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Voest-Betriebsrat: "Wollen kräftige Lohnerhöhung"

Von nachrichten.at/apa   14.Oktober 2011

Es werde nicht ordentlich verhandelt, kritisierte Konzernbetriebsratsvorsitzender Hans-Karl Schaller. "Wir sind nicht die Rotzbuben von (Arbeitgeber-Chefverhandler Christoph, Anm.) Hinteregger." Die Zufahrt zum Stahlwerk wurde immer wieder minutenweise gesperrt, die Beschäftigten mussten längere Staus hinnehmen, zeigten aber Verständnis dafür.

Schaller von Einigung überzeugt

Schaller, ist überzeugt, dass es zu einer Einigung kommen wird. "Sollten die Alarmzeichen nicht erkannt werden, ist ihnen nicht mehr zu helfen", sagte er in Richtung der Arbeitgeber. Nun gelte es, die Entwicklung am Wochenende abzuwarten. An der Betriebsversammlung am Linzer Standort der voestalpine haben laut Betriebsrat mehr als 4000 Personen teilgenommen.

Die Kampfmaßnahmen seien "nicht Jux und Tollerei", sagte Schaller. "Das machen wir nicht mutwillig." Man sei bereit, zu jeder Tages- und Nachtzeit in Verhandlungen zu treten. "Wir wollen eine kräftige Lohnerhöhung", erneuerte der Betriebsratschef die Forderung. Er berichtete von Zuspruch aus ganz Österreich - auch von Arbeitnehmern, die in Firmen beschäftigt sind, die nichts mit der voestalpine zu tun haben.

"5,5" - die Metaller fordern 5,5 Prozent mehr Lohn - stand auf einer Baggerschaufel, "Wir kämpfen für unseren Kollektivvertrag!", war auf einem Transparent zu lesen, das die Protestierenden an einem Zugwaggon angebracht hatten. "Die Stimmung ist bombig", so Schaller, der Zuspruch der Belegschaft sei groß. "Die Helden der Fabrik machen einen tollen Job und wollen sich nicht mit 3 Prozent abspeisen lassen." Sollte es keine Einigung geben, gehe alles nieder, sagte der Betriebsratsvorsitzende. "Die Maßnahmen werden dann verschärft."

voestalpine-Sprecher Gerhard Kürner kommentierte die Maßnahmen nicht: "Wir sind Verhandlungspartner." Man sei wie andere Industriebetriebe davon betroffen, erklärte er knapp. "Nicht nur hier, sondern in ganz Österreich."

200 Betriebe betroffen

In der Metallindustrie stehen heute 200 Betriebe still, rund 100.000 Metaller sind wegen des Arbeitgeberangebotes während der laufenden Kollektivvertragsverhandlungen im Ausstand. Teilweise dauern die Warnstreiks heute den ganzen Tag, zum Teil eine Schicht lang. So wird etwa das Opel-Werk in Wien-Aspern ganztätig die Arbeit niedergelegt. Bestreikt werden unter anderem auch MAN, BMW, Magna, Otis, Kone, Schindler, Bosch Thyssen Krupp und Pewag. Von den Ausständen sind alle Bundesländer betroffen, hieß es am Freitag von der Metaller-Gewerkschaft Pro-Ge.

Donnerstagfrüh gab es bereits die ersten Warnstreiks. In 50 oberösterreichischen Betrieben wurden Betriebsversammlungen abgehalten.

In der Metallindustrie gibt es 165.000 Beschäftigte plus knapp 20.000 Leiharbeiter. Wird gestreikt, dürfen auch die Leiharbeiter nicht weiterarbeiten, so die Pro-GE. Das Streikrecht ist unter anderem durch die österreichische Verfassung abgesichert. "Niemand haftet für die Folgen eines Streiks. Dass ein Streik Schaden anrichtet, liegt in seinem Wesen - gerade dadurch soll ja Druck ausgeübt werden. Es liegt am bestreikten Arbeitgeber bzw. Arbeitgeber-Verband einzulenken und dadurch Schäden zu vermeiden", stellt die Pro-Ge klar. Für Lehrlinge gilt das Streikrecht ebenfalls, allerdings nur für die Tage im Betrieb, die Schulzeit muss eingehalten werden.

Die Lohnabschlüsse in der Metallindustrie gelten als richtungsweisend für die gesamte Herbstlohnrunde, wobei der Metaller-Kollektivvertrag an der obersten Bandbreite der Abschlüsse liegt. So beträgt das Mindesteinkommen eines Metallers derzeit 1.515 Euro brutto.

Hinteregger: "Wie viel wollt ihr noch?"

Arbeitgeber-Chefverhandler Christoph Hinteregger kritisierte am Donnerstagabend den Verhandlungsstil der Gewerkschafter. Auf seine Frage, "wie viel sie noch wollen, habe ich keine Antwort erhalten. Es hat nur geheißen: 'Das ist zu wenig'", sagte Hinteregger. Anschließend seien die Gewerkschafter "aufgestanden und gegangen".

Hinteregger zeigte sich über die Kampfmaßnahmen der Gewerkschaft nicht überrascht. In diesem Jahr gebe es offenbar einen neuen Verhandlungsstil, Löhne und Gehälter festzulegen sei offenbar nicht die oberste Priorität. Vielmehr wolle man sich seitens der Gewerkschaft wahrnehmbar machen, Betriebsversammlungen und letztendlich Streiks abhalten, so Hinteregger. Er erinnerte noch einmal daran, "dass die Metaller die höchsten Löhne zahlen" und dass das vorgelegte Angebot "das beste in diesem Jahr ist".

Raidl geht von höherem Industrie-Angebot aus

Claus Raidl, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Böhler-Uddeholm und Berater von Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V), erwartet ein nachgebessertes Angebot der Metallindustrie in den laufenden Kollektivvertragsverhandlungen. Die Streiks findet er zu diesem frühen Zeitpunkt überzogen, dramatisch sind diese aber nicht, sagte er gegenüber dem ORF. Die von den Gewerkschaften geforderten 5,5 Prozent werde es jedenfalls nicht spielen, meinte Raidl.

Dabei wären diese nach Meinung des Gewerkschaftlichen Linksblock im ÖGB (GLB) mehr als überfällig, denn die Realeinkommen würden seit den 90er Jahren stagnieren. "Die Gewerkschaften haben viel zu lange durch ihre Unterwerfung unter die von Unternehmerseite propagierte Standortsicherung eine falsch verstandene Solidarität geleistet, der jetzt wieder ins Treffen geführte "soziale Friede" hat im Ergebnis nur zum Zurückbleiben der Löhne und Gehälter geführt hat", so GLB-Bundesvorsitzender Josef Stingl.

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