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Zeugin im Kellerleichen-Prozess: Ex-Mann war "ein Teddybär"

Von nachrichten.at/apa, 21. November 2012, 14:40 Uhr
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Bildergalerie Estibaliz C. vor Gericht
Bild: APA

WIEN. Holger H. sei "ein Teddybär" gewesen, während Manfred H. demgegenüber während der Beziehung mit Estibaliz C. öfters fremdgegangen sei und von dieser eine Brust-Operation verlangt habe, weil das bei Frauen ab 30 geboten sei. Das sagte eine langjährige Freundin der Angeklagten aus.

Im Wiener Straflandesgericht ist am Mittwoch der Prozess gegen die Eissalon-Besitzerin Estibaliz C. fortgesetzt worden, die im April 2008 ihren Ex-Mann Holger H. und im November 2011 ihren Lebensgefährten Manfred H. erschossen, zerstückelt, in Beton gegossen und im Keller ihres Geschäfts in der Oswaldgasse in Wien-Meidling versteckt haben soll.

Zeugen sagen aus

Am dritten Verhandlungstag wurden im Großen Schwurgerichtssaal weiter die Persönlichkeiten der Angeklagten und der erschossenen Männer beleuchtet. Die Ehe mit Holger H. sei zunächst gut gelaufen, doch als der Mann den drängenden Kinderwunsch von Estibaliz C. ignorierte, sei das "ein Problem" gewesen. Nach der einvernehmlichen Scheidung sei Holger bei ihrer Freundin wohnhaft geblieben und habe mit dieser weiter den Eissalon betrieben. "Holger wollte nur mehr ihre Arbeitskraft. Aber als Frau war sie ihm egal", sagte die 43 Jahre alte Zeugin.

In Manfred H., mit dem die Angeklagte im März 2009 zusammengekommen sei, sei Estibaliz C. "sehr verliebt" gewesen. Während die Zeugin seine laute und polternde Art nicht mochte, habe ihre Freundin erklärt: "Mit dem will ich ein Kind!" Als Estibaliz C. feststellte, dass ihr Lebensgefährte untreu war und auch mit anderen Frauen verkehrte, sei sie "total aufgelöst" gewesen.

In weiterer Folge habe die 34-Jährige einmal gesagt, sie werde Manfred "irgendwo runterstürzen" und das als Unfall tarnen. Sie habe diese Ankündigung ebenso wenig ernst genommen wie eine spätere, als Estibaliz C. gemeint hatte, sie werde ihren Freund "erschießen und erstechen und die Leiche mit Katzenstreu tarnen, dass es nicht stinkt", so die Zeugin.

Zwei danach vernommene Freunde Manfred Hs. machten deutlich, dass dessen grundsätzliches Interesse an Frauen aus ihrer Sicht unproblematisch war. "Er war einfach ein lebendiger Mann", stellte der eine fest, während der andere bemerkte: "Wenn man flirtet, ist das ganz normal. Flirten tut a jeder."

"Liegt irgendwo in der Sonne"

Eine ehemalige Angestellte der "Schleckeria" schilderte Manfred H. als "sehr nett, sehr brav", auch ihre Chefin sei umgänglich gewesen. Als ihr Lebensgefährte plötzlich von der Bildfläche verschwand und sie sich für seinen Verbleib interessierte, habe ihr Estibaliz C. erklärt, dieser liege - vermutlich in Gesellschaft eines jungen Mädchens - "irgendwo in der Sonne".

Ein Trafikant, der unmittelbar neben dem Eissalon Tabak-Waren verkauft hatte, erstellte regelrecht ein Psychogramm der Angeklagten. Diese sei "eher selbstbewusst" und nicht unterwürfig, wie Estibaliz C. in ihrer Einvernahme erklärt hatte. Ihre Haltung sei immer "Die Chefin bin ich" gewesen: "Wenn jemand einer anderen Meinung war, hat sie sich unterdrückt gefühlt." Sie sei dann "kratzbürstig" gewesen, sagte der Zeuge. Kritik habe die Frau nicht vertragen.

Holger H. skizzierte der Trafikant als durchaus fleißig, der im Unterschied zur Behauptung der Angeklagten sehr wohl im Geschäft mitgearbeitet habe. Sein Verschwinden habe seine Ex-Frau damit erklärt, dieser sei zu einem Freund nach Bayern ausgewandert. Das habe er akzeptiert: "Es ist nicht so unüblich, dass man in einer Ehe verschwindet und dann nicht mehr auftaucht."

Manfred H. sei demgegenüber "etwas herablassend, von oben herab" und "ein Vollblutkaufmann" gewesen, gab der Trafikant zu Protokoll. Er habe zu Estibaliz C. gesagt "Du bist sehr dominant, er ist dominant. Lange geht das nicht gut" und damit recht behalten.

Anders stellte im Anschluss ein langjähriger Geschäftspartner und Freund den Eismaschinen-Vertreter dar. Manfred H. sei nach außen hin resolut aufgetreten: "Unterm Strich ist der Manfred aber ein weicher Kerl gewesen."

Urteil am Donnerstag scheint gesichert

Es scheint mittlerweile gesichert, dass das Verfahren wie geplant am Donnerstag, mit dem erstinstanzlichen Urteil zu Ende gehen wird. Sämtliche Personen, die keine Ladung zur Hauptverhandlung erhalten hatten, weil die zuständige Kanzlei es verabsäumte, die Zeugenladungen abzufertigen, konnten inzwischen verständigt werden und sollen nun in den verbleibenden zwei Verhandlungstagen vor dem Schwurgericht (Vorsitz: Susanne Lehr) erscheinen und aussagen.

 

Chronologie der Ereignisse

27. April 2008: Laut Anklage erschießt Estibaliz C. ihren Ex-Mann Holger H. (48) und zerstückelt die Leiche. Mit dem Deutschen war sie von 2002 bis November 2007 verheiratet. Grund für die Scheidung war u. a. die Beziehung zum späteren Opfer Manfred H. (47).

2. November 2010: Estibaliz erschießt Manfred H. und entsorgt den Leichnam auf ähnliche Weise wie bei Holger H.

6. Juni 2010: Installateure entdecken per Zufall bei Arbeiten im Keller der Eisdiele die Leichenteile. Estibaliz C. flüchtet nach Italien, wird aber einige Tage später verhaftet. Sie ist im zweiten Monat schwanger und wieder liiert.

Seit Jänner 2012: Estibaliz gebärt einen Sohn und heiratet im Gefängnis den Kindesvater Roland R. (47).

19. November 2012: Der "Kellerleichen-Prozess" im Wiener Landesgericht beginnt.

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