe sich der Spruch "They Are Us" (etwa: "Das sind wir alle") binnen weniger Minuten verbreitet.

"Die offene Gesellschaft nicht kaputtmachen lassen"
„Es war enorme Widerstandskraft bei den Einwohnern Christchurchs zu spüren. Innerhalb kürzester Zeit gab es Mahnwachen und Friedensgebete.“ Melissa Kennedy, Professorin an der Pädagogischen Hochschule in Linz (PHOÖ), stammt aus Christchurch in Neuseeland Bild: schuh

Allerdings: Nur den Spruch "They Are Us" auf seinem Facebook-Account zu posten, sei zu wenig, betont Kennedy, die mit ihrem Mann im Mühlviertel wohnt. "Da muss mehr kommen. Warum warten wir, bis so eine Katastrophe passiert, um Freundschaften zu knüpfen sowie unsere Zusammengehörigkeit zu betonen und demonstrativ zu zeigen?" Es gebe schließlich viel zu tun, um gegen Alltagsrassismus anzukämpfen – und zwar nicht nur in Neuseeland.

Aufgeschlossen und tolerant

Wenn Regierungschefin Jacinda Ardern "They Are Us" sage, weise sie auf eine Besonderheit Neuseelands hin, betont Kennedy. "Denn abgesehen von den Ureinwohnern sind alle Neuseeländer Migranten." Das zeige ihr eigener Familienname: Kennedy komme ursprünglich aus Irland und sei über Amerika und Australien schließlich nach Neuseeland gekommen.

Dazu komme, dass viele muslimische Neuseeländer ursprünglich aus von den Briten kolonialisierten Ländern wie Indien, Pakistan oder Bangladesch stammten. Viele von ihnen würden auch Englisch sprechen. "Neuseeländer sind zudem sehr säkular, also sehr weltlich. Man ordnet die Menschen nicht nach ihrer Religion ein, sondern nach ihrer Herkunft", sagt die Englisch-Professorin.

Aufgrund dieses Schmelztiegels gelte der Inselstaat als tolerant und aufgeschlossen. Trotzdem hat die Ideologie der "weißen Vorherrschaft" auch in Neuseeland tiefe Wurzeln. "Das bedeutet, dass die weißen, europäischen Neuseeländer denken, sie haben Vorrang gegenüber den Maori und muslimischen Einwanderern", so Kennedy. "Das ist ungerecht."

Erdbeben schweißte zusammen

Das enorme Zusammengehörigkeitsgefühl nach dem Terroranschlag hat Kennedy nicht überrascht: "Das verheerende Erdbeben 2011, dessen Wunden noch immer sicht- und spürbar sind, hat die Bevölkerung in Christchurch stark zusammengeschweißt." Auch die seither implementierten Notfallmaßnahmen hätten sich beim Massaker am 15. März bewährt: "Innerhalb von nur 30 Minuten waren alle Schulen abgeriegelt. Und die Kinder mussten mehrere Stunden in den Schulgebäuden ausharren."

Sehr geholfen habe dabei, dass die Lehrer nach der Erdbebenkatastrophe Schulungen in Konflikt- und Stressmanagement erhalten hätten, sagt Kennedy. "Denn neben den Eltern kommt vor allem den Lehrern entscheidende Bedeutung zu, wenn man Kindern und Jugendlichen eine Katastrophe erklären muss, die niemand versteht."

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Clemens Schuhmann
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Clemens Schuhmann

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