So schützen Sie sich vor Überwachung

Von Leander Bruckbög   25.Jänner 2014

Am Dienstag ist Europäischer Datenschutz-Tag. Für manche klingt das wie ein Hohn, schließlich weiß seit Edward Snowden jeder, dass sowohl Regierungen als auch Firmen Unmengen an Nutzerdaten sammeln. Die flächendeckende Überwachung ist dank neuer Technologien Realität geworden. Früher mussten Telefonleitungen händisch angezapft und Briefe geöffnet werden, heute wird der gesamte Datenverkehr automatisch gespeichert, gefiltert und mit Hilfe komplizierter Algorithmen durchsucht.

Die totale Überwachung kann nur durch Gesetze und ein stärkeres Bewusstsein für den Datenschutz beschränkt werden, allerdings kann jeder Nutzer Schritte setzen, um die gesammelte Datenmenge zumindest einzugrenzen.

1 Ihr Handy weiß alles: Das Smartphone ist für viele Nutzer zum unverzichtbaren Begleiter geworden. Kein Wunder, schließlich sind die Minicomputer das moderne Äquivalent des Schweizer Taschenmessers. Surfen, schreiben, telefonieren, fotografieren und vieles mehr ist damit möglich. Viele Apps sammeln allerdings Daten ihrer Nutzer, vom Standort über die Liste der Kontakte bis hin zu den gesendeten Nachrichten.

In den Systemeinstellungen sehen Sie, welche Apps Zugriff auf welche Funktionen haben. Besonders neugierige Apps sollten Sie deinstallieren. Wenn Sie auf ein Programm nicht verzichten wollen, können Sie dessen Berechtigungen unter Datenschutz (iOS) oder mittels Apps wie Snoopwall (Android) verwalten.

Damit Ihre Daten auch bei Verlust nicht frei zugänglich sind, sollte das Handy immer mit einem Code geschützt werden.

2 Im Netz bleiben Sie nicht unerkannt: Im Internet ist jeder identifizierbar. Große Firmen wie Google und Facebook speichern möglichst viele Nutzerdaten und verfolgen die Aktivitäten ihrer User auch außerhalb ihrer Seiten. Melden Sie sich daher immer ab, wenn sie eine Website mit Benutzerkonto verlassen. Wer auf Nummer sicher gehen will, nutzt den Tor-Browser und eine anonyme Suchmaschine, etwa ixquick.com.

3 Auch im "realen" Leben ist Anonymität Geschichte: In Amerika und Großbritannien ist die systematische Überwachung öffentlicher Plätze längst Realität. Auch hierzulande werden immer mehr Videokameras aufgestellt. Dank der richtigen Software lassen sich Menschen einfach identifizieren. Zwar lässt sich die Gesichtserkennung durch Vermummung oder spezielle Gesichtsbemalung umgehen, praktisch ist das aber nicht, teilweise sogar verboten.

Dank steigender Vernetzung werden zuhause auch fernab von Computer & Co Daten gesammelt. Intelligente Heizungsthermostate, Lichtschalter oder Kühlschränke – oft muss sich der Anwender zwischen Komfort und Datenschutz entscheiden. Gebäudeautomation liegt im Trend, wer mitmachen will, sollte sich bewusst sein, dass auch hier Daten angezapft werden können.

4 Eine Postkarte ist sicherer als ein E-Mail: Genau wie Telefonate oder das Surfverhalten der Nutzer werden auch E-Mail-Nachrichten gescannt und gespeichert. Nicht nur Geheimdienste wie die NSA durchleuchten den Mailverkehr, auch Anbieter wie Google analysieren die Nachrichten. Die erhaltenen Daten werden verwendet, um dem Kunden maßgeschneiderte Werbung zu liefern. Allerdings hat der Nutzer keine Kontrolle darüber, was mit den Daten noch geschieht.

Wer anonym bleiben will, ist mit einer Postkarte fast besser bedient. Ansonsten verschaffen sichere Chatprogramme wie Tor-Chat und verschlüsselte E-Mail-Dienste wie neomailbox.com Abhilfe.

5 Jeder hat etwas zu verbergen: "Haben Sie denn etwas zu verbergen?". Wer sich für Datenschutz engagiert, muss sich diesen Vorwurf oft gefallen lassen. Gegenfrage: Würden Sie auch auf Ihre Vorhänge verzichten? Immerhin haben Sie nichts zu verstecken. Das Killer-Argument gegen Überwachungsskeptiker hat eine weitere große Lücke: Auch wer glaubt, nichts Falsches zu tun, ist nicht gegen unwissentliche Gesetzesübertretungen gefeit. Dagegen schützen kann man sich wohl nur durch ein Jus-Studium.

Die Überwachungsmöglichkeiten durch Staat und Konzerne sind heute vielfältiger als je zuvor. Darum ist es umso wichtiger, sich über den Schutz der Privatsphäre zu unterhalten und sich über Möglichkeiten zur Wahrung der Anonymität zu informieren.