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Norbert Hofer ist FPÖ-Kandidat für Hofburg-Wahl

Von nachrichten.at/apa   28.Jänner 2016

Diese Entscheidung sei in der Partei "offen und breit diskutiert" worden und "nach langer reiflicher Überlegung" gefallen sei - "und zwar gestern zu Mittag".

Strache schüttete bei der Pressekonferenz jede Menge Spott und Hohn über die Medien aus, die sich mit Spekulationen über die blaue Kandidatur im Vorfeld blamiert hätten. Seinen Auftritt versuchte er betont spannend zu gestalten: Gelüftet wurde das "Geheimnis" des FPÖ-Kandidaten nach rund 15 Minuten Monolog schließlich durch die Enthüllung eines Hofer-Plakats - und zwar ausgerechnet durch Ursula Stenzel, deren Antreten noch bis gestern als fix gegolten hatte.

Ursula Stenzel (l.), FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer (r.) und Parteichef Heinz Christian Strache

(Foto: APA)

 

Noch am Mittwochvormittag galt unter vielen Parteifunktionären und bei mehreren Medien als fix, dass die FPÖ mit Stenzel in die Bundespräsidenten-Wahl gehen wird. Parteichef Strache selbst stand an der Spitze einer Liste prominenter Namen, die davor abgesagt hatten. Darunter neben Rechnungshof-Präsident Josef Moser und Wiens Vizebürgermeister Johann Gudenus auch der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer.

Bis Mittwoch Nachmittag, als Hofer, der sich davor auch öffentlich unter Hinweis auf seine 44 Jahre als "zu jung für das Amt" aller Avancen entzogen hatte, plötzlich für eine Kandidatur bereit war. Ein Schwenk, der die halbe Partei überraschte und von Strache am Abend per Rundlaufbeschluss im Präsidium besiegelt wurde.

Hofers Präsentation als nunmehr fünfter Hofburg-Kandidat neben Rudolf Hundstorfer (SP), Andreas Khol (VP), Alexander Van der Bellen (ehemals Grüner) und der Unabhängigen Irmgard Griss war für heute 11 Uhr angesetzt. Dass sich der Burgenländer, der 2003 einen schweren Paraglide-Unfall nur knapp überlebt hat (siehe Porträt unten), letztlich doch zum Antreten entschlossen hat, dürfte weit mehr als ein rein persönliches Umdenken gewesen sein.

Vorbehalte gegen Stenzel

In wesentlichen Teilen der FPÖ, darunter einige Landesgruppen, gab es Vorbehalte gegenüber Stenzel. Die ehemalige EU-Politikerin und langjährige Wiener Bezirksvorsteherin ist erst vor der Wiener Gemeinderatswahl im Herbst 2015 aus Enttäuschung von der ÖVP zur FPÖ übergetreten.

Ihr fehle "der Stallgeruch", also die Parteibindung, so die Stenzel-Skeptiker, die bis zuletzt Hofer bedrängt haben sollen. Strache, der in Hofer einen seiner loyalsten Spitzenfunktionäre hat, soll sich dieser Argumentation rasch gebeugt haben und ebenfalls noch einmal massiv auf Hofer eingewirkt haben.

Am Mittwochnachmittag, als bereits die ersten Stenzel-Porträts im Umlauf waren, lieferte der FP-Obmann in einem Posting dann zarte Hinweise auf die späte Überraschung mit Hofer: Ohne einen "eigenen ernstzunehmenden Kandidaten" der Freiheitlichen werde es eine Stichwahl zwischen Hundstorfer und Van der Bellen geben. Das würde die FPÖ nicht gerne sehen, so Straches Facebook-Eintrag Nach der Volkspartei beendeten auch die Freiheitlichen eine teils chaotische Kandidatensuche mit einer späten Wende. 

 

 

Positionen werden bezogen

Abgesehen vom turbulenten Wechselspiel zwischen Ursula Stenzel und Norbert Hofer wurde in der FPÖ die lange ebenfalls offene Grundsatzfrage beantwortet, ob man überhaupt für die Bundespräsidenten-Wahl 2016 einen Kandidaten aufstellen will.

Mit dem Antreten von Norbert Hofer sind nun auch die Positionen abgesteckt. Mit Andreas Khol (VP), der unabhängigen Bürgerlichen Irmgard Griss und Hofer bemühen sich drei Kandidaten vor allem um die Wählerschaft rechts der Mitte.
Nur dem Sieger aus diesem Trio winkt der Sprung in den entscheidenden zweiten Wahlgang am 22. Mai.

Zumindest von der Ausgangsposition her weniger Konkurrenz finden SP-Kandidat Rudolf Hundstorfer und Alexander Van der Bellen (Grüne) auf dem Feld links der Mitte vor. Wer sich hier durchsetzt, sollte ebenfalls in der Stichwahl stehen, wo aber härtere Voraussetzungen warten, weil es in Österreich zuletzt bei Bundeswahlen bürgerliche Mehrheiten gegeben hat.

 

Porträt: Norbert Hofer - Der freundliche Blaue

Lange hat er sich bitten lassen und erst in der Vorwoche noch einmal betont, dass er für eine Kandidatur nicht zur Verfügung stehe. Nun ist alles anders: Parteichef Heinz-Christian Strache und führenden Blauen soll es in letzter Minute gelungen sein, Norbert Hofer weichzuklopfen. Nun geht der Burgenländer doch als Kandidat der FPÖ in das Rennen um die Hofburg.

Mit seinen 44 Jahren ist der Absolvent der HTL für Flugtechnik in Eisenstadt quasi das Küken im Quintett der Anwärter auf das höchste Amt im Staat – die Mitbewerber sind bereits im Pensionsalter. Dass er eine Kandidatur trotzdem lange abgelehnt hat, liegt in einer schweren Wirbelverletzung begründet, die Hofer zu 100 Prozent invalid gemacht hat.

Auslöser war 2003 ein Absturz beim Paragleiten, bei dem sich der Vater von vier Kindern (drei davon aus erster Ehe) eine inkomplette Querschnittlähmung zugezogen hat. Hatte es zunächst danach ausgesehen, dass er sein Leben fortan im Rollstuhl verbringen müsste, besserte sich sein Zustand, und Hofer geht seither am Stock.

Doch zurück zur beruflichen Karriere. Sein erster Job war der eines Systemingenieurs bei Lauda Air. 1996 wurde Hofer Landesparteisekretär und später Klubdirektor der FPÖ Burgenland. 2006 zog er als Abgeordneter in den Nationalrat ein, 2013 wurde der stv. Parteichef zum Dritten Nationalratspräsidenten gewählt. Dass er wenige Tage darauf meinte, dass sich das NS-Verbotsgesetz "ein bisschen mit der Meinungsfreiheit spießt", löste ordentlich Wirbel aus. Ebenso das Faktum, dass alle FPÖ-Abgeordneten bei der Wahl Hofers eine blaue Kornblume am Revers getragen hatten. Jenes Symbol, das ab 1933 Erkennungszeichen der illegalen Nationalsozialisten war – aber auch Symbol der Freiheitsbewegung von 1848 sei, auf die man sich berufe, wie Parteikollegen betonten. Norbert Hofer gilt jedenfalls als das freundliche Gesicht der FPÖ. Parteiintern hat er Gewicht, nun wird sich auch sein Bekanntheitsgrad steigern. (Anneliese Edlinger)

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