Verschollener überlebte vier Monate in den Anden

10.September 2013

Raúl Gómez Cincunegui wollte im Mai zu Fuß über die Anden und verlor dabei im Schneesturm die Orientierung. Nun hat man den 58-jährigen Wanderer aus Uruguay gefunden: massiv abgemagert und dehydriert. Den strengen Winter hatte er mit knapper Not in einer Berghütte in rund 4500 Metern Höhe überlebt.

Nach Angaben des regionalen Rettungsdienstes habe der seit vier Monten vermisste Mann 20 Kilogramm Gewicht verloren. Er sei dehydriert und sei mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus in der Stadt San Juan, 1000 Kilometer westlich von Buenos Aires, gebracht worden. Die Ärzte bezeichneten seinen allgemeinen Gesundheitszustand jedoch als erstaunlich gut.

„Das ist ein Wunder“

Argentinische Grenzpolizisten fanden den Mann in einer Berghütte in der Provinz San Juán. Dort hatte er im strengsten Winter ausgeharrt. Gómez sei in der Lage gewesen, die Tür der Hütte selbst zu öffnen und die Beamten auf sich aufmerksam zu machen. „Das ist ein Wunder. Wir können es selbst immer noch nicht glauben“, sagte José Luis Gioja, der Gouverneur der Provinz San Juán, der Zeitung „Diario de Cuyo“. „Wir haben ihn mit seiner Frau, seiner Mutter und seiner Tochter sprechen lassen.“ Gómez habe ihm gesagt, er sei kein frommer Mann, aber nach diesem Erlebnis glaube er an Gott.

Der 58-Jährige, der in seiner Heimatstadt Bella Unión in Uruguay als Installateur arbeitet, hatte die Anden zunächst westwärts nach Chile per Motorrad durchquert. Am 11. Mai hatte er von Chile aus den Rückweg angetreten. Seine Familie bat er, ihn als vermisst zu melden, falls er eine Woche später nicht auf der argentinischen Seite ankommen sollte.

Rosinen, Zucker und Ratten

Nach einer Motorpanne auf der Strecke beschloss er schließlich, trotz seiner chronischen Herz- und Atemprobleme zu Fuß weiterzugehen. Dabei kam er nach eigenen Angaben in einem starken Schneetreiben vom Weg ab und strandete in mehr als 4000 Metern Höhe in den Bergen. Eine Suchaktion wurde im Juli wegen heftiger Schneestürme abgebrochen.

Nach eigenen Angaben überlebte der 58-Jährige dank der knappen Lebensmittelvorräte in der im Winter verlassenen Berghütte. Auch habe er Zucker und Rosinen als Proviant bei sich gehabt und gelegentlich Ratten gefangen.