Missbrauch: Sonderermittler in Hollywood

11.November 2017

Angesichts der Lawine an Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfen in der US-Filmindustrie hat die Staatsanwaltschaft von Los Angeles ein Sonder-Ermittlungsteam eingesetzt. Die Einheit aus speziell ausgebildeten Staatsanwälten solle die Vorwürfe untersuchen, sagte Bezirksstaatsanwältin Jackie Lacey.

Der lange Zeit mächtige Hollywood-Produzent Weinstein soll über drei Jahrzehnte hinweg Dutzende Frauen sexuell belästigt haben. Mehr als hundert Frauen meldeten sich jüngst mit Vorwürfen.

Seit Bekanntwerden des Falls wurden Missbrauchsvorwürfe gegen zahlreiche weitere Mitarbeiter der US-Filmindustrie bekannt, darunter Oscar-Preisträger Kevin Spacey, Produzent Brett Ratner und Regisseur James Toback.

US-Actionfilmstar Seagal und der Comedian Louis C.K. sind die jüngsten Fälle in der Reihe der Missbrauchsvorwürfe. Schauspielerin Portia de Rossi (44) beschuldigt Seagal, sie während eines Vorsprechens belästigt zu haben. Sie twitterte, Seagal habe ihr gesagt, ihm sei die persönliche Chemie jenseits der Leinwand wichtig. Dann habe er vor ihr den Reißverschluss seiner Hose heruntergezogen.

"Wusste nicht, ob er dein Typ ist"

Sie sei daraufhin aus dem Raum gerannt und habe ihre Agentin angerufen. Doch die habe nur gesagt: "Nun, ich wusste nicht, ob er dein Typ ist." De Rossi spielte unter anderem in der TV-Serie "Ally McBeal". Vorwürfe gegen Seagal wurden bereits 1998 laut, als Schauspielerin Jenny McCarthy dem Actionstar einen sexuellen Übergriff vorhielt. Am Donnerstag erinnerte sie an den Vorfall, als sie bei einem Vorsprechen für "Alarmstufe Rot 2" von Seagal aufgefordert worden sei, ihr Kleid auszuziehen. Auf ihren Einwand, im Drehbuch stehe nichts von Nacktszenen, habe Seagal geantwortet: "Es gibt Nacktheit abseits der Kamera."

Die "New York Times" berichtete unterdessen, Louis C.K. werde von fünf Frauen sexueller Übergriffe beschuldigt. Der Komiker und Regisseur habe bei den Vorfällen zwischen Ende der 1990er-Jahre und 2005 vor den Frauen masturbiert. Am Donnerstag wurde die Premiere seines Films "I Love You Daddy" plötzlich abgesagt.

Vorwürfe gegen Politiker

Missbrauchsvorwürfe gibt es nun auch gegen einen prominenten Politiker. Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was die "Washington Post" über das pädophile Verhalten des ultrakonservativen Senats-Kandidaten in Alabama, Roy Moore (70), berichtet, wäre er als Kandidat für den US-Senat nicht länger zu halten. Das Blatt berichtet unter Berufung auf das detaillierte Zeugnis des mutmaßlichen Opfers, Leigh Corfman (53), wie Moore 1979 als Staatsanwalt die 14-Jährige missbraucht haben soll. Moore habe sie ausgezogen, angefingert und versucht, ihre Hand an sein Geschlechtsteil zu bewegen.

Moore, der als oberster Verfassungsrichter von Alabama zu nationaler Berühmtheit geriet, weil er ein Denkmal mit den zehn Geboten im Gericht aufstellen ließ, und sich später weigerte, dieses auf Weisung des Supreme Court in Washington zu beseitigen, weist die Vorwürfe kategorisch zurück.

"Wir befinden uns mitten in einer spirituellen Schlacht mit denen, die uns zum Schweigen bringen wollen." Damit meinte Moore wohl auch seine eigene Partei, deren nationale Führer dem extremen Kandidaten den Rücktritt nahelegten. "Wenn die Beschuldigungen stimmen, muss er zur Seite treten", forderte Senatsführer Mitch McConnell. (spang)