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Ski-WM: Kritik am Schladminger Groß-Event: "Lärm und Verschwendung"

Von nachrichten.at/apa   08.Jänner 2013

"Die Geldverteilung verläuft komplett falsch", meinte er im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. Anton Streicher vom örtlichen Alpenverein ist "für ein mahnendes Gewissen".

Aktiv an die Öffentlichkeit gehe Mandl - der im Nachbarort Haus/Ennstal wohnt - seit dem Abriss des "Loops" (Betonbogen im Zielgelände, Anm.), der aus seiner Sicht reine Verschwendung gewesen sei. "Die alteingesessenen Bewohner, die nicht direkt etwas mit der WM zu tun haben, sehen die gesamte Veranstaltung kritischer", so der Forscher. Jahrelanger Baulärm und Behinderungen hätten sie ertragen. Doch die meisten Behinderungen würden dann wohl zur WM mit Verkehrsstau und Menschenmassen zu erwarten sein, Park- und Stellplätze wurden dafür schon ausgebaut: "Da ist überhaupt nichts nachhaltig, nur Klimaauswirkungen und Schulden."

Eine neue Kläranlage oder eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Congress seien nur "Nettigkeiten für Medien", die über eine negative Energiebilanz hinwegtäuschen sollen, so Mandl. Das will Anton Streicher - er ist erster Vorsitzender der Sektion Schladming im Österreichischen Alpenverein sowie Vizebürgermeister von Schladming - nicht zu 100 Prozent unterstützen: "Diese Groß-Kläranlage hätten wir in einer so modernen Form nie ohne die WM bekommen." Er habe aber schon ein zwiespältiges Verhältnis zum Bau-Boom und der damit entstandenen Eigendynamik mit dem Massentourismus: "Wir leben aber auch davon."

Die Aufrüstung mit Schneekanonen sei laut Mandl manchen Bürgern ein Dorn im Auge, vor allem jenen am gegenüberliegenden Hang der Planai oder Bewohnern, die direkt neben ihrem Haus eine Beschneiungsmaschine stehen haben: "Der Dauerlärm ist nicht gesund. Die Kanonen sind meiner Ansicht nach 50 bis 100 Tage und Nächte eingeschaltet. Das ist Energieverschleuderei." Auch Streicher spricht von einer "Wahnsinns-Investition" und er wisse nicht, ob sie sich je rentieren werde. "Ich habe nichts gegen Schneekanonen. Aber ich will wissen, wie viel Energie da wirklich verbraucht wird."

Eine moderne Schneekanone benötige laut Mandl für den Betrieb im Mittel 20 Kilowatt pro Stunde. Dazu komme der Strom- und Wasserverbrauch von Pumpanlagen, Beleuchtung und Wartung. Etwa 900 Schneekanonen gelte es im Raum Haus-Schladming zu versorgen. Mit dem Energiebedarf der Beschneiung könnten im Raum Schladming mehrere tausend Einfamilienhäuser versorgt werden, rechnete Mandl vor. "Kunstschnee ist eine Prothese für die Natur. Er handelt sich um eine ökologische Fehlentwicklung eines hoch subventionierten und technisierten Ski-Zirkus." Schladming habe weder ein Buchgeschäft, noch ein Kino oder ein Hauben-Lokal, dafür aber Tausende Gästebetten, gab er außerdem eine Schieflage in der Infrastrukturentwicklung zu bedenken.

Streicher zeigte sich dagegen zuversichtlich, dass die Nachhaltigkeit in ein paar Jahren auch nachweisbar sein wird: "Außerdem geht es langsam in die Köpfe der Leute, auf die Natur aufpassen zu müssen." Er halte es für schwierig, einen Mittelweg zwischen "Hard- und Softtourismus" zu finden. Und auch wenn Schneekanonen viel Energie brauchen würden: "Was machen die Leute ohne die Kanonen mit der ganzen Energie, wenn sie keine Arbeit haben."

"Der Massentourismus zerstört, was er sucht, indem er es findet", argumentiert hingegen Mandl. Neben dem demontierten "Loop" habe auch ein Haus im Zielgelände zu überhöhten Kosten gekauft und abgerissen werden müssen. Als Alternativen zum "Massen-Ski-Zirkus" würden sich andere Sportarten anbieten, die den Treibhauseffekt weniger fördern und darüber hinaus gesünder seien: "Ich gehe nur mehr Ski-Touren", so Mandl, der den Verein "Anisa - für alpine Forschung" gegründet hat und für ihn aktiv ist.

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