Hirscher und die Geister, die er rief
Österreichs Skistar sieht Facebook und Instagram als "seine Medien", weil er Themen vorgeben kann – doch die Fans auf diesen Kanälen ständig unterhalten zu müssen, ist schwierig.
473.138 "Likes" auf Facebook, 172.000 Abonnenten auf Instagram und 106.000 Followers auf Twitter: Marcel Hirscher ist unter den Wintersportlern ein Hauptdarsteller in den sozialen Medien. Der ÖSV-Star rückt nicht nur Siege und Sponsoren ins Blickfeld, er gibt auch immer wieder private Einblicke. Ob Hirscher die Geister, die er dadurch rief, loswerden kann?
Hirscher in Siegerpose mit dem Getränk eines Sponsors in der Hand. Hirscher auf einem Motorroller mit Felix Neureuther. Hirscher mit seinem Hund. Der viermalige Gesamtweltcup-Sieger postet viele Fotos. Der Wahl-Mühlviertler Stefan Illek achtet dabei seit vier Jahren darauf, dass dem Salzburger in der großen Internet-Welt kein Einfädler passiert. Der 38-jährige PR-Berater des größten ÖSV-Werbeträgers betreut auch alle Kommunikationskanäle des Skistars.
Der Fotograf hinter der Hecke
"Im Gegensatz zu Marcel kenne ich noch die Zeit vor den sozialen Medien", sagt Illek. Früher habe ein Pressesprecher gute Kontakte zu Journalisten gebraucht, um bei den klassischen Medien (Zeitungen, TV) Botschaften zu deponieren. Mit Facebook und Co. wurde das Tätigkeitsfeld erweitert. "Marcel bezeichnet Facebook und Instagram als seine Medien. Weil er bestimmen kann, was Thema ist." Ein Beispiel: "Wenn er ein Bild von seiner Mutter im Ziel postet, dann zahlt sich für die Zeitungen der Fotograf hinter der Hecke nicht mehr aus."
Die Kunst sei, "zu wissen, wo die Grenze liegt. So wie ich Marcel kenne, sind seine Kinder später sicher tabu". Nachsatz: "Er weiß aber auch , dass die Öffentlichkeit der Preis dafür ist, das er gut bezahlt wird." Auf "zu plumpe" Werbung wollen Hirscher und Illek trotzdem verzichten. "Wenn Marcel ein Foto bei der Autofahrt postet, dann sitzt er natürlich in einem Audi. Aber er wird keinen Link auf einen Werbespot seines Sponsors setzen." Gleichzeitig erfordern die sozialen Medien "volle Aufmerksamkeit". Etwa, wenn wie passiert, Hirscher ohne Helm auf einem Motorrad fährt und User darauf reagieren. Illek: "Wir mussten erklären, dass es sich nicht um den Alltag, sondern um eine Studio-Aufnahme handelt."
Tatsache ist, dass die Fans mit Infos von ihrem Idol verwöhnt werden: "Wir sind auf Facebook aber ein wenig vom Gas runtergegangen." Weil, wie Illek sagt, "Marcel ein bisserl die Lust verloren hat". Es ist das "Muss", das bremst. Außerdem sei der Skistar ein "visueller Mensch", da käme ihm die von Fotos getriebene Plattform Instagram mehr entgegen. Hier liegt Hirscher – anders als bei Facebook – übrigens vor Anna Fenninger und Neureuther.
Ranking
1. Lindsey Vonn
Die Ski-Damen geben das Tempo vor: 1,9 Millionen „Likes“ auf Facebook, 537.000 Instagram-Abonnenten.
2. Anna Fenninger
Facebook: 627.000 „Likes“; Instagram: 145.000.
3. Felix Neureuther
523.000 „Likes“ auf Facebook; 89.000 Abonnenten auf Instagram.
4. Marcel Hirscher
473.000 „Likes“ auf Facebook, Instagram: 172.000.
5. Lara Gut
Die Schweizerin hat 446.000 „Likes“, Instagram: 124.000.