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21 Schritte, um Kinder vor Missbrauch zu schützen

Von nachrichten.at/apa, 21. Februar 2019, 15:44 Uhr
Der Papst eröffnete die viertägige Konferenz zum Schutz der Kinder Bild: VATICAN MEDIA (X01934)

VATIKANSTADT. Papst Franziskus legte zum Auftakt der viertägigen Konferenz im Vatikan 21 Punkte vor, um den sexuellen Kindermissbrauch zu bekämpfen.

"Mut und konkretes Handeln" forderte der Papst in seiner Ansprache vor den katholischen Bischöfen, die bis Sonntag über Konsequenzen aus den Missbrauchsskandalen der Kirche beraten. Die österreichische Bischofskonferenz wird durch den Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn vertreten.

Die Begegnung sei eine Gelegenheit, das Übel in eine Chance auf mehr Bewusstsein umzuwandeln. "Die Muttergottes helfe uns, die tiefen Wunden zu heilen, die der Skandal des Kindesmissbrauchs sowohl in den Kindern, als auch in den Gläubigen verursacht hat", so der Papst.

Mit den Zeugnissen von fünf Opfern sexuellen Missbrauchs begann die Konferenz in der vatikanischen Synodenaula. Vier Männer und eine Frau berichteten per Videoaufzeichnung über ihr Leid und ihre Forderungen an die Kirche.

Heiraten erst ab 16 Jahren 

Der 21-Punkte-Vorschlag beinhaltet etwa den Aspekt, das kanonische Mindestalter für die Eheschließung auf 16 Jahre anzuheben. Derzeit liegt das vom Kirchenrecht (can. 1083 par. 1) vorgesehene Mindestalter für die Heirat von Mädchen bei 14 Jahren, für Burschen bei 16 Jahren. Allerdings liegt es nach par. 2 in der Kompetenz der Bischofskonferenzen, ein höheres Mindestalter für ihre Region festzulegen.

In seinen 21 Punkten forderte der Papst die Präsidenten der Bischofskonferenzen auf, Einrichtungen mit kompetenten Personen einzurichten, die Missbrauchsfälle prüfen sollen. Bei Missbrauchsanzeigen sollen die Zivilbehörden im Einklang mit den Gesetzen des Landes, und auch die kirchlichen Behörden informiert werden. Wichtig sei auch die Einrichtung einer Stelle, zu der Missbrauchsopfer einfachen Zugang mit ihrer Anzeige haben können. Diese solle von der lokalen Kirchenbehörde unabhängig sein und aus Experten (Geistlichen oder Laien) bestehen, heißt es im Dossier des Papstes.

Missbrauchsopfer sollen "begleitet, geschützt und (therapeutisch, Anm.) behandelt" werden. Die Kirche solle ihnen die notwendige Unterstützung für eine "volle Genesung" garantieren. Das Bewusstsein über Ursachen und Folgen von sexuellem Missbrauch solle dank der permanenten Fortbildung von Bischöfen und Kirchenleuten gefördert werden.

Laut dem Papst müsse auch das Recht des Angeklagten auf Verteidigung berücksichtigt werden. Daher sollten Diözesen vor einer endgültigen Verurteilung nicht die Namen der Verdächtigten veröffentlichen.

Der Papst drängt, dass Priesterkandidaten einer psychologischen Bewertung seitens qualifizierter Experten unterzogen werden. Außerdem sollen Vorschriften zur Regelung der Versetzung von Seminaristen oder Geistlichen von einer Diözese oder einer Kongregation in eine andere entworfen werden.

Kein Schweigen mehr

Der maltesische Erzbischof Charles Scicluna, Chefaufklärer des Papstes für Sexualverbrechen von Klerikern, rief die Bischöfe auf, in Sachen Kindesmissbrauch von einer "Kultur des Schweigens zu einer Kultur der Wahrheit" überzugehen. Bischöfe sollten im Umgang mit sexuellem Missbrauch nicht allein gelassen werden. "Bischöfe sind Hirten und sind für die Sicherheit der Kinder verantwortlich. Sie sind Feinde von all jenen, die die Sicherheit der Kinder gefährden", so Scicluna bei einem Pressebriefing. Der Chefankläger meinte, Missbrauchsopfer sollten bei Kirchenverfahren eine wesentlichere Rolle spielen können. Außerdem sei eine aufmerksamere Beurteilung der Priesterseminaristen notwendig.

Der Moderator der Konferenz, der frühere Vatikan-Sprecher Federico Lombardi, hob das positive und engagierte Klima beim Gipfeltreffen hervor. Er habe ein "Klima der Offenheit und des positiven Dialogs" empfunden. "Wir haben mit dem richtigen Schritt begonnen und ich hoffe, dass wir zusammen einen langen Weg gehen können", so der Jesuitenpater Lombardi.

