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Alarmierende Befunde zu Antisemitismus in Europa

Von nachrichten.at/apa, 10. Dezember 2018, 17:43 Uhr
(Symbolbild) Bild: (REUTERS)

BRÜSSEL/WIEN. Auch mehr als 70 Jahre nach dem Holocaust sind europäische Juden in ihrem Alltag mit Antisemitismus konfrontiert.

Vandalismus, Beleidigungen, Drohungen und sogar Gewaltverbrechen machten ein sorgenfreies jüdisches Leben in der EU unmöglich, so das Fazit des zweiten Antisemitismus-Berichts der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), der am Montag in Brüssel vorgestellt wurde.

2012 war die erste Antisemitismus-Erhebung der Grundrechteagentur durchgeführt worden, allerdings noch ohne Daten aus Österreich. Seit damals habe der Judenhass für 89 Prozent der Befragten zugenommen - eines der markantesten Ergebnisse der Studie. 85 Prozent der Befragten gaben an, sie hielten Antisemitismus für das derzeit größte gesellschaftliche Problem in ihrem Land. Als häufigstes Forum für antisemitische Statements wurde von 80 Prozent das Internet genannt.

Anzeichen für "Normalisierung des Antisemitismus"

Es gebe insgesamt, formulieren die Studienautoren, starke Anzeichen für eine "Normalisierung des Antisemitismus". Das bedeute, dass manche Vorfälle gar nicht mehr als judenfeindlich wahrgenommen würden, weil sie so oft zu beobachten seien. "Die Studienergebnisse legen nahe, dass Antisemitismus die öffentliche Sphäre durchdringt, wodurch negative Stereotype gegenüber Juden reproduziert und verfestigt werden. Jüdisch zu sein allein erhöht die statistische Wahrscheinlichkeit, mit einer Reihe von negativen Erlebnissen konfrontiert zu sein", heißt es in dem Bericht.

28 Prozent der Befragten seien im vergangenen Jahr selbst zumindest einem antisemitischen Angriff ausgesetzt gewesen. 38 Prozent überlegten, ob sie wegen zunehmender Repressionen auswandern sollten. Die drei am häufigsten erlebten Hetzparolen: "Israel agiert gegen Palästina wie die Nazis gegen Juden" (51 Prozent), "Juden haben zu viel Macht" (43 Prozent) und "Juden nutzen den Holocaust zum eigenen Vorteil aus" (35 Prozent).

Ähnliches Niveau in Europa

Die Daten wurden von Mai bis Juni 2018 mittels Online-Befragung von 16.395 Personen, die sich selbst als jüdisch identifizieren, aus zwölf EU-Staaten gewonnen. In diesen Ländern - Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Italien, Niederlande, Polen, Spanien, Schweden und Großbritannien - sind laut aktuellen Daten 96 Prozent der jüdischen Bevölkerung innerhalb der EU zuhause. Aus Österreich beteiligten sich 525 Personen mit Selbstidentifikation als jüdisch.

Im Ländervergleich zeigt die Studie im Wesentlichen ein ähnliches Niveau von Antisemitismus in Europa. Österreich liegt beim Antwortverhalten nahe beim Durchschnitt, tendenziell leicht darunter. Das heißt, dass die Befragten aus Österreich die Situation im Großen und Ganzen etwas positiver bewerteten. So war für 73 Prozent Antisemitismus das größte Problem in Österreich (gegenüber 85 Prozent gesamt). 75 Prozent meinten, der Antisemitismus in Österreich habe in den vergangenen fünf Jahren zugenommen (89 Prozent gesamt). Am meisten negative Einschätzungen gab es bei diesen beiden Aussagen von Betroffenen aus Frankreich.

Die Befragung wurde Mai und Juni 2018 durchgeführt, Interessierte entschlossen sich selbst zur Teilnahme. Es sei unwahrscheinlich, erklärte die EU-Grundrechteagentur, dass die erhaltene Stichprobe der jüdischen Gesamtbevölkerung in Europa hinsichtlich demografischer Merkmale - wie Alter, Geschlecht, Bildung etc. - entspricht. Es gebe gar nicht genug verlässliche Quellen, um die Stichprobe entsprechend gestalten zu können. Die Studie kann somit nicht als statistisch repräsentativ gelten. "Dennoch sind die Ergebnisse verlässlich und robust und (...) die umfassendste Datensammlung zu Antisemitismus-Erfahrungen in der EU", wurde festgehalten.

