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Mathematik-"Nobelpreis" an Österreicher Martin Hairer

Von nachrichten.at/apa, 13. August 2014, 07:16 Uhr
Martin Hairer
Professor Martin Hairer Bild: Wikipedia

WIEN. Der österreichische Mathematiker Martin Hairer (38) von der University of Warwick (Großbritannien) wurde am Mittwoch in Seoul (Südkorea) mit der Fields-Medaille ausgezeichnet. Erstmals erhielt damit ein Österreicher diese alle vier Jahre von der Internationalen Mathematischen Union (IMU) verliehene Ehrung, die als "Nobelpreis" für Mathematik gilt.

Die Fields-Medaillen werden traditionell beim Internationalen Mathematikerkongress (ICM) vergeben. Die größte Tagung in diesem Fachbereich findet heuer in Seoul statt. Geehrt werden immer zwei bis vier Mathematiker unter 40 Jahren für herausragende Entdeckungen auf ihrem Fachgebiet. Hairer erhielt die mit 15.000 kanadischen Dollar (10.000 Euro) verbundene Auszeichnung für seine "herausragenden Beiträge zur Theorie von stochastischen partiellen Differenzialgleichungen".

Gemeinsam mit Hairer bekamen der Brasilianer Artur Avila, der Kanadier indischer Herkunft Manjul Bhargava und die iranisch-amerikanische Mathematikerin Maryam Mirzakhani die Medaille. Sie ist nach dem kanadischen Mathematiker John Charles Fields benannt und wird seit 1936 verliehen.

Für Hairer ist die Auszeichnung "eine super Sache", wie er gegenüber der APA betonte. Es handle sich immerhin "um die höchste Ehre, die man als Mathematiker bekommen kann". Hairer wurde am 14. November 1975 in Genf als Sohn des an der Uni Genf tätigen österreichischen Mathematikers Ernst Hairer geboren. Er studierte in Genf Mathematik und Physik, ist seit 2002 an der University of Warwick tätig. 2010 wurde er dort Full Professor, heuer als "Regius Professor" Inhaber einer Stiftungsprofessur der Queen. Hairer ist österreichischer Staatsbürger.

Gibt speziellen Differenzialgleichungen "Sinn"

Martin Hairer beschäftigt sich mit ganz speziellen Problemen im Bereich Differenzialgleichungen. Mit solchen Gleichungen lassen sich viele Vorgänge in der Natur, Technik und Gesellschaft mathematisch beschreiben.

Wien/Seoul. Relativ einfach ist das noch etwa bei der Berechnung einer Planetenbahn mittels gewöhnlicher Differenzialgleichung. Wenn man die Kräfte kennt, die auf einen Planeten wirken, gibt es zu jedem Zeitpunkt nur eine Unbekannte, nämlich die Position des Planeten.

Komplizierter wird es bei partiellen Differenzialgleichungen - "da hängt die Unbekannte nicht nur von der Zeit, sondern auch vom Raum ab", erklärte Hairer im Gespräch. Als klassisches Beispiel dafür nennt der Mathematiker die Wärmeleitungs-Gleichung. Mit deren Hilfe kann man ausrechnen, wie sich die Wärme zum Beispiel in einem Metallstück verteilt, das auf einer Seite kalt, auf der anderen Seite warm ist.

Bei der mathematischen Modellierung solcher Phänomene wird allerdings meist außer Acht gelassen, dass bei vielen Prozessen auch zufällige Ereignisse eine wichtige Rolle spielen. Will man diese nicht vernachlässigen, kommen stochastische Differenzialgleichungen zum Einsatz.

Eine Art von stochastischen partiellen Differenzialgleichungen, mit denen sich Hairer in den vergangenen Jahren viel beschäftigt hat (sogenannte "KPZ-Gleichungen"), beschreibt, "wie sich eine eindimensionale Grenze zwischen zwei Substanzen oder zwei Phasen generell verhält", sagte der Mathematiker. Konkret kann man sich das anhand eines Blatt Papiers vorstellen, das man gleichmäßig über eine ganze Seite hinweg anzündet. Aufgrund zufällig angeordneter Stellen, die langsamer bzw. schneller verbrennen, wird sich die Flamme ungleichmäßig durchs Papier fressen. Den Verlauf des verkohlten Rands - also die eindimensionale Grenze zwischen den zwei Phasen fest und gasförmig - kann man mit stochastischen partiellen Differenzialgleichungen berechnen.

Doch bei manchen solcher Gleichungen tauchen Teile auf, die Mathematiker sprechen von Termen, "die klassisch keinen Sinn machen". Hairer hat eine Theorie ("Theory of regularity structures") entwickelt, "die systematisch solchen Gleichungen Sinn gibt", wie er betont. Damit würden sie "für spezielle Anwendungsfälle berechenbar und auf soliden mathematischen Grund gestellt".

