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Staatspreis für Europäische Literatur für Ljudmila Ulitzkaja

Von nachrichten.at/apa   26.Juli 2014

"In Zeiten, in denen Hetze, Nationalismus, Chauvinismus und Ignoranz in Russland, aber auch an vielen anderen Orten auf der Welt, die Oberhand bekommen, ist europäischer Kulturaustausch auf hohem Niveau besonders wichtig. Egal ob mit oder ohne EU-Pass", sagte Ostermayer, bevor er den Staatspreis überreichte.

"Ljudmila Ulitzkaja hat sich als Meisterin der schönen Kunst und der literarischen Verschwendung erwiesen", so die Begründung der Jury für die Wahl von Ulitzkaja. Jury-Vorsitzender Karl-Markus Gauß, sagte weiters: "Es überrascht immer wieder, wie viel Welt in einem Buch Platz haben kann. Ulitzkajas Romane sind Kolossal-Gemälde, die daran erinnern, dass es zwar unterschiedliche Ethnien und Kulturen gibt, dass wir aber doch alle ein und derselben Familie angehören, nämlich der Menschheit. Ulitzkajas Bücher sind Bilanzen des menschlichen Scheiterns, aber auch ermutigende Aufrufe, ein Leben frei von nationalistischer Großmannssucht und ideologischer Verblendung zu wagen, in Russland genauso wie anderswo", sagte Gauß in seiner Laudatio beim Festakt für Ulitzkaja im Haus für Mozart.

"Auch heute fehlt Demokratieverständnis"

Die Autorin selbst ließ es sich nach der Preisverleihung nicht nehmen, einen Auszug aus der russischen Geschichte des 20. Jahrhunderts vorzutragen, von der Blüte des Landes am Beginn, über die Unterdrückung und Zerstörungswut in den Zeiten Stalins bis in die Gegenwart Russlands. "Auch heute fehlen Demokratieverständnis ebenso wie historisches Bewusstsein. Die Angst, ein ständiger Lebensbegleiter der Russen, steht dem noch immer im Wege. Aber je höher das kulturelle Niveau von Menschen ist, desto leichter kann er die chauvinistischen und nationalistischen Grenzen zum Anderen, Fremden überwinden", sagte Ulitzkaja in ihrer Dankesrede.

Ulitzkaja ist ausgebildete Gentechnikerin. Anfang der 70er-Jahre wurde sie aus politischen Gründen entlassen. Erst relativ spät entwickelte sich ihr literarisches Talent. Ihr erster Erzählband mit dem Titel "Hundert Knöpfe" erschien 1983. Dann ging es Schlag auf Schlag, Novellen, Romane sowie Kinder- und Theaterstücke folgten, darunter "Die Lügen der Frauen", "Medea und ihre Kinder", "Maschas Glück" und zuletzt "Das grüne Zelt", erschienen 2012. In all ihren Arbeiten beschäftigt sich die Autorin mit dem Leben des normalen Menschen in ihrem Land und zeigt, dass sich die große Geschichte aus den kleinen Geschichten des einfachen Lebens zusammensetzt.

Der Österreichische Staatspreis für Europäische Literatur wird seit 1965 vergeben. Die Liste der Preisträger liest sich wie ein who is who der europäischen Literatur. Eugene Ionesco, Harold Pinter, Italo Calvino, Friedrich Dürrenmatt, Stanislaw Lem, Milan Kundera, Salman Rushdie, Umberto Eco oder Javier Marias gehören zu den Trägern. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler erinnerte in ihrer Begrüßung an die Tradition, dass Literatur-Staatspreisträger oft kurze Zeit später Festspielredner geworden seien (Vaclav Havel, Eugene Ionescu und andere).

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