"Tiefe Wunde in der Beziehung mit Gläubigen"

Der philippinische Kardinal Luis Tagle meinte, der Mangel an Antworten seitens der Kirche auf das Leid der Missbrauchsopfer habe "eine tiefe Wunde" in der Beziehung zwischen Geistlichen und Gläubigen hinterlassen. Tagle forderte in seiner Ansprache die Kirchenmänner auf, sich für die Missbrauchsopfer und nicht für die Täter einzusetzen.

Unterdessen signalisieren die italienischen Bischöfe Bereitschaft, die Einführung einer Anzeigepflicht gegen Priester bei Missbrauchsverdacht zu unterstützen. Ein dementsprechender Beschluss könnte bei der nächsten Versammlung der italienischen Bischofskonferenz (CEI) im Mai ergriffen werden, berichtete CEI-Präsident Kardinal Gualtiero Bassetti

Der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller erwartet sich von dem Kinderschutzgipfel im Vatikan nicht viel. "Angesichts der gravierenden Probleme, die man in diesem Bereich in Angriff nehmen muss, ist es weder möglich, noch realistisch, dass man in diesen wenigen Tagen entscheidende Schritte zur Bekämpfung von Kindesmissbrauchs unternehmen kann. Es wäre schon ein Resultat, wenn das Ausmaß dieses Phänomens, das das interne Leben der Kirche bedroht, richtig eingeschätzt wird", so Brandmüller gegenüber der Tageszeitung "La Stampa".

Der 21-Punkte-Plan im Detail:

  • Ein Handbuch vorbereiten, welche Schritte genau nötig sind, wenn ein Verdachtsfall aufkommt
  • Staatliche Behörden und die übergeordneten kirchlichen Stellen nach kanonischem und bürgerlichem Recht informieren
  • Festlegung spezifischer Vorgehensweisen, wie Vorwürfe gegen Bischöfe zu behandeln sind
  • Opfer begleiten und nötige Hilfe leisten
  • Seelsorgerische Begleitung der Gemeinden, deren Kleriker straffällig geworden sind. Für die Täter Wege der Buße und der Genesung erarbeiten
  • Zusammenarbeit unter anderem mit Medien, um wahre Fälle von falschen und Anschuldigungen von Verleumdungen zu unterscheiden
  • Zur Eheschließung zugelassen werden sollen Minderjährige erst ab 16 Jahren
  • Sicherstellen, dass Priester und Bischöfe, die sich des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen schuldig gemacht haben, den Dienst aufgeben
  • Bewusstsein für Gründe und Folgen von sexuellem Missbrauch schärfen
  • Verstärkt Laien und Nichtkleriker bei Ermittlungen mit Bezug auf sexuellen Missbrauch und Machtmissbrauch einbinden
  • Von der Kirche unabhängige Stellen schaffen, die mit Geistlichen und Nicht-Klerikern besetzt sind, denen man Missbrauch melden kann
  • Die Verteidigungsrechte der Beschuldigten wahren
  • Psychologische Beurteilung der Kandidaten für das Priesteramt mit Hilfe von Experten
  • Ausbildungsprogramme für Seminaristen und Kandidaten für das Ordensleben, um die "zwischenmenschliche, spirituelle und psychosexuelle Reife" zu festigen
  • Opfer begleiten und ihnen die nötige Hilfe anbieten
  • Verdächtige dürfen erst identifiziert werden, wenn sie endgültig verurteilt sind
  • Ausarbeiten, wie Zeichen von Missbrauch zu erkennen sind
  • Verhaltenskodex für Kleriker, Kirchenmitarbeiter und Freiwillige ausarbeiten, der festlegt, wie weit persönliche Beziehungen gehen dürfen

 

Grafik:

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Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche

PDF-Datei vom 21.02.2019 (3.870,83 KB)

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12  Kommentare
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j.halder (30 Kommentare)
am 22.02.2019 09:12

Am wichtigsten wäre, das Zölibat fallen zu lassen und Homosexualität anzuerkennen. Wem würde ein verheiratete Pfarrer schaden? Ganz im Gegenteil! Oder ein schwules Pfarrerpärchen? Ein Schulkollege von mir, bei dem schon beim Skikurs klar war, dass etwas mit dem Mädchen "nicht stimmt", wurde Pfarrer (warum wohl? Sicher, er stammte aus einem sehr religiösen Haus, aber so kann man seine Neigung "verstecken"), er kam bei einem Klassentreffen mit "Chauffeur" und man spürte ihre Verliebtheit. Ich freute mich für die beiden, - doch warum müssen sie sich verstecken? Doch solang Homosexualität als Sünde und Krankheit gesehen wird, wird sich beim Missbrauch nichts ändern! Weiters gibt es in der Kirche genug Narzisten und machthungrige Männer, die sich dort leichter tun als in der Privatwirtschaft z. B., um ihren Machtanspruch auszuleben. Eine genauere Prüfung der Seminaristen ist wichtigst, - nur werden nur wenige bestehen!