Timmermans tief besorgt

Der Vizepräsident der EU-Kommission Frans Timmermans hat sich tief besorgt über den Antisemitismus-Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte gezeigt. Timmermans betonte am Montag in Brüssel, "es gibt kein Europa, wenn Juden sich nicht in Europa sicher fühlen".

Es sei von größter Bedeutung, dass diese "Geißel" des Antisemitismus stark und gemeinsam bekämpft werde. Es seien in den letzten Jahren zwar viele Schritte gesetzt worden, aber diese würden nicht genügen, sagte Timmermans. Nächstes Jahr werde Bilanz über den Kampf gegen Antisemitismus gezogen.

EU-Justizkommissarin Vera Jourova erklärte, sie sei zutiefst betrübt über die Ergebnisse des Berichts der Grundrechteagentur. "Ich bin tieftraurig, dass neun von zehn Juden in Europa erklärten, dass Antisemitismus in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hat. Die Jüdische Gemeinde muss sich sicher und zuhause in Europa fühlen können, egal ob sie sich auf dem Weg in die Synagoge befinden oder online surfen". Es gelte, gegen die Leugnung des Holocaust vorzugehen, und zu garantieren, dass Juden die volle Unterstützung der Behörden haben.

Timmermans verwies auch auf die oft beschworenen christlichen Werte in Europa. "Dieser Appell der christlichen Werte sollte auch klar machen, dass es Teil der christlichen Werte ist, sich für immer von Antisemitismus zu distanzieren". Angesprochen auf Probleme mit Antisemitismus in Ungarn unter Präsident Viktor Orban sagte Timmermans, er rufe dazu auf, jede Art von Kampagne zu vermeiden, die als antisemitisch gesehen werden könne. Orban sollte klarer agieren.

Gleichzeitig unterstrich Timmermans, dass er nicht akzeptieren könne, wenn jede Kritik an Aktionen der israelischen Regierung als antisemitisch bezeichnet werden könne.

"Wir müssen wachsam sein"

Die österreichische Innen-Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) hob die Anstrengungen des österreichischen EU-Ratsvorsitzes in Hinblick auf den Schutz jüdischen Lebens in Europa hervor und begrüßte die Erklärung der EU-Innenminister zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Entwicklung eines gemeinsamen Sicherheitskonzepts zum besseren Schutz jüdischer Gemeinschaften und Einrichtungen in Europa.

"Wir können nicht tolerieren, dass sich Jüdinnen und Juden in Europa nicht mehr sicher fühlen. Antisemitismus entsteht nicht von heute auf morgen. Wir müssen wachsam sein, vor allem auch in der digitalen Welt, denn aus Worten können Taten werden", betonte Edtstadler.

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15  Kommentare
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Istehwurst (13.376 Kommentare)
am 10.12.2018 20:18

Wer berichtet über die Indianer? Aborigines? hunderte andere Urvölker welche ausgerottet wurden ? Niemand ...... immer nur über den Holocaust

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Orlando2312 (22.301 Kommentare)
am 10.12.2018 20:28

Vielleicht, weil die Deutschen und Österreicher die Indianer ebensowenig "ausgerottet" haben wie die Aborigines?

Damit müssen sich die Amerikaner, respektive die Briten auseinandersetzen. Unsere Väter haben den Holocaust begangen, und das ist halt unsere Vergangenheit, die wir aufarbeiten müssen.

Aber bei einem Blaubraunen war dieser Versuch einer Relativierung der Nazi-Schrecken zu erwarten.

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( Kommentare)
am 11.12.2018 10:33

wir Österreicher arbeiten schon seit über 70jahren die gräuel von damals auf.obwohl die nachkommen gar nichts dafür können weil sie nicht dabei waren.und entschädigungszahlungen bekommen die Juden sicher heute noch.und ganz so heilig sind sie auch nicht.siehe Palästina!

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Sandkistenschreck (6.580 Kommentare)
am 14.12.2018 21:43

Ich frage mich schon gelegentlich, warum so strunzdumme Menschen wie du sich in diesen Kommentarspalten täglich lächerlich machen wollen.

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M44live (3.838 Kommentare)
am 10.12.2018 19:24

traue mich zu sagen, dass über 90 % der Österreicher nicht einmal 1 Juden kennen.
Warum hier immer wieder ein kaum bzw. nicht vorhandes Problem derart viel Beachtung bekommt finde ich schon etwas seltsam.

Es gibt unter dem gemeinen Volk keinen Antisemitismus.

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bravespferd (4.628 Kommentare)
am 10.12.2018 19:10

den europäischen Bürgern diese Studie vorzuhalten ist sicher nicht verkehrt! Sie sollte auch ins Arabische übersetzt und in Moscheen verkündet werden. Wird das passieren? Natürlich nicht!

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zweitaccount (4.217 Kommentare)
am 10.12.2018 19:00

Wie sehen Juden den Umgang Israels mit Palästina?

Eine sachliche Kritik am Verhalten eines Staates ist nicht automatisch rassistisch.

Es wird keine friedliche Lösung in diesem Konflikt geben, so lange nicht beide Seiten der jeweils anderen ein uneingeschränktes Existenzrecht zubilligen.

Das als häufigstes Beispiel angeführte, ist meiner Meinung nach nicht automaisch antisemitisch.

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bravespferd (4.628 Kommentare)
am 10.12.2018 19:04

ein Existenzrecht gibt es bei extremistisch religiös Motivierten nicht. Im Gegenteil. Wenn sogar eigene Kinder als Schutzschilde herhalten müssen

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despina15 (10.072 Kommentare)
am 12.12.2018 16:46

Kinder als Schutzschild,ja leider!
nur die,die darauf schissen?

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Sandkistenschreck (6.580 Kommentare)
am 14.12.2018 21:34

Ein weiterer trauriger anti-muslimische rassistischer Kommentar von fanfarikuss, so lautet doch ihr doppelter Nick? Zumindest schreiben Sie exakt wie dieser.

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sachsalainen (450 Kommentare)
am 10.12.2018 18:35

Ich wurde 1950 geboren und meine Mutter betrieb ein kleines
Kaufschäft.
Mein Vater, Jahrgang 1905, ist als Kriegsteilnehmer 1949 aus
der russischen Gefangenschaft zurück gekehrt.
Dieser Vater, welchen ich sehr liebte, war bis zu seinem
Tod im Jahr 1983 ein erklärter Nazi.
Was er jedoch nie war, nämlich ein Antisemit.
Ich kann mich noch an zwei Gegebenheiten erinnern.
In den Fünfzigerjahren gab es ein einziges Fachgeschäft für
Faschingartikel, nämlich die Fa. Witte in Wien. Die Eigentümer
waren Juden. 1956 oder 1957 nahm mich mein Vater zu einem Einkauf nach Wien mit, wo wir von Frau Witte sehr herzlich
empfangen, bedient und bewirtet wurden. Ich werde diese Frau
immer in positiver Erinnerung behalten.
Die zweite Erinnerung betrifft einen jüdischen Geschäftsmann
in meinem Heimatort, welcher einer der besten Freunde meiner
Eltern war.
Für mich sind die angeführten Zeilen der Beweis, dass für
Antisemetismus kein Platz bestehen darf.

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Orlando2312 (22.301 Kommentare)
am 10.12.2018 20:22

Wie stolz kann man auf seinen Nazi-Vater sein! Und er hat ja immerhin gelernt, dass man nach dem Krieg die Juden nicht mehr vergasen durfte. Sonst hat er anscheinend keine Lehren aus dieser Zeit gezogen.

Ich meine das jetzt ganz ehrlich: Sie können ja nix dafür und für Ihren Vater, mein Beileid.

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Sandkistenschreck (6.580 Kommentare)
am 14.12.2018 21:38

Selten solchen perfiden Schmonzes gelesen. Entweder war ihr Vater auch nach 1945 Nazi - dann hat er auch die Judenmorde wärmstens begrüßt.

Oder er war ein Lügner.

Oder Sie sind ein Lügner.

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( Kommentare)
am 10.12.2018 18:00

gut es gibt inzwischen viele Araber in der eu,die gegen Juden sind.aber in den letzten 70jahren hatten die Juden doch ein ruhiges leben in Österreich.da war dann kreisky auch ein Antisemit,weil er meinte die Juden sollen nicht so geldgierig sein.und in der letzten zeit verstehen es auch viele menschen nicht,warum Palästina kein eigener Staat sein kann.schließlich hat das gesamte land einmal ihnen gehört.bei einem Problem sind meistens beide Parteien schuld.

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Sandkistenschreck (6.580 Kommentare)
am 14.12.2018 21:41

Du bist schlicht so fetzendeppert, dass es nicht mehr ärger geht!

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