Die Arbeit, in der diese nun ausgezeichnete Theorie formuliert wurde, "ist noch nicht wirklich erschienen, das dauert in der Mathematik immer ziemlich lange", sagte Hairer. Seit rund 1,5 Jahren ist die Publikation fertig, seit dem Frühjahr 2013 im Internet abrufbar und soll im Fachjournal "Inventiones mathematicae" erscheinen.

 

Fields-Medaille

Die Fields-Medaille ist eine der höchsten Auszeichnungen auf dem Gebiet der Mathematik, sie gilt als eine Art Nobelpreis für diesen von Alfred Nobel in seinem Testament nicht berücksichtigten Fachbereich. Sie wird von der Internationalen Mathematischen Union (IMU) alle vier Jahre an zwei bis vier Wissenschafter unter 40 Jahren für herausragende Entdeckungen in der Mathematik vergeben.

Verliehen wird die mit 15.000 kanadischen Dollar (10.000 Euro) verbundene Auszeichnung seit 1936, und zwar immer beim Internationalen Mathematikerkongress (ICM). Die Medaille ist nach dem kanadischen Mathematiker John Charles Fields (1863-1932) benannt. Die Preisträger werden von einem Auswahlkomitee bestimmt, das vom Exekutivkomitee der IMU eingesetzt wird und dessen Mitglieder bis zur Preisverleihung geheim bleiben.

 

 

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8  Kommentare
8  Kommentare
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strasi (4.410 Kommentare)
am 13.08.2014 20:34

zeitliche Vorstellungskraft sind wesentliche Grundvoraussetzungen
um Mathe zu begreifen.
Bei mir im Gym (leider) nur auf "Durchkommlabel", daher
die allergrößte Hochachtung für solche Genies.

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am 13.08.2014 12:00

dass er die kompliziertesten Vorgänge mit einfachen Worten und Beispielen erklären kann, eben wie hier in diesem Artikel Professor Martin Hairer.

Schlechte Mathematiker unterrichten in Schulen und jagen den Schülern Angst vor der Mathematik ein, weil sie diese selber nur erlernt aber nicht begriffen haben.

Ausnahmen bestätigen die Regel.

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am 13.08.2014 17:13

Mathematik betrieben wird; normalerweise spielt sich Mathematik in Elfenbeintürmen ab. grinsen
Was an unseren Schulen betrieben wird, ist zu 90% Rechnen. [Gegenbeweis: TT übber Hairer

Wer sie allgemeinverständlich erklären kann, ist wirklich gut.

„Das erste nichttriviale Problem ergibt sich dabei schon bei der Frage danach, was Mathematik eigentlich ist und was sie alles umfasst. Eine eindeutige Definition dafür ist nicht vorhanden, da uns die Mathematik praktisch überall begegnet; mal eindeutiger, mal weit weniger klar ersichtlich.“

scienceblogs

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 13.08.2014 10:05

ganz besondere Auszeichnung.

Fein, dass auch ein Österreicher so eine Leistung erbringt und diesen Preis gewinnt.

Der eitle, selbstgefällige Herr Taschner ist nämlich nicht der einzige fähige Mathematiker in Österrreich.

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am 13.08.2014 10:32

und nicht so tendenziös wie…

Taschner versteht, für das Volk interessante Themen aufzugreifen.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 13.08.2014 10:40

Aber ich wollte halt einen kleinen Seitenhieb auf den Herrn Taschner machen. Er hat unbestritten seine Meriten und es ist ehrenhaft und wichtig, den "Normalbürgern" Sinn und Wert der Mathematik nahezubringen und zu vermitteln und auch, dass diese Sogar Freude machen kann. Das macht Taschner und das macht er gut.

Was aber Taschner auch tut, ist, besserwisserisch, überheblich und arrogant gegen andere Leute aufzutreten.

Ich habe ihn mal im Fernsehen gesehen, wo er der Expertin Helga Kromp-Kolb sehr rüpelhaft entgegengetreten ist und so getan hat, als wüsste er mehr über Klimaentwicklung, als sie.

Und im Profil hat ihn der Georg Hoffmann-Ostenhof mal vor ein paar Wochen ganz zu recht journalistisch ein wenig zurechtgestutzt, weil Taschner ihm fälschlich einige Dinge (Prognosen) unterstellt hat.

Taschner leidet offenbar an einer gewissen Art von Größenwahn, der ihn glauben läßt, er wüsste (fast) alles noch besser, als andere (Experten).

Das finde ich weniger sympathisch an ihm..

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am 13.08.2014 11:07

sah ihn leibhaftig erst einmal, und er hat schon sehr viel „Selbstbewußtsein“.


cu!

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cfgauss (15 Kommentare)
am 13.08.2014 17:17

Den Ruhm dafür darf sich aber nicht das österreichische Bildungssystem auf die Fahnen heften, denn soweit ich weiß, ging er nie auch nur einen Tag in eine österreichische Schule!

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