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u25 (4.955 Kommentare)
am 21.02.2019 22:04

Nichts wird sich ändern

Gar nichts

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alf_38 (10.950 Kommentare)
am 21.02.2019 21:17

🤬🤬🤬🤬😠

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dachbodenhexe (5.668 Kommentare)
am 21.02.2019 20:35

Ich kann es nicht verstehen warum noch jemand freiwillig bei diesem scheinheiligen Glaubensverein dabei ist !

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foxxx (726 Kommentare)
am 21.02.2019 20:11

Solange keiner einsitzt von den Herren, bei tausenden Opfern in Summe, solange dürfen solche Veranstaltungen als Feigenblätter betrachtet werden; sie sind ihren Interessen verpflichtet; alles Andere kommt weit danach......
auch in Österreich kommt die Frau Klasnic aus der Arbeit nicht raus, und alles schön leise ohne große Geräusche; die hat mehr zu tun als seinerzeit als Landeshauptfrau!!

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strandhuepfer (6.206 Kommentare)
am 21.02.2019 18:42

Der Nuntius des Vatikan in Santiago de Chile in 1970er-80er Jahren , Sodero,später zum Kardinal ernannt, hat sogar schwule Bodyguards beigestellt bekommen. Rom ist auch heute noch ein Sündenpfuhl großen Ausmaßes und die beiden Päpste Josef Ratzinger und jetzt Franziskus werden von diesem Verbrechernetzwerk an ihrer Aufklärung behindert.

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Wosisdolos (711 Kommentare)
am 21.02.2019 18:11

So ein scheinheiliges Volk... Gerade durch ihren Glauben wird der Missbrauch verstärkt. Muss kotzen... Da sind sie wieder unter sich, ein jeder lügt für den anderen. Die Scheiss Kuttenbrunzer.

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kakr (447 Kommentare)
am 21.02.2019 18:10

… und da kommen die jetzt drauf? Echt jetzt? Ich habe schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel, kann mich aber an keines erinnern, in dem die katholische Kirche NICHT mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert gewesen ist. Ministranten, Pfarrerköchinnen, Kinder in katholischen Heimen - die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Und jetzt reagieren die mal? Eh schon? Und die sollen mal den Unsinn mit dem Kanonischen Recht lassen. Wir brauche keine Parallelgesellschaften, auch wenn sie für sich in Anspruch nehmen, die einzige Wahrheit zu verbreiten. Wir haben in Österreich ein Rechtssystem und nirgendwo sonst sind diese Säcke abzuurteilen. Aber wie war es früher immer? Wenn mal irgendwo was aufgekommen ist, flugs ist der Herr Dechant, Kooperator oder wie die sonst so heißen die unnötigen Typen, in eine andere Pfarre versetzt worden und dem Vergessen anheim gefallen. In Zeiten des globalen Dorfes geht das halt nicht mehr. Und das ist gut so....

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Wosisdolos (711 Kommentare)
am 21.02.2019 18:15

Wer hat sich früher etwas zu sagen getraut. Kein Opfer!!! Welch eine Schande, so sind viele mit einer Versetzung davon gekommen. Im nächsten Ort auf ein Neues.

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Ledererturm (1.000 Kommentare)
am 21.02.2019 17:43

Also, warum es betr. sexuellen Kindesmissbrauch eine Konferenz im Vatikan braucht, um kath. Priestern klar zu machen, dass so etwas UNMÖGLICH ist, find ich beschämend und irritierend. Welche Leute sind das - und vor allem die Anzahl ist der reine Wahnsinn. Schade - da heißts nachdenken !!

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Austrianer (816 Kommentare)
am 21.02.2019 16:41

Mit 14 Jahren heiraten?Aber über Islam schimpfen.....

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JustinCognito (107 Kommentare)
am 21.02.2019 19:14

Das ist das Problem mit einem Rechtssystem das auf der ganzen Welt gilt und plausibel sein soll. Gut wenn das Mindestalter hinaufgesetzt wird! Nationale Anpassungen nach oben sind ohnehin schon jetzt möglich. In Österreich darf man erst ab 18 kirchlich heiraten.

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