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Kein Benzin in Nepal - Hunderttausende von Armut bedroht

Von nachrichten.at/apa, 31. Dezember 2015, 14:14 Uhr

KATHMANDU. Nach einem verheerenden Erdbeben mit etwa 9.000 Toten sieht sich das bitterarme Nepal mit der nächsten humanitären Krise konfrontiert.

Seit mehr als drei Monaten kommt quasi kein Tanklaster mehr in das Himalaya-Land.

Schuld, sagt Indien, sind die gewalttätigen Proteste in Nepal gegen die neue Verfassung, wodurch die Grenzstraßen für Lastwagen unpassierbar werden. Schuld, sagt hingegen Nepal, ist eine Blockade Indiens - aus machtpolitischen Erwägungen.

Während sich die Regierungen den Schwarzen Peter zuschieben, fehlt es den Menschen in Nepal mittlerweile an fast allem: Hilfsorganisationen können kaum Materialen für den Erdbeben-Wiederaufbau ausliefern, weil ihre Fahrzeuge kein Benzin haben. Krankenstationen haben keine Medikamente mehr und müssen die Patienten mit leeren Händen nach Hause schicken. Mehr als 2.000 Fabriken im Demonstrationsgebiet mussten schließen. Lebensmittelpreise haben sich fast verdoppelt.

"Als wir das Erdbeben überlebt hatten, dachten wir, jetzt geht es wieder aufwärts", sagt Ram Bahadur Thapa. Er betreibt einen kleinen Essenstand in einer Bürogegend der Hauptstadt Kathmandu. Bis Ende September war bei ihm viel los, jetzt ist es in dem kleinen Raum bis auf ein paar Kerzen dunkel, und der Herd oft kalt. Flaschen mit Kochgas zu bekommen, ist derzeit fast unmöglich. "Wir mussten unsere Helfer entlassen, weil wir sie nicht bezahlen können", sagt Thapa.

Nepal, das zu den 20 ärmsten Ländern der Welt gehört, falle durch die Benzinkrise noch weiter ab, erklärte die Zentralbank in Kathmandu jüngst. In einer Studie über Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungssektor kommt die Bank zu dem Ergebnis: "Rund 800.000 Nepalesen werden unter die Armutsgrenze abrutschen." Dabei gilt schon heute fast ein Viertel der rund 30 Millionen Bewohner als arm. Außerdem entsteht, angetrieben durch den Schmuggel von Benzin, eine riesige Schwarzmarkt-Wirtschaft.

Selbst Mittelklasse-Familien geben den größten Teil des verfügbaren Einkommens für Essenzielles aus. Statt mit Gas müssen die meisten Nepalesen nun über Holzfeuern kochen. Offiziell sagt das Forstministerium zwar, es verteile Holz von umgestürzten Bäumen. Doch lokale Medien berichten von Auseinandersetzungen zwischen Förstern und Bewohnern, die in die Gemeinschaftswälder und Naturschutzgebiete gehen, um Holz zu schlagen. Überall im Land sind Menschen zu sehen, die riesige Bündel auf ihren Köpfen die Straßen entlang tragen.

Wer kann, nutzt Strom. Doch gibt es nach Angaben der Elektrizitätsbehörde selbst in Kathmandu nun Stromabschaltungen von durchschnittlich zehn Stunden. Im November waren es noch sieben Stunden. "Unser Gebiet hatte seit drei Tagen keinen Strom mehr, deswegen essen wir unser Abendessen jetzt draußen", erklärte der TV-Moderator Dilbhusan Pathak via Twitter. Dabei bewegen sich die Temperaturen nun um den Gefrierpunkt.

Nepal, das zwischen Indien und China liegt, hat bisher fast alle Versorgungsgüter aus Indien erhalten. Doch die Straßen sind dicht, seit im Süden Nepals Angehörige der Minderheit der Madhesi für mehr politische Mitsprache und bessere Bürgerrechte kämpfen. Bei den Auseinandersetzungen starben heuer mehr als 50 Menschen, darunter auch Kinder und Polizisten. Die offizielle indische Position lautet: Die Lastwagenfahrer trauten sich nicht über die Grenze. "Von indischer Seite gibt es keine Behinderung."

Das glaubt die Regierung in Kathmandu nicht. Dort ist man überzeugt, Indien übe durch eine Blockade Druck aus, damit Nepal die im September in Kraft getretene Verfassung ändere. Neu Delhi hatte von der Verabschiedung nur "Notiz genommen" und durchblicken lassen: Wir wollen mehr Rechte für die Madhesi - die kulturell und ethnisch den Menschen in Nordindien sehr ähnlich sind.

Historisch gesehen verbindet die beiden Länder eine spezielle Freundschaft. So half Neu Delhi beim Friedensvertrag in Nepal, der den Bürgerkrieg 2006 beendete, und beim Wandel von einer Monarchie zu einer Demokratie. Nun aber wolle Kathmandu nicht mehr, dass der große Nachbar sich in alles einmische, das Land sogar herumschubse, schreibt Hemant Ojha im "The Diplomat".

Beide Regierungschefs - K.P. Sharma Oli in Nepal und Narendra Modi in Indien - sind ausgemachte Nationalisten. Offenbar will sich keiner auch nur einen Millimeter bewegen. Am Donnerstag rief Oli seinen Amtskollegen zwar an, um über die verfahrene Situation zu reden. Doch in der Mitteilung des indischen Außenministeriums heißt es dann nur trocken: Modi wünschte den Menschen in Nepal ein gutes neues Jahr.

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