ÖSV-Skiveteran Gustav Lantschner wird 100

Von nachrichten.at/apa   10.August 2010

Gustav „Guzzi“ Lantschner ist mit seinem Abfahrtstriumph 1932 in Cortina d’Ampezzo als erster österreichischer Weltmeister in die Geschichte des alpinen Skisports eingegangen. Der Sohn aus der legendären Innsbrucker Skidynastie Lantschner war auch der erste registrierte Geschwindigkeitsweltrekordler auf damals noch selbst gefertigten „Holzbrettln“, als er 1930 in St. Moritz mit 105,675 km/h zu Tale raste. Mehr als 80 Jahre später feiert Lantschner am Donnerstag seinen 100. Geburtstag.

Skitalent in Wiege gelegt

Die Begeisterung für den Skisport wurde dem am 12. August in Innsbruck geborenen Spross in die Wiege gelegt, war doch sein Vater Fritz Lantschner ein begeisterter Skiläufer, der seinen Kindern schon in früher Jugend die Begeisterung für den Wintersport vermittelte. Vor allem seine älteste Schwester Inge, die es bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften auf jeweils drei Gold- und Silbermedaillen (1931 bis 1933) brachte, spornte ihren um fünfeinhalb Jahre jüngeren Bruder zu Höchstleistungen an.

1929 erster großer Erfolg

Seinen ersten größeren Erfolg feierte Guzzi Lantschner 1929 mit dem Slalom-Sieg in Davos, wo er ein Jahr später auch akademischer Weltmeister in der Abfahrt wurde. Es folgten sein Geschwindigkeitsweltrekord sowie ein fünfter Platz in der Abfahrt bei der ersten FIS-WM 1931 in Mürren, womit der Tiroler hinter vier einheimischen Läufern der beste Ausländer der ersten Titelkämpfe in der Schweiz war.

1932 in Cortina hatte Lantschner mit dem WM-Triumph in der Königsdisziplin seine Sternstunde: Das Mitglied der „roten Teufel“, wie die Mitglieder der Innsbrucker Skiläufervereinigung wegen ihrer roten Pullover genannt wurden, eroberte 2,6 Sekunden vor dem Schweizer David Zogg die Goldmedaille. Der nur 1,60 m große Lantschner, der auch noch Bronze in der Kombination holte, verdankte diesen Erfolg in erster Linie seiner ruhigen und technisch extrem feinfühligen Fahrweise. Ein Jahr später bei der Heim-WM in Innsbruck wurde er hinter seinem engeren Landsmann Toni Seelos Zweiter im Slalom.

Filmkarriere in Berlin

Danach widmete sich Lantschner verstärkt seinem beruflichen Werdegang und übersiedelte nach Berlin, um dort an der Filmakademie seine Karriere abseits des Sports voranzutreiben, nachdem er aufgrund seiner sportlichen Erfolge u.a. bereits 1931 an der Seite von Leni Riefenstahl und Hannes Schneider in der Komödie „Der weiße Rausch - neue Wunder des Schneeschuhs“ gespielt hatte. 1935 nahm er die deutsche Staatsbürgerschaft an, weshalb Lantschner 1936 in seinem sportlichen Comeback-Jahr bei den Olympischen Spielen in Garmisch-Partenkirchen Kombi-Silber bereits für seine neue Heimat gewann.

Ab 1938 konzentrierte sich er dann ganz auf das Filmgeschäft, in dem er sich auch als Kameramann einen Namen machte. Als Riefenstahl-Schüler wirkte der laut „Olympische Winterspiele - Die Chronik“ (Sportverlag Berlin, 1999) spätere SS-Angehörige an NS-Propagandafilmen (u.a. „Der Triumph des Willen“ 1934, „Olympia“ 1936) mit, und während des Zweiten Weltkrieges war er als Kameramann für die deutsche Wochenschau tätig. Nach Kriegsende übersiedelte Lantschner via Südtirol für sieben Jahre nach Argentinien, wo er weitere Filme drehte und zusammen mit seinem Landsmann Hans Nöbl mit dem Aufbau mehrerer Skischulen skisportliche Pionierarbeit in Südamerika leistete.

Berg- und Naturfilme

1952 kehrte Lantschner wieder nach Deutschland zurück, wo er seine spätere Frau Inge kennenlernte. 1966 wurde er Vater eines Sohnes und drehte bis zu seiner Pensionierung 1970 weitere Berg- und Naturfilme. Skifahrerisch war er noch bis weit über 80 aktiv, seinen bisher letzten filmischen Auftritt hatte er 2008 im Dokumentarstreifen „Ski Heil - Die zwei Bretter, die die Welt bedeuten“, in dem er auch über seine Zusammenarbeit mit der umstrittenen Regisseurin Leni Riefenstahl spricht. Heute lebt Lantschner